AMMIFY – LOST, NOT HIDING

AMMIFY

Titel: LOST, NOT HIDING

Label: WORMHOLEDEATH RECORDS

Spieldauer: 54:00 Minuten

VÖ: 14. Juni 2024

Aus dem australischen Perth stammt das Duo AMMIFY und besteht aus Ammy Phoenix (Vocals/Lyrics) und Peter Renzullo (Musik/Produktion). Sie selbst bezeichnen ihren Stil als CineMetal und ihr Debütalbum “Lost, Not hiding“ als Liederzyklus für „those who have been beaten down by life, by love, by relationships and by society… but not broken”.

Sie wildern bei diversen Metalspielarten und kombinieren diese mit cinematischen Lyrics, üppigen Klanglandschaften und malen anschauliche musikalische Bilder mit interessanten Songstrukturen, die auch mal Harmonien zur Hauptlinie, dann Gegenmelodien und dann wieder mehrstimmige Harmonien auf den Gegenmelodien aufweisen.

Dabei geht es in manchen Songs wie dem fulminanten als Massive Attack Reminiszenz bezeichneten Opener `Homesick´ oder der Vorabsingle `The Truth Will Set You Free´ durchaus auch mal rockig/metallisch zu, aber es gibt auf der Scheibe auch jede Menge elektronische Elemente, treibende Beats und Percussions sowie Trip Hop, Ambient-artige Sounds und melodisch-ätherische Vocals zu finden.

Dabei gelingt es tonnenweise Atmosphäre und Emotionen zu erzeugen, wenn Ammy über tiefgründige Themen wie Heimweh, Feigheit und Trauer singt. Oder die Kompositionen lassen vor dem inneren Auge bunte Bilder entstehen, wenn `The Canary´ förmlich den farbenfrohen Kanarienvogel in die Lüfte emporsteigen lässt oder die `Fluffy Little Rats´ umherlaufen.

Beeindruckend ist dabei auch und vor allem die stimmungsvolle Dynamik, die immer wieder aus dem Wechsel und Kontrast zwischen schnellen und ruhigen, akustischen und lauten Passagen entsteht. Im traditionellen Sinne Metal oder in klassischer Weise symphonisch ist hier allerdings eher wenig.

Das Album ist über eine Zeit von zwei bis drei Jahren online entstanden, was die Tiefe der Verbindung und Kreativität der Scheibe umso eindrucksvoller macht. Daraus ist übrigens auch der Bandname AMMIFY hervorgegangen. Ein Verb, mit der die Sängerin eine ihr übersandte Songidee des Kollegen kommentierte: „sounds okay but I´ve got to ammify it a bit“.

Die etwas gitarrenlastigeren Tracks erinnern an Alternative der Marke Evanescence oder Garbage, sind aber mehr als hörenswert. Die treibenden Parts von `Involuntarily Celibate´ (was für ein Songtitel) haben etwas von den britischen New Proggern Muse.

Einen guten ersten Eindruck eines spannenden Silberlings bieten außerdem die „Anti-Ballade“ `Evaporate´, das facettenreiche `Ready, Set, Let Go´ und das finale `Run And Hide´.

Aufgeschlossene Metaller, die bei elektronischen Sachen wie Massive Attack, Moloko oder Goldfrapp sowie den genannten oder ähnlichen Alternative Acts nicht gleich schreiend die Flucht ergreifen, sollten hier mal ein Ohr riskieren. Es lohnt sich!

Michael Gaspar vergibt 7,5 von 10 Punkten