AQUILLA
Titel: SENTINELS OF NEW DAWN
Label: High Roller Records
Spieldauer: 49:21 Minuten
VÖ: 31. Oktober 2025
In der Musik und beim Essen mag ich es gleichermaßen traditionell. Klassischer Hard Rock oder Heavy Metal für die Ohren, Hausmannskost auf den Teller.
Als Beispiel, ich liebe Graupensuppe. So wie sie mein Opa immer gemacht hat, nach einem alten polnischen Familienrezept. Rindfleisch, Suppengemüse, Kartoffeln. Und dazwischen die knackigen, perlenden Graupen. Vor ein paar Jahren haben meine Frau und ich eine Variation entdeckt. Wenn es in den Winter geht, dann gibt es diese Suppe mit Grünkohl und Tomatenwürfeln. Das gibt es ein oder zweimal, und dann landen wir wieder beim klassischen Rezept.
Beim Metal liebe ich auch das traditionelle Rezept. Eine oder zwei Gitarren für Riffing und Leads, Bass und Drums treiben nach vorne. Der Sänger bringt die letzte Würze. Natürlich mag ich es ab und an, wenn mal was fremdes passiert. Ein Hauch Folk, ein Gastrapper oder grummelige Growls. Am Ende jedoch lande ich immer wieder bei der klassischen Variante. Wie etwa bei den Polen AQUILLA, ein Beispiel, wie Traditionsstahl klingen kann. Klingen sollte. Klingen muss.
Mit ihrem zweiten Album ist die polnische Combo endlich auch bei einem Label unter, das die Band entsprechend unterstützen kann. Zumindest etwas Werbung ist sicher noch nötig. Auch wenn die Musik verdammt für sich selber sprechen kann. Die fünf Jungs mit den echt passend bekloppten Pseudonymen musizieren auf einem hohen Level, voller Ideen. Spritzig, rasend, affengeil. Ja, für diesen altmodischen Sound darf diese altmodische Vokabel herhalten.
Unter den zehn Tracks einige hervorzuheben fällt fast schwer. Für mich ganz vorne steht etwa das maidenesk groovende ´Battalion 31´. Wenn dann die große Stille hereinbricht, der große Chor ohohoot, das ist schon großes Kino. Da stimmt jede Note, jede Zutat. ´The Curse Of Mercurion´ flirtet mit King Diamond Elementen, ´Technocrats Tyrany´ speedet auf den Spuren technischem US Stahls. Nur die Schreie sind nicht ganz so spitz. Der wuchtige Zehnminüter zum Abschluß ´The Prophet´ erinnert mich streckenweise an die epische Phase der Götter von Savatage. Ich kann mir (auch wenn ich noch nie da zu Gast war) AQUILLA gut auf einem Keep It True vorstellen. Oder am Ohmbachsee, wenn das Iron Fest gefeiert wird. Wenn die Band live nur ansatzweise so rüberkommt, wie auf diesem Tonträger, dürfte es vor der Bühne ziemlich schnell ziemlich voll werden.
Oder, irgendwie als Analogie, der Topf mit der Graupensuppe zügig bis auf den letzten Krümel geleert.
Mario Wolski vergibt 8,5 von 10 Punkten


