ACT OF CREATION – MOMENTS TO REMAIN

ACT OF CREATION

Titel: MOMENTS TO REMAIN

Label: Massacre Records

Spieldauer: 52:03 Minuten

VÖ: 19. Juli 2024

ACT OF CREATION hörte ich zum ersten Mal als sie ihr letztes Album “The UncertainLight” bei Black Sunset veröffentlichten und das ist mittlerweile vier Jahre her. Über “The Uncertain Light” schrieb ich damals:

“Boxen aus. Durchatmen. 55 Minuten Achterbahnfahrt mit Act of Creation und „The Uncertain Light“. 55 Minuten mit Liedern, die aus dem Leben der Siegerländer Metalkombo erzählen. Eine Reise durch Trauer, Wut, Angst, Verzweiflung und Hass. Das sind alles Gefühle, wie sie jeder von uns in verschiedenen Lebensbereichen schon durchgemacht hat. Mit peitschenden Riffs, donnerndem Bass und einem Drummer, der nach einem Gig garantiert kein Fitnessstudio braucht, wird Sängerin Jess der perfekte Sound für ihre Growls geliefert, welche sich vor Größen des Genres nicht verstecken brauchen. Hammerharter Melodic-Death/Thrash Metal aus Siegen. Pflicht für jeden Fan des Genres!”

Noch heute stehe ich zu 666% hinter diesem Fazit und blicke deshalb voller Vorfreude auf “Moments To Remain”, das am 19. Juli bei Massacre Records veröffentlicht wird. Lyrisch haben sich die Siegerländer dem Thema Thema Zeit angenommen, ein erster Hinweis darauf ist das Cover Artwork des Albums, das in Zusammenarbeit von Timon Kokott Art-Work und ACT OF CREATION entstanden ist. Die Connection zum Vorgängeralbum findet sich in dem abgebildeten Mädchen, das am See sitzt, in dem sich die Uhr (die Zeit) auflöst – dieses Mädchen war auch auf dem Cover des Vorgängers zu sehen. “Moments To Remain” folgt dem Konzept, einen Tag zu reflektieren und über erlebte Ereignisse zu sinnieren.

Das hört sich absolut interessant an, was Jessica Nicole Kork (Vocals), Carsten Schluch (Gitarre), Göksel Hamali (Gitarre), Holger Fischer (Bass) und Dirk Meyer-Berhorn (Drums) auf CD/LP gebannt haben. Wer sich fragt, warum Sebastian Nienaber nicht als Drummer aufgeführt ist, dem sei gesagt, dass es sich bei der obigen Aufzählung um die Musiker handelt, die “Moments To Remain” aufgenommen haben. ACT OF CREATION haben für “MTR” eng mit Audio-Engineer Dennis Koehne zusammengearbeitet und ich bin gespannt, was Jess und “ihre” Jungs auf “Moments To Remain” raushauen werden.

Beim Opener ‘Awake’ (Bonus Track) hört man zunächst eine Uhr ticken, dann geht der Track mit brachialem Drumgeballer richtig los. Schon in diesem ersten Song hört man, dass ACT OF CREATION nichts verlernt haben, ganz im Gegenteil. ‘Come With Me’ ist einen Tacken melodischer und Jess lässt uns ihre klare Stimme hören, als sie von Freiheit singt und davon, dass wir unsere begrenzt zur Verfügung stehende Zeit nutzen sollten und das bestmöglich. Mit Vollgas geht es in ‘Under Friendly Fire’ weiter und ich möchte bereits an dieser Stelle sagen das mir diese Gangart von Gitarren und Drums noch besser gefällt als auf “The Uncertain Light” und auch Jess klingt hervorragend gut – in klarem und gutturalem Gesang – sehr geil bis hierhin. Mit ‘Egoist’ kommt eine kurze aber knackige Feuerwalze aus den Boxen geschossen, bei der es sich um das Thema Burnout dreht. Bevor ‘Moments To Remain’ seine ganze emotionale und musikalische Wucht entfacht, ist Wasser zu hören, das Wellen schlägt und ein paar Krähen sind ebenfalls zu vernehmen. Der Song selbst handelt vom Gedächtnisverlust und wird vielen wohl sehr nahe gehen – denn es ist furchtbar, wenn ein geliebter Mensch sich nicht an dich erinnert. ‘Cry Of A Peacecrow’ (Bonus Track) ist komplett instrumental und die Gitarren wurden von Dimitrov Ivchenko komponiert und gespielt. Angesichts der aufwühlenden Gefühle des Titelsongs ist es dieses kurze instrumentale Stück, bei dem sich die eine oder andere Träne nicht vermeiden lässt.

Mit ‘Dying Inside’ gibts wieder Kost nach Art des Hauses und auch ‘Confront The Truth’ ist eine stahlharte Nummer bei der ACT OF CREATION so brachial abliefern das der entstandene Druck die Gesichtsfalten glättet! Nach ‘Lost Little Soul’ braucht es einen Moment des Durchatmens. Die Nummer gehört zweifelsohne zu den besten auf dem Album und zu den emotionalsten, die ich je gehört habe, über den Inhalt schweige ich an dieser Stelle jedoch. ‘Beyond Reality’ und ‘Agonizing Slumber’ sind die letzten Tracks mit Gesang und ‘Into Dreams’ (Bonus Track) schließt als Outro die Platte ab, aber nicht die Gedanken rund um “Moments To Remain” und auch nicht die immense Lust die Scheibe nochmal zu hören und sich diesem intensiven Werk hinzugeben.

Es gibt nicht viele Momente, bei denen ich durchatmen muss, wenn ein Album oder ein Konzert endet, bei dem sowohl Seele als auch Geist und Körper ob der Intensität kurz Pause brauchten, um das Erlebte einzuordnen. Das letzte Mal war das ein Machine Head Konzert, heute ist es “Moments To Remain”. Die Platte macht musikalisch so brutal viel Bock, feuert ein brutales Riff nach dem anderen raus, ballert Blastbeats raus und knackige Bässe die den Boden beben lassen. Jess musste bei “The Uncertain Light” schon keinen Vergleich mit anderen Sängerinnen scheuen und ist jetzt NOCH BESSER und NOCH INTENSIVER und NOCH VARIABLER in ihrer Stimme. Das alles in Kombination fetzt mich einfach weg – keine Ahnung. wie ich das sonst beschreiben soll. Die Texte sind natürlich sehr emotional, aus dem Leben gegriffen und gehen unter die Haut, sodass ich dann und wann mit mir ringen musste – was aber durch lautes Mitsingen und Headbangen kanalisiert werden und auch in positive Energie umgewandelt werden kann.

“Moments To Remain” ist ein Anwärter auf meine Top 5 Melodic Death Metal Alben des Jahres und andere Bands werden es schwer haben, an dieser intensiven und energiegeladenen Scheibe vorbeizukommen!

Tobi Stahl vergibt 10 von 10 Punkten