ANDI THE WICKED
Titel: SEXUALLY TRANSMITTED MOJO
Label: ACFM-RECORDS
Spieldauer: 47:15 Minuten
VÖ: 11.03.2022
Als hätte man nur auf den Frühlingseinbruch gewartet, kommt morgen endlich das neue Album von Saitenhexer ANDI THE WICKED bei ACFM-Records raus. Schon der Opener ‚Staccato Mayhem‘ verstärkt die Strahlkraft der Sonne um ein Vielfaches und man wähnt sich auf einem Höllenritt im Cabrio entlang einer US-amerikanischen Küstenstraße.
Jepp, das kann er der Andi: Nur mit seiner Klampfe bewaffnet Filme im Kopf erzeugen und Geschichten erzählen wie im folgenden ‚Just A Tale‘. Das Schöne ist, dass diese Filme und Geschichten komplett der Fantasie des Hörers entspringen und somit höchst individuell sind.
Ganz alleine wirbelt der Gute, der mit bürgerlichem Namen Andreas Dötsch heißt, auf seinem Zweitwerk diesmal allerdings nicht. Denn statt eines Drumcomputers, welcher noch beim Debütalbum „Freak On Frets“ zum Einsatz kam, ist hier ein Drummer aus Fleisch und Blut zu hören.
Dieser hört auf den Namen Jan Hinz – ein Name, der mir bis dato völlig unbekannt war – und haut hier so richtig auf die Kacke! Durch sein dynamisches und variables Spiel bereichert Hinz die acht Songs wirklich ungemein, wie zum Beispiel durch sein Doublebass-Gewitter beim Titeltrack.
Worum genau es bei ‚Sexually Transmitted Mojo‘ geht, will der Protagonist nicht verraten, nur dass der Besuch bei seinem Urologen namensgebend dafür war. Auch hier sind der Fantasie also keine Grenzen gesetzt, auch wenn man auf seine Fantasie in diesem Fall wohl lieber verzichtet. Da kommt das kurze Zwischenspiel auf der spanischen Gitarre namens ‚The Wicked Interlude‘ genau richtig, um wieder auf schönere Gedanken zu kommen.
Nach dieser kurzen Verschnaufpause nimmt einen das Opus Magnum des Albums mit auf die Reise durch ‚Four Chapters‘, von denen auch jedes für sich alleine stehen könnte. Doch gerade die Verquickung vier verschiedener Parts, mit ihren unterschiedlichen Tempi und Stimmungen, machen den Reiz dieses Zehnminüters aus. Der Song ist genauso ein Brecher wie das ebenso lange ‚Threat‘ vom Vorgängeralbum und bietet alles, was der Maestro spieltechnisch und songschreiberisch draufhat.
Weitere Facetten seines Spiels fügt Dötsch mit den nächsten beiden Tracks hinzu, deren Titel für sich sprechen: ‚The Classical Part Act 2‘ & ‚Heavy Blues‘. Eigentlich könnte hier Schluss sein, aber der Andi ist nun mal ‚Too Dumb To Quit‘ und so haut er zum Ende nochmal eine siebenminütige Salve halsbrecherischer Licks und Soli raus. Das abschließende ‚Drunk And Dirty Guitar Solo‘ ist eigentlich mehr ein Bonustrack und ein Ausschnitt der Steelpreacher-Show von der „Masters Of The Underground“-DVD.
ANDI THE WICKED ist weder ein Vai, noch ein Malmsteen und das ist gut so. Sein Anspruch ist es zu keinem Zeitpunkt, sich als Guitarhero zu produzieren, sondern bei ihm steht stets der Song im Mittelpunkt. Das hat er bereits bei Steelpreacher und Wolfen auch im Bandkontext unter Beweis gestellt und das ist auch bei seinem Soloalbum nicht anders.
Als gelernter Tontechniker hat er „Sexually Transmitted Mojo“ natürlich auch einen wuchtigen Sound verpasst. Zudem ist auf dem Cover eindrucksvoll zu sehen, wie rapide seine Haarpracht zwischen seinen beiden Studiowerken gewachsen ist. Wisst Ihr, was Shampoo und Conditioner in rauen Mengen kosten?! Also kauft diesen Dreher, der Kerl braucht die Kohle: ANDI THE WICKED – Sexually Transmitted Mojo [CD Album] › M+ Music, Merch & more (mplus.rocks)
Alex Fähnrich vergibt 9 von 10 Punkten