APEIRON BOUND – MULTIPLICITY

APEIRON BOUND

Titel: MULTIPLICITY

Label: LAYERED REALITY PRODUCTIONS

Spieldauer: 66:51 Minuten

VÖ: 26. August 2022

Die US Prog Metaller APEIRON BOUND und ihr vertrackter und anspruchsvoller Sound auf der neuen “Multiplicity“ Scheibe machen es uns wahrlich nicht ganz leicht. Habe ich dem extrem facettenreichen und fordernden Material doch so etliche Durchläufe gewährt, so recht warm werde ich damit nicht.

Dabei ist hier musikalisch alles im grünen Bereich und sowohl kompositorisch als inhaltlich und vom thematischen Überbau über jeden Zweifel erhaben. So werden in den Texten einzelne, meist dunkle philosophische und psychologische Themen behandelt, worauf bereits Songtitel wie `Eleutheromania´ (= die manische Sehnsucht nach Freiheit), `Emotive Servitude´ oder `Absent Familarity´ hinweisen.

Der undurchschaubare Hybrid aus modernem Prog, Symphonic und Black Metal sowie einigen Post/Ambient Elemente ist wahrlich schwer verdaulich und nicht für die entspannte Cabriofahrt geeignet. Die Kompositionen sind dynamisch, facettenreich, lang und komplex, oft aber auch bewusst chaotisch, manchmal gar verwirrend bis verstörend.

Komponist und Gitarrist Andrew Stout wirft mit harten Riffs, chaotischen Momenten, unerwarteten Wendungen und Breaks sowie progressiven Motiven nur so um sich. Die Songs strotzen vor wechselnden Tempi und Stimmungen sowie entstellten Melodien und verzwickten, gegenläufigen Rhythmen und Strukturen.

Das Ganze wird von einem leisen, piano-/synthielastigen Intro eingeleitet und mit dem bombastischen `Era in Fenim/Novis Initiis´ mit üppiger Orchestrierung dramatisch-cineastisch abgeschlossen. Als Anspieltipp nenne ich das liebgewonnene `My Sweet Stockholm´, das alle genannten Trademarks aufweist, auch die oft verwendete Mischung zwischen Klargesang und harshen Vocals.

Das ebenfalls grandiose ‚Absent Familiarity‘ beginnt mit einer Drum´n´Bass-Passage und harten Riffs und erinnert im ersten Teil ein wenig an eine moderne Dream Theater zu “Train Of Thought“-Zeiten hoch 5 und weist tatsächlich mal so etwas wie einen Refrain auf, bevor es nach einer ruhigen Passage in Black Metal Raserei endet.

“Multiplicity” ist kreativ, einzigartig und experimentell und für Kenner und Liebhaber des extremen Prog Metals sicherlich eine bahnbrechende, anspruchsvolle Entdeckungsreise voller Ideen und Wendungen. Für die anderen ist die Platte ein zwar äußerst interessanter, aber auch destruktiver oder gar unbekömmlicher Silberling, der einige Durchläufe benötigt.

Michael Gaspar vergibt 7,5 von 10 Punkten