
ADORNED GRAVES
Titel: DREAM I
Label: Soundmass
Spieldauer: 22:23 Minuten
VÖ: 27. Juni 2025
Bands aus der Pfalz scheinen es in den Genen zu haben. Irgendwie, so kommt es mir vor, gehen sie gerne ihre ganz speziellen eigenen Wege. Ich erinnere nur kurz an Lord Vigo, die gerade mit starken Achtziger-Gothic-Anleihen hantieren. In die Achtziger reisen ADORNED GRAVES auch. Nur ohne Gothic. Dennoch überraschend.
Seit ihrer Gründung 1993 durch die Brüder Cailen und Deafon Graever und erst recht seit der ersten EP „The Hand Of Death“ verwöhnen sie mit ihrer spannenden Mixtur aus Thrash und Doom, aus Epik und Technik. Vor allem ihr letztes Werk, „The Earth Hath Opened Her Mouth„, wurde von unserem Alex hier nicht grundlos abgefeiert.
Zum zehnjährigen Jubiläum ihrer ersten EP liefern ADORNES GRAVES ab. Nicht nur haben sie sich ein Label gesucht. Sie arbeiten jetzt mit dem kleinen australischen Label Soundmass. Hier erscheint nun „Dream I“. Verstärkt mit einem Gastsänger, Craig Cairns, den man vielleicht von den Briten Tailgunner kennt. Und für die fünf hier zu hörenden Stücke gibt es auch kaum einen besseren Sänger.
Die erste Nummer ´Argument From Reason´ ist vielleicht noch am nächsten dran am Thrash. Ich empfange hier Erinnerungen an Metallicas Schwarzes Album. Vor allem das kurze und knackige Solo klingt sehr nach dem Quartett aus der Bay Area. Es folgt der Titelsong. Hier breche ich in begeisterte Liebe aus. ´Dream I´ klingt so dermaßen nach „Thundersteel“ und Riot, wie Riot selbst seit Jahren nicht mehr. Ich fühle mich in der Zeit zurückversetzt um viele, viele Jahre. ´Mourning Town´ versprüht Vibes von Dio. Der Start in ´Legacy Of Worms´, dieses kleine Gitarrenlead, erinnert an so manche glorreiche Idee von Rudolf Schenker. Hier grüßen, so fühle ich das zumindest, die härteren Scorpions der ersten Hälfte der Achtziger. Ich muss nicht extra erwähnen, dass ich die Orgel in ´The Abyss´ wirklich als eine tolle Zutat empfinde.
Ja, die Jungs aus Kaiserslautern haben ihren eigenen Weg scheinbar verlassen. Vielleicht gehen sie hier einen Umweg. Ganz sicher aber, gehen sie nicht fehl. Denn diese fünf Songs sind wirklich irgendwie eingängig und trotzdem nicht simpel. Sie machen Spaß und nehmen einen mit. Und sie machen Lust, diese Band auf einer Bühne zu erleben. Ich weiß, das scheinen sie nur selten zu tun. Irgendwie kann ich mich nicht erinnern, je gesehen zu haben, dass sie Konzerte ankündigen. Selbst auf ihrer Homepage ist der letzte Auftritt im Jahr 2018 dokumentiert. Aber gut, dafür nehmen sie die Arbeit im Studio scheinbar noch mehr ernst.
Einziges Manko. Ich finde, wie die Songs enden, nicht sehr gelungen. Von allen Lösungen sind Fade Outs meist die am wenigsten gute. Das aber ist nur ein kleiner Unterton bei einem wirklich sehr gelungenen und viel zu kurzen Tonträger.
Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten