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PRIMAL FEAR – Mat Sinner über Power, Chemie & “Domination”

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Es gibt Interviews, die sind mehr als nur ein Gespräch über ein neues Album – sie erzählen von Stärke, Rückkehr und Leidenschaft. Mat Sinner hat in den letzten Jahren gesundheitlich schwere Zeiten durchgestanden, doch nun ist er zurück: dankbar, energiegeladen und bereit, wieder mit PRIMAL FEAR die Bühnen zu dominieren. Am 05. September 2025 erscheint das neue Studioalbum “Domination”, am selben Tag startet die Tour. Im Gespräch zeigt sich Mat offen, kämpferisch und zugleich voller Vorfreude – auf das Album, die Fans und das gemeinsame Feuer auf der Bühne.

Hallo Mat, schön, dass ich dir ein paar Fragen zusenden darf, anlässlich der Veröffentlichung eures neuen Studioalbums “Domination”, das am 05. September 2025 erscheinen wird, am gleichen Tag wird eure Tour starten, die euch unter anderem nach Mannheim führt – da werde ich vor Ort sein, um eure neuen Tracks, aber auch die “alten” und “ganz alten” teutonischen Brecher zu feiern. Die Frage, die mir unter den “Nägeln brennt” ist die nach deiner Gesundheit und ob du wieder fest auf die Bühne zurückkehren, deinen Bass zocken und mit Ralf zusammen singen wirst.

Danke, ich bin wieder so fit, dass ich mit dem Team wieder auf der Bühne gemeinsam rocken kann und auch auf Tour gehen kann. Für einen Marathon wird’s in diesem Leben nichts mehr, aber ich bin dankbar, dass die Entwicklung in den letzten 2 Jahren so positiv verlaufen ist.

Im August 2024 wurde öffentlich, dass sich Gründungsmitglied Tom Naumann, Gitarrist Alex Beyrodt, Drummer Michael Ehré und Bassist Alex Jansen, der die auf der Bühne vertrat, von PRIMAL FEAR trennten. Ich möchte die Geschichte nicht aufwärmen, sie führt mich eher zur Frage zum jetzigen Line-up, beginnend mit Thalia Bellazecca die als neue Gitarristin PRIMAL FEAR verstärkt und auch mit der Power Metal Truppe ANGUS Mc SIX zockt. Wie hat sie euch als Band bereichert, welchen Einfluss hat sie auf den Sound von PRIMAL FEAR und wie seid ihr auf sie aufmerksam geworden?

Also Alex Beyrodt wurde gefeuert, daraufhin hat sich Tom Naumann entschieden, dass seine Zukunft bei Beyrodt in erfolgreicheren Händen liegt als bei PRIMAL FEAR. Jansen konnte uns nie verlassen, weil er Sub für mich war und den Job bekam, weil er mein Freund WAR. Alle anderen Aussagen sind gegenüber mir und Ralf nur pure Provokation. In Zeiten von Social Media und der anfänglichen Überaktivität der Ex-Mitglieder war ruck zuck klar, dass wir einen neuen zweiten Gitarristen suchen. Wir wurden von einigen sehr bekannten Namen kontaktiert, weil bekannt ist, dass wir unter ordentlichen Bedingungen arbeiten, eine tolle Crew haben und auch schnell und rechtzeitig unsere Deals einhalten und bezahlen. Ralf sah Thalia in Italien und hatte die Idee, sie zu checken, ob sie a.) auch die komplizierten PRIMAL FEAR Parts spielen kann und b.) wie sie menschlich zu uns passt. Die Idee war schon etwas exklusiv, denn sozusagen die Tochter von Lenny Kravitz bei PF an der Gitarre zu präsentieren, damit hätten wohl die wenigsten Szenekenner gerechnet. Aber sie hat alle unsere Vorstellungen zu 100% umgesetzt und ist ein großartiges Talent und ein wunderbarer Mensch. Thalia spielt zwar im Studio ihre Parts auf der neuen Produktion, aber federführend für die Gitarrenparts auf “Domination” ist ehrlicherweise Magnus.

Drummer André Hilgers ist ein “alter Bekannter” in der Szene, war für SINNER aktiv, schwang die Sticks für BONFIRE und RAGE und wird mit dir in der Rhythmus-Abteilung  zocken. Ihn habe ich auch bei eurer letzten Tour (mit U.D.O.) in Mannheim gesehen – war das der logische Schritt, ihn ins Boot zu holen?

Ja genau, das war ganz schnell die logische Lösung und hat sich bestens bewährt, im Studio und auf den ersten fünf gemeinsamen Shows.

Magnus Karlsson war in den letzten Jahren vornehmlich als Studiomusiker mit euch aktiv. Jetzt kommt er auf die Bühne und ist im Studio dabei. Ich kann mir vorstellen, dass ihn das noch weiter gepusht hat. Wie hast du ihn erlebt, während der Aufnahmen zu “Domination”?

Für mich war das ja keine neue Situation. Ich habe mit Magnus und Ralf seit 15 Jahren die meisten PRIMAL FEAR Songs geschrieben und mit Magnus an vielen anderen Produktionen gearbeitet. Magnus war ja bei PF Live von 2007 bis 2011 dabei und hat in den letzten 15 Jahren auch die meisten Gitarrenparts im Fear Studio recorded. Wir wussten schon länger, dass Magnus auch wieder mit uns live spielen wollte, aber die andere Fraktion war dagegen. Magnus ist für mich einer der Top 5 Gitarristen in Europa und auch auf der Bühne eine absolute sympathische Waffe.

Wie hast du PRIMAL FEAR als Team erlebt, Startpunkt September 2024 bis hierhin und wie war es für Ralf und dich mit ihnen zu zocken? Überhaupt, wie war es für dich wieder voll im Flow zu sein?

Wir sind beide super happy über die Atmosphäre und Chemie in der Band. Unglaublich freundschaftlich, positiv und motiviert. Das pushed uns beide auch nochmal richtig und tut mir nach der Zwangspause auch enorme gut. Wir haben riesigen Spaß, da will ich auch unsere Crew mit einbinden. Wir sind ein großartiges Team!

Auf der letzten SINNER Platte “Brotherhood” ist eine Hommage an deine bisherigen Weggefährten enthalten – was glaubst du, wird dir denn der ein oder andere fehlen, wenn du dich auf der Bühne umschaust?

Ich bin Realist und habe in meiner schwierigen Zeit, wo nicht klar war, ob ich überleben werde, viel nachgedacht und gelernt. Ich freue mich über jeden neuen Tag, den ich erlebe und teile mir meine Energie ein. Warum soll ich über Menschen nachdenken oder gar vermissen, die sich über mich in meiner schwersten Zeit lustig gemacht haben? Nee, ich bin happy mit unserem neuen Team und genieße jede Show und unsere Trips, das Top Verhältnis zu unserer Plattenfirma und unseren Agenten.

So, jetzt aber zu “Domination”, eurem 15. Studioalbum seit dem selbstbetitelten Debüt “Primal Fear”, dass 1997 veröffentlicht und dessen Metallhüllen in unserem Ort hergestellt wurden. Was dürfen eure Fans in Sachen Teutonenstahl von “Domination” erwarten – ist der Name Programm? – und wie groß ist dein gesanglicher Part auf der Scheibe?

“Domination” vereint das typische PRIMAL FEAR Format, die Riffs, die Melodien mit neuen Einflüssen und mutigen musikalischen Ausflügen. Wir wollten kein “Code Red 2” produzieren, sondern vom kompletten Output PRIMAL FEAR sein, aber dennoch neue Ansätze bieten. Auch was den finalen Mix anbelangt. Druckvoll, aber dennoch glasklar und nicht bis zum Anschlag komprimiert, sondern lebendig. Auf der Produktion singe ich wesentlich weniger als auf der Bühne. Ich konnte ja vor vier Jahren gar nicht mehr sprechen und durch die künstliche Beatmung waren meine Stimmbänder kaputt. Das hat sich aber auch bestens erholt und auf den letzten Shows war es für mich eine zusätzliche Motivation, dass die Stimme wieder funktioniert.

 Wohin geht die Reise in lyrischer Hinsicht? ‘I Am The Primal Fear’ und ‘Heroes And Gods’ klingen nach Hymne, ‘Destroyer’, ‘Tears Of Fire’ oder ‘The Hunter’ hören sich nach kämpferischer Thematik an. ‘Far Away’, ‘Eden’ und ‘A Tune I Won’t Forget’ nach Sehnsüchten, Ängsten und Verlusten.

Ist eben so wenn 2 verschiedene Menschen Texte schreiben *zwinkert*. Ralf hat seine Themen, wie ich auch, die teilweise sehr unterschiedlich sind. Nur dieses Mal haben wir auch ein paar Lyrics gemeinsam geschrieben – auch das war neu und hat gut funktioniert.

Stecken in “Domination” auch Songs in denen du die letzten Jahre verarbeitest – ich denke da an beispielsweise an ‘A Tune I Won’t Forget’.

Da liegst du leider falsch – der Song ist Ralf’s Baustelle ‘zwinkert*  – aber natürlich habe ich teilweise über meine Erfahrungen der letzten Jahre geschrieben, da muss man tief in die Lyrics eintauchen. Damit ist das Thema für mich aber auch erledigt. Auf der nächsten Platte werde ich nicht mehr darüber schreiben.

Mit ‘Eden’ habt ihr einen epischen sieben Minuten Song auf der Platte, bei dem ihr mit Melissa Bony Unterstützung habt. Wie war die Arbeit mit ihr und darfst du uns verraten, um was es in dem Lied geht?

Ich lernte Melissa auf der RMC Tour 2020 kennen und schätzen. Sie ist ein wunderbarer Mensch, ein großartiges Talent mit großer Zukunft. Ralf kannte sie auch. Als wir ‘Eden’ fertig hatten, kam mir die Idee, dass eine glasklare weibliche Stimme on Top noch eine zusätzliche Würze diesem Song geben könnte. Melissa hat großartige Parts abgeliefert und wir freuen uns, dass der Song dadurch noch um eine kleine Ecke interessanter geworden ist. Inhaltlich geht es darum, dass ein Paar durch alle Tiefen des Lebens gemeinsam durchgeht und echte Freundschaft selten ist, aber wenn es funktioniert einfach eine große Hilfe in jeglicher Beziehung ist.

Auf “Code Red” zeigt ihr euch von einer durchaus wütenden Seite ob der Geschehnisse auf der Welt – wie wütend ist “Domination”?

Wie gesagt wir wollten kein “Code Red 2” obwohl sich die Lage um uns herum eher verschlechtert hat und es teilweise unerträglich ist, was man täglich an News zu hören und zu lesen bekommt. Das wollten wir aber dieses Mal nicht zum Mittelpunkt unserer Platte machen. Wir sind wie gesagt super happy mit unserem Team und da kannst du nicht nur wütend sein. *zwinkert+

Ihr habt 14 Songs auf das Album gepackt, ‘Bridges Will Burn’ ist ein Bonustrack, der mir auch verborgen blieb – gibt’s einen kleinen Spoiler zum Song und auf welchen Formaten ist er zu hören?

‘Bridges’ ist ein toller melodischer Song, der auf den Limited Editions und auf den Vinyl Versionen vertreten ist. Ich finde ihn klasse!

Du hast gesagt, dass ihr 25 Songs zur Auswahl hattet – also sind 11 noch zu haben für den Nachfolger oder eventuelle Sonder-Releases wie “Tunes from the PF-Vault” oder so? *zwinkert

Wir haben 15 Songs aufgenommen. No. 15 wurde von uns bewusst zurückgehalten und wird nächstes Jahr als digitale Single & Video veröffentlicht, wenn es wieder auf Tour geht. Bei den anderen Songs waren ein paar Kracher dabei, die teilweise etwas zu ähnlich mit unseren ausgewählten Songs waren. Inwieweit wir da noch etwas neu arrangieren werden und aufnehmen werden, werden wir später entscheiden.

Wenn du nach 1997 zurückblickst und PRIMAL FEAR von damals mit dem PRIMAL FEAR vergleichst, dass 2027 ihren 30. feiert – wie stolz bist du auf die Reise und die Tatsache, dass ihr euch musikalisch nie habt verbiegen lassen?

Zu 90% war die PRIMAL FEAR Journey eine großartige Zeit. Wir haben auf der ganzen Welt gespielt, teilweise in Ländern wo man als Urlauber ein Vermögen bezahlt und wir haben sogar in diesen abgelegenen Ländern Fans. Da muss man doch mit dem Erreichten zufrieden sein. Ich bin mit der Historie von PRIMAL FEAR absolut im Reinen und dass in so vielen Jahren nicht nur auf der rosa Wolke geschwommen wird, ist wie im normalen Leben.

Würdest du euren Sound heute etwas weniger “roh” ansehen im Vergleich zu damals?

Natürlich lernt man dazu, die Technik hat sich entwickelt, wir haben uns als Musiker und Menschen entwickelt. Klar, dass sich die Komponenten auch in der Entwicklung widerspiegeln.

2027 – Euer Jubiläumsjahr, gibt es denn schon Planungen was den runden Geburtstag angeht?

Ich darf noch nicht zu viel verraten, aber es wird eine einzige ganz spezielle Show geben, mit verschiedenen Freunden und Gästen und wir werden unseren langjährigen Fans ein einmaliges Erlebnis bieten.

Mit ELEINE habt ihr eine Band dabei, die einen anderen Stil spielt als ihr – wie findest du die Truppe um ihre charismatische Frontfrau, die eine verdammt starke Stimme hat und wie kam es dazu, das díe Schweden euch begleiten?

Wir finden die Band top und sie sind bei der gleichen Plattenfirma (RPM)

Wenn du aktuell in den Kalender schaust, sind es noch rund sieben Wochen bis zum Release und dem Tourauftakt – kribbelt es langsam, sind die Vorbereitungen schon im Gang?

Zum Zeitpunkt meiner Antworten sogar wesentlich kürzer – sorry *zwinkert*….. wir haben gerade in England unser letztes Open Air gespielt und gehen direkt in unser Rehearsal Studio und fangen die Proben für die Tour an. Fahren am 04.09. gemeinsam nach Hamburg und spielen die Release Show am 05.09. in der Markthalle.

Apropos Kalender, bald geht Fussball wieder los, ich als Fan des BVB vermisse dein Team ja schon in der Liga – was glaubst du wann es wieder ein Derby gibt und hast du neben PRIMAL FEAR und SINNER Zeit ins Stadion zu gehen, oder schaust du von daheim?

Gelsenkirchen ist zu weit entfernt, aber ich verpasse eigentlich kein Spiel. Habe sogar den Kick gegen Bochum auf der Heimfahrt im Nightliner von England nach Deutschland geschaut. Bin kurz verzweifelt und dann doch gejubelt. Ich bin schon zufrieden, wenn mein Club im gesicherten Mittelfeld spielt und dann ggf. nächstes Jahr wieder größere Ziele hat.

Wird es in absehbarer Zeit auch neues von SINNER geben – “Brotherhood” läuft bei mir noch auf hübschem Vinyl, ich wäre über neue Tracks aber nicht traurig.

Zur Zeit bin ich voll auf PF fokussiert, da denke ich nicht über eine neue SINNER Produktion nach. SINNER war für mich immer eine Art Urlaub und niemand hätte mit dem Erfolg von Brotherhood in dieser Form gerechnet. Aber jetzt fühle ich mich bei PF pudelwohl und habe riesigen Spass.

Was bevorzugt man eigentlich im Hause SINNER? Vinyl, CD oder Stream?

Ich habe mittlerweile eine riesige Kollektion auf iTunes – zugegeben. Spotify ist überhaupt nicht mein Ding. Plattenspieler und CD-Player benutze ich selten, aber sind noch am Start!

Mat, ich bin durch mit meinen Fragen und möchte dir die letzten Worte überlassen – an eure Fans, unsere Leser – Feuer frei!

Natürlich – danke. Ich hoffe, unsere Fans und Freunde haben riesigen Spaß mit “Domination” und feiern das neue Album mit uns auf der Tour. Ich kann euch nur eine spektakuläre Band versprechen, die 90 Minuten+ Vollgas geben wird!

Interview: Tobias Stahl
Photocredit: Roland Guth