ADORNED GRAVES
Titel: THE EARTH HATH OPENED HER MOUTH
Label: EIGENPRODUKTION
Spieldauer: 73:00 Minuten
VÖ: 21. Juli 2023
Heilige Scheiße, wie geil ist das denn bitteschön?! Dass ADORNED GRAVES aus Kaiserslautern eine ungewöhnliche Band sind, wusste man spätestens seit ihrem letzten Album „Being Towards A River“. Mit einem solchen Geniestreich wie dem neuen Dreher „The Earth Hath Opened Her Mouth“ war allerdings nicht unbedingt zu rechnen.
Während ich bei der Rezension des wirklich tollen Vorgängers noch halbwegs versuchte, ADORNED GRAVES in die Schublade zu zwängen, die sie selbst mit „Doom N‘ Thrash“ beschriftet haben, werden hier alle Kategorien gesprengt und ein ureigener Stil geprägt, der eine gewisse Seelenverwandtschaft mit den Avantgardisten von Disillusion aufweist, jedoch wesentlich roher und ungeschliffener daherkommt.
Hört euch einfach mal das ungezügelt thrashende ‚Son Of Soil‘ und das magmahaft aus den Boxen kriechende ‚Beyond The Silence‘ direkt danach an und ihr glaubt fast, es mit zwei völlig unterschiedlichen Bands zu tun zu haben. Wäre da nicht dieser ständig mitschwingende Kauzfaktor, der mich immer wieder an die Mitpfälzer von Lord Vigo erinnert. Dazu kommen viele akustische, fast schon folkige Elemente, die dieses Album unheimlich erden.
Dem Erfolgsmodell des Vorgängers folgend hat man auch diesmal auf eine ganze Reihe von Gastsänger:innen zurückgegriffen, die mit ihren unterschiedlichen Stimmen den ohnehin unerhört hohen Abwechslungsreichtum der Musik noch einmal steigern. Die prominentesten Namen auf der langen Liste sind sicher Herbie Langhans (u.a. Avantasia) bei ‚Pilgrim’s Path‘ und Kobi Farih (Orphaned Land) beim darauffolgenden ‚Progenitors‘. Aber selbst ohne Gesang brilliert das Quartett mit dem arschgeilen Instrumental ‚Wind Over Glen‘.
Es würde hier zu weit führen, auf das ganze Dutzend Tracks detailliert einzugehen, denn jeder ist ein kleiner Mikrokosmos für sich und ein Teil des Gesamtkunstwerks namens „The Earth Hath Opened Her Mouth“. Oh ja, ich spreche hier bewusst von Kunst, aber keine die man in einer Galerie oder der Oper findet, sondern vielmehr in der Schönheit der Natur oder in sich selbst. Denn dieses Album ist nicht weniger als eine abenteuerliche Reise zu dir selbst, wenn du bereit bist, dich auf diese Pilgerschaft einzulassen. Allerdings ohne erhobenen Zeigefinger oder narrensichere Bedienungsanleitung, denn „ADORNED GRAVES stand against any kind of religious and political extremism and for human dignity and charity.“ (Text von der CD)
Ab 21. Juli könnt ihr das gesamte Album auf den üblichen Portalen streamen, aber tut euch selbst einen Gefallen und sichert euch schon jetzt eine von nur 150 CDs, die von diesem Juwel angefertigt wurden, hier: webmaster@adorned-graves.de
Alex Fähnrich vergibt 9,5 von 10 Punkten