ALCEST
Titel: LES CHANTS DE L´AURORE
Label: NUCLEAR BLAST RECORDS
Spieldauer: 43:41 Minuten
VÖ: 21. Juni 2024
Fünf Jahre nach ihrem letzten Album “Spiritual Instinct“ (2019) melden sich die französischen Meister des Post Rock und Blackgaze/Shoegaze eindrucksvoll mit ihrem siebten Full-Length-Output “Les Chants de L´Aurore“ (Die Gesänge der Morgenröte) zurück.
Das Duo aus Mastermind und Multiinstrumentalist Neige sowie Drummer Winterhalter präsentiert sieben neue Kompositionen zwischen eindrucksvollen Soundwänden, akustischen, ruhigen Ausflügen und wilden Black Metal Ausbrüchen.
Die Songs transportieren die Atmosphäre haufenweise ins heimische Wohnzimmer und setzen das jeweilige Thema, die Atmosphäre und/oder die damit verbundenen Emotionen perfekt in fesselnde musikalische Erlebnisse mit Texten in ihrer Muttersprache um.
Dabei gelingt spielerisch der Wechsel zwischen bombastischen und intimen Momenten, zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, zwischen Black Metal Wut und musikalischen Verschnaufpausen.
Bereits der Opener `Komorebi´, das japanische Wort für „(Sonnen)Licht, das durch Blätter fällt“, entführt den Hörer in eine andere Welt auf eine beinahe spirituelle Reise in die Natur, bevor man mit `L´Envol´ (der Flug) die Schwingen ausbreitet, um der „irdischen Realität zu entfliehen, um mit einem mystischen Vogelschwarm durch die Grenzen unserer Welt zu fliegen.“
`Améthyste´ bietet facettenreiche acht Minuten zwischen Anmut und Agression. Neige singt, keift und schreit, mal beinahe zerbrechlich, mal melodisch, mal brutal.
`Flamme Jumelle´ (Zwillingsflamme: die beiden Hälften einer Seele, die getrennt voneinander in zwei verschiedenen Menschen auf der Erde inkarniert sind) beleuchtet mit fast tänzerischer Leichtigkeit und Spielfreude die Sterblichkeit des Menschen, bevor das kurze Intermezzo `Réminiscence´ mit Piano- und Celloklängen, ätherischen, hohen Gesängen daher und ohne Lyrics auskommt.
`L’Enfant De La Lune´ (Das Kind des Mondes) ist der schnellste, dynamischste und vielleicht erhebenste, beinahe euphorische Track des Albums, bevor L’Adieu (Der Abschied) einen wehmütigen Blick zurückwirft, ein sentimentales Durchatmen darstellt, bevor es in den grauen Alltag zurückgeht.
Fazit: großartige, emotionale, vielseitige Scheibe, atmosphärisch, verträumt und wunderschön, aber dennoch düster, eindringlich und manchmal bedrohlich. Dramatisch und aufgeladen im einen Moment, melancholisch und in sich gekehrt im nächsten Augenblick.
Michael Gaspar vergibt 9 von 10 Punkten