
ACROLYSIS
Titel: INTOXICATOR
Label: Eigenveröffentlichung
Spieldauer: 59:30 Minuten
VÖ: 01. Juni 2025
Mit ihrem zweiten Longplayer „Intoxicator“ liefert das australische Trio ACROLYSIS ein – im positiven wie evtl. auch negativen Sinne – „interessantes“ Album ab, das den bisherigen Sound der Band um diverse stilistische Facetten erweitert, dadurch vielleicht aber nicht unbedingt größere neue Zielgruppen anspricht.
Acrolysis
Das 2017er-Demo „The Revolution Is Coming“, die 2019er EP „Black Dog’s Serenade‘ als auch das erst zwei Jahre alte, teilweise richtig coole Debütalbum „Revolution“ würde ich stilistisch mit Bands wie Xentrix (in den 90ern), Am I Blood, Psycho Side (falls die jemand kennt) oder auch Souls At Zero (Ex-Wrathchild America) und den deutschen Undertow vergleichen.
Das heißt: ACROLYSIS spielten bisher klar midtempo-lastigen, rhythmischen bis leicht groovenden und tendenziell thrashig angehauchten Metal, der nicht nur aufgrund der Hetfield-ähnlichen Vibes von Sänger/Gitarrist Konstantine Ana immer wieder mal an „Midtempo-Metallica“ zu „Master“- und „Justice“-Zeiten erinnert.
Ganz so einfach und passend ist diese Einordnung auf „Intoxicator“ jetzt definitiv nicht mehr…
Intoxicator
Tatsächlich können das neue Album und selbst einzelne Songs darauf kaum in noch klar konventionelle Stil-Schubladen gepackt werden. Der flotte Opener ‚I Fell Like Lightning‘ und ‚Nevermore‘ kombinieren groovigen Metal gekonnt mit eingängigen Punk-Melodien à la Bad Religion oder Rise Against. Ungewohnt, songtechnisch aber klar hitverdächtig. Mein persönlicher Favorit ‚Dead Man’s Hand‘ hingegen ist ein geiles thrashiges Groove-Monster, dass auch auf „Independent“ von Sacred Reich eine super Figur gemacht hätte.
Das starke ‚Insane‘ und das sowie gegen Ende melodischer werdende, aber nicht ganz zwingende ‚The Inevitable‘ erinnern noch am ehesten an die bisherigen Alben und damit vor allem an Am I Blood und Xentrix zu „Kin“-Zeiten. Bei den eher schleppenden Achtminütern ‚A Nicotine Prayer‘ und ‚No Compromise‘ sowie dem passend betitelten ‚Melancholy In Stone‘ kommen dann noch einige tolle melancholisch-balladeske Parts sowie melodische Doom- und Sludge-Einflüsse – song- und spannungstechnisch jedoch auch einige unnötige Längen – hinzu.
Zwei Songs passen dann aber so gar nicht ins musikalische Bild: So überrascht der eingängige Titelsong ‚Intoxicator‘ mit einer Mischung aus meldodischem Punkrock und Metalcore sowie durchgehender proggiger, aber irgendwie auch reißbrettartig klingender Piano/Keyboard-Untermalung, Und das ebenfalls mit Keyboards unterlegte, neunminütige Instrumental ‚Phase 153‘ klingt zum Abschluss wie ein (zu) perfektes Best-of aus Amorphis, Dream Theater und Metallica – saugeil komponiert, hinterlässt aber auch einen gewissen „Reißbrett-Eindruck“.
Fazit
Einerseits finde ich „Intoxicator“ richtig cool, eben weil ACROLYSIS nicht nur mit einigen wirklich starken Songs, sondern auch mit zahlreichen stilistischen Überraschungen aufwarten. Andererseits wirkt das Album dadurch nicht wirklich homogen und man bekommt das Gefühl, dass die Band selbst gerade nicht richtig weiß, wo sie musikalisch hin will.
Zudem lässt mich das Gefühl nicht los, dass zumindest der Titelsong ‚Intoxicator‘ und das Instrumental ‚Phase 153‘ eher am PC (ggf. sogar mit KI-Unterstützung) als organisch im Proberaum entstanden sind. Denn gerade im Vergleich zum sonstigen Material der Band klingen beide für mich einfach zu „perfekt“ und schablonenartig. Will keiner Band was unterstellen, aber irgendwie hat das Album für mich dadurch ein gewisses „Geschmäckle“.
Joe Nollek vergibt 6,5 von 10 Punkten