AIR RAID – FATAL ENCOUNTER

Air Raid - Fatal Encounter

AIR RAID

Titel: FATAL ENCOUNTER

Label: High Roller Recorts

Spieldauer: 37:31 Minuten

VÖ: 24. Februar 2023

Hossa, endlich blasen die schwedischen Metalheads AIR RAID mit ihrem vierten Album „Fatal Encounter“ mal wieder zum musikalischen Luftangriff (Höhö Nr. 1). Sieht man von der starken, mittlerweile aber auch schon wieder vier Jahre alten Singleveröffentlichung „Demon’s Eye“ab, hat die Band jetzt fast sechs Jahre fĂŒr den Nachfolger ihrer letzten Scheibe „Across The Line“ gebraucht.

Ohne Umbesetzungen lĂ€uft es bei den Schweden wohl leider nicht: Die beiden Urmitglieder Robin Utbult und David Hermansson haben das personell schon immer leicht taumelnde Luftschiff (Höhö Nr. 2) seit dem VorgĂ€nger verlassen. (Nicht mehr ganz so) neu am Start sind dafĂŒr seit 2018 Bassist Jan Ekberg und seit 2019 (nach drei Drummerwechseln innerhalb weniger Monate – Spinal Tap lassen grĂŒĂŸen) Schlagzeuger William Seidl. Und dann kam Corona… YEAH!

Aber was soll’s? AIR RAID sind wieder da und es gibt gleich auch eine kleine Sensation: Gitarrist, Bandkopf und letztes verbleibendes Urmitglied Andreas Johansson hat es trotz der langen Wartezeit doch tatsĂ€chlich geschafft, einen zweiten Longplayer mit dem gleichen SĂ€nger in die Luft zu bringen (Höhö Nr. 3 – OK, ich hör ja schon auf).

Nun aber endlich zum Album! „Fatal Encounter“ setzt prinzipiell erstmal fast nahtlos die Linie von „Across The Line“ fort – mit vielen positiven, fast schon erschreckenden Parallelen: Neun (starke) Songs, an fĂŒnfter Stelle wieder ein Instrumental (diesmal allerdings kĂŒrzer und klassisch orientiert), bis auf 14 Sekunden fast identische Gesamtspielzeit und HEY (bitte jetzt Trommelwirbel vorstellen): Sogar der Gesang klingt Ă€hnlich (Sorry, der musste einfach noch sein)!

SĂ€nger Fredrik Werner liefert auf „Fatal Encounter“ (erneut) einen grandiosen Job ab und erinnert mich mit seiner gleichzeitig melodisch-warmen wie kernig-rockigen Stimme stark an Goldkehlchen Johnny Gioeli von Axel Rudi Pell. Und auch musikalisch erinnern AIR RAID auf dem Album oft an die zahlreichen straighten Metal-Kracher von Axel Rudi Pell (also ohne ausufernden Klassik-Pathos oder Balladengedöns), vereinzelt auch an Saxon. Das ist durchaus als Kompliment und gewisses Alleinstellungsmerkmal zu werten – vor allem im ĂŒblichen Vergleich mit Ă€hnlich starken Landsleuten wie Screamer, Enforcer, Ambush & Co.

„Fatal Encounter“ startet mit dem hymnischen Midtempo-Fistraiser ‚Thunderblood‘. Uptempo-Kracher wie das folgende ‚Lionheart‘, ‚See The Light‘ und ‚One By One‘ sollten die Herzen aller Headbanger und bisherigen AIR RAID Fans einfach höher schlagen lassen. So einen amtlichen Stampfer wie ‚Let The Kingdom Burn‘ hatten AIR RAID bisher noch nicht im Programm – Axel Rudi Pell (na klar) meets W.A.S.P. & Savatage. Ebenfalls neu sind gewisse AOR-Vibes bei den Songs ‚In Solitude‘ (mein persönliches Highlight), ‚Edge Of A Dream‘ und dem Closer ‚Pegasus Fantasy‘ – ĂŒberraschend cool, durchaus noch ausbaufĂ€hig.

Fazit: „Fatal Encounter“ ist ein starkes, absolut gelungenes „Comeback“, produktionstechnisch das beste und von Songwriting und Gesangsleistung her definitiv das facettenreichste Album von AIR RAID. In Sachen HItdichte und „Headbang-Faktor“ kommt es trotzdem nicht ganz an den eingĂ€ngigeren VorgĂ€nger ran. Der kultige Quasi-Alltime-Klassiker „Point Of Impact“ bleibt weiterhin unerreicht. Nichtsdestotrotz: Qualitativ lassen AIR RAID auch mit ihrer neuen Platte (und live sowieso) mindestens 97,5% der Szene hinter sich.

Joe Nollek vergibt 8,5 von 10 Punkten