ABRAXAS – SHATTERED BY A TERRIBLE PREDICTION

ABRAXAS

Titel: SHATTERED BY A TERRIBLE PREDICTION

Label: Golden Core/ZYX

Spieldauer: 59:36 Minuten

VÖ: 21. März 2025

Bei der BASF in Ludwigshafen kann es vorkommen, dass irgendwelche überzähligen Gase abgefackelt werden. Dann sieht man eine ziemlich große Flamme auf einer Esse. Vor allem bei Nacht ist es, auch im Norden Mannheims, weit zu sehen, dieses spezielle Licht. Für jeden von uns gibt es sicher auch Platten, die ein ähnlichen Licht in unser Leben strahlen. Leider dürften die süddeutschen Metaller von ABRAXAS da eher nicht dazugehören.

Abraxas wurde 1985 von Bassist Jan Müller und Schlagzeuger Heiko Burst gegründet. Nach einigen Besetzungswechseln im Jahr 1988 nahm die Band ihr erstes Demo „Vampire“ auf. Im Asnchluss fand Sänger Joachim Hittinger den Gitarristen Oliver Mindner, der zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre alt war. Im April 1989 veröffentlichte die Band die EP „Shattered by a Terrible Prediction“ in einer Auflage von 1.000 Exemplaren, die die Musiker bei ihren Konzerten verkauften und in Eigenregie vertrieben. Bis Ende 1989 änderte sich das Line Up: Es gab in Stephan Rohner einen neuen, zweiten Gitarristen und neuerdings auch einen Keyboarder: Andreas Hittinger. Im Juni 1990 verpflichtete die Band den Sänger Chris Klauke, der zuvor in der Hamburger Metal-Band Mania spielte. Im Jahr 1991 wurde das preisgekrönte Demo „Signs“ veröffentlicht. Im Dezember 1992 erreichte Abraxas den dritten Platz des deutschlandgrößten Rock-Nachwuchsfestivals der Rockfabrik Ludwigsburg, zuvor war es im März sogar der erste Platz beim Festival junger Künstler in Reutlingen. Das Album „The Liaison“ erschien 1993 nur in Japan, wurde dann als „Tomorrow´s World“ für den Rest der Welt 1998 von LMP neu veröffentlicht. Trotz diesem Erfolg, löste sich die talentierte Band im gleichen Jahr auf.

Das Album scheint wohl recht gut noch am Zweithandmarkt bekommen zu sein. Bei EP und Demo sieht es da anders aus. Mittlerweile hat sich also die Qualität herumgesprochen. Umso besser jetzt die erste Wiederveröffentlichung der EP, erstmals auch auf CD, und des Demos „Signs“. Damit darf auch ich erstmals diese Band kennenlernen.

Gut, um ehrlich zu sein, das Cover hätte mich damals vielleicht nicht verlockt, mich dieser Band zu widmen. Aber, wer es damals aus diesem Grund versäumt hat, hat einiges versäumt. Nämlich eine Reihe wirklich hervorragender Songs in teutonischer Speed Metal Tradition. Dabei decken (oder eigentlich deckten) ABRAXAS beide Spielarten des Speed Metal ab. ´Key Of Destiny´ zum Beispiel geht eher in die härtere und rauhere Richtung, etwa entsprechend den Frühwerken von Blind Guardian. Aber auch die melodische Seite kam nicht zu kurz. Bestes Beispiel ist der Siebenminüter ´Euphoria´. Hier traten ABRAXAS in die Fußstapfen von „Helloween“ und „Keeper Of The Seven Keys“. Mit tollen Rhythmuswechseln, verspeilten Melodien und überraschenden Breaks spürt und hört man, auch im Süden konnte man anspruchsvoll und melodisch musizieren.

Wovor ich ein wenig Angst hatte, für die CD hat man auch noch unveröffentlichte Nummern ausgegraben. Die hätten aus einem Proberaum stammen können. Und so ein Probenraumklang ist meist eher nicht so einladend. Meist. Denn hier ist mit ´Beyond The Circles´ und vor allem dem schlicht betitelten ´Song Idea´ Stoff zu finden, der zeigt, aus der Truppe hätte noch wirklich Großes werden können. Leider aber flogen ABRAXAS bei vielen doch unter dem Radar. Andererseits sind auch andere vermutliche Hochkaräter am Ende gescheitert. Chroming Rose fallen mir da ein. Das lag manchmal an der Industrie, manchmal am mangelnden Interesse der Fans und ganz bestimmt war auch das ein ums andere Mal ein gewisses Unvermögen der Bands selbst Grund des Scheiterns.

Trotzdem, ABRAXAS mit ihrem Frühwerk sei allen ans Herz gelegt, die gerne in diese Zeit zurückreisen. Fans von Helloween, Blind Guardian und Chroming Rose sind sicher gut bedient. Und vielleicht ist es ja möglich, dass bei dem einen oder der anderen ein kleines Leuchtfeuer anspringt. Eine Fackel, die ein Stück des Lebensweges beleuchtet.

 

 

Mario Wolski vergibt 9 von 10 Punkten