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NEPTUNE – Bis ans Ende der Zeit

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NEPTUNE kommen aus Schweden und ich verfolge das Quintett mittlerweile seit über vier Jahren. Kurz vor dem Release von “Northern Steel” “fand” ich die schwedische Heavy/Melodic Metal Band beim Stöbern, was ein wahrer Glücksfall war. NEPTUNE veröffentlichten im Laufe der letzten vier Jahre eine EP, mehrere Singles und sogar eine Tape-Box, mehr Old School Musik geht fast nicht. Die Geschichte von NEPTUNE begann nicht erst 2020, die Wurzeln reichen weitaus tiefer und bis in die 80er Jahre des letzten Jahrtausends. Am 20. September 2024 kommt mit “End Of Time” das offiziell zweite Album von Row Alex (Vocals), Anders Olsson (Guitars), Jan Tosh Ason (Bass & Vocals), Johan Rosth (Keyboards) und Jonas Wikström (Drums) raus und das über das deutsche Label Pride & Joy! Ich durfte Gitarrist Anders Olsson in einem Video Call einige Fragen zum neuen Werk, zur Vergangenheit und über die Zukunft der Band stellen.

Hallo Anders, wir haben darüber gesprochen, wie es dir geht und ich freue mich natürlich, dass es dir gut geht. Was gibt es denn sonst so neues bei euch in der Band?

Ja, das ist fast so eine Art Geheimnis, aber Jonas, unser Schlagzeuger , hat uns eine E-Mail geschickt. Das war vor etwa drei Wochen. Darin schrieb er, dass er seine Freundin noch am selben Tag heiraten werde. Wir haben also einen frisch verheirateten Drummer in der Band. Seine Hochzeit feiern wir auf einer Sommerparty, zu der er uns eingeladen hat und gleichzeitig die Hochzeitsfeier ist – was er aber nicht verraten hat. Es ist schön, dass es für eine Heirat nie zu spät ist.

Ich habe das tatsächlich auf Facebook gelesen und ihm natürlich gratuliert. Auch von den Kollegen aus der Obliveon-Redaktion nur das Beste für das junge Glück!

Danke, ich werde das so weitergeben, wenn ich ihn sehe!

Reden wir ein bisschen über euer neues Album. Ab Freitag sind es noch gute zwei Wochen bis “End Of Time” veröffentlicht wird.

Richtig.

Bist du aufgeregt?

Ein bisschen schon. Es ist immer so, wenn man kurz vor dem Release von neuen Alben steht, wartet man gespannt auf die Kritiken über sein Werk, an dem man die letzten 3-4 Jahren gearbeitet hat. Es ist ein sehr besonderes Gefühl, wenn man am Ende alles getan ist und man sagen kann, dass man fertig ist. Oftmals dauert es dann noch zwei oder drei Monate bis endlich Release ist, eine Zeit, die sehr lang werden kann. Wir warten dann halt einfach und freuen uns, wenn die Rezensionen eintreffen und wir Interviews geben können. Auch wenn wir die ersten Pressungen bekommen und das fertige Design sehen, sind das besondere Momente für uns.

Das glaube ich dir und ich kann dir sagen, dass ich meine Rezension gerade fertiggestellt habe. Ich finde, dass “End Of Time” eine bessere Scheibe als “Northern Steel” ist und man spürt, dass ihr nun seit fünf Jahren zusammenarbeitet und die einzelnen Rädchen ineinander greifen. Ihr spielt einen Mix aus melodischem und Heavy Metal, den ich sehr mag, für mehr Details muss aber das Review abgewartet werden.

Bei NEPTUNE tragen alle Bandmitglieder zum Songwriting bei, das macht unser Album so abwechslungsreich auch hinsichtlich der verschiedenen Genres. Wenn andere Bands nur einen Songwriter haben, kann es sein, dass sich die Songs ähnlich sind. Sie haben die selben Beats, dasselbe Tempo, es ist einfach vieles gleich. Wenn man Songwriting und die verschiedenen Aufgaben verteilt, erhält man in diesem Sinne ein vielfältiges Album, zudem inspiriert einer den anderen. Vielleicht denken manche, dass wir ein bisschen zu breit gefächert aufgestellt sind. Doch uns macht es so Spaß und wir möchten gemeinsam Musik erschaffen und damit eine Geschichte erzählen mit Songs, die sich nicht wiederholen.

Das kann ich bestätigen, denn der Opener ‘Metal Hearts’ ist beispielsweise eine schwere, stampfende Nummer, während ‘Brightest Steel’ ein Lied ist, das mit mehr Energie und Tempo ausgestattet ist. So abwechslungsreich ist das komplette Album, was ich sehr gut finde. Wo wir gerade bei ‘Metal Hearts’ waren, möchte ich fragen, wie es dazu kam, dass Linda Sonnvik den Text für diesen Song geschrieben hat und wie sie mit NEPTUNE verbunden ist.

Linda ist eine alte Freundin von Jan Tosh und sie fragte ihn, ob er etwas hätte, für das sie Text und Melodie (Topline) schreiben könnte. Er hatte gerade den Titel ‘Metal Hearts’ fertiggestellt, sie probierte es aus und es gefiel uns. Sie schrieb sogar mehr, als wir brauchten, sodass Row Alex die Teile auswählen konnte, die er singen wollte.

Kommen wir zurück auf “End Of Time”. Ihr bewegt euch thematisch im Zeitalter der Wikinger. Habt ihr euch dabei an realen Ereignissen orientiert?

Manche Texte beruhen auf tatsächlichen Begebenheiten und andere sind frei erfunden oder auch Vermutungen, was passiert sein könnte.

Hast du ein Beispiel parat?

Wenn wir an solchen Songs arbeiten, erstellen wir eine Art Moodboard. Harald bereiste beispielsweise Europa und wir haben uns dazu Stories ausgedacht. Nicht viel mehr als das. Wir tauchen also nicht wirklich in die wahren Geschichten ein. ‘Revenge’ beruht beispielsweise auf der Vermutung, dass König Harald bis runter nach Ägypten gekommen ist, sicher überliefert ist aber nur, dass er bis Konstantinopel kam, dem heutigen Istanbul.

Beim Titelsong ‘The End Of Time’ zieht ihr Parallelen zwischen dem Ende der Zeit der Nordmänner, die mit dem Tod König Haralds einhergeht, und der heutigen Zeit, richtig?

Im Lied ‘The End of Time’ weisen wir auf verschiedene Dinge hin, die während der Geschichte der Menschheit passiert sind. Beispielsweise Pandemien oder die beiden Weltkriege. Es können aber auch andere Dinge sein, die ein Ende darstellen. Beispielsweise der wachsende Einsatz von KI und die damit verbundene Unsicherheit, ob es irgendwann keine Livemusik mehr gibt, wie sie du und ich kennen. Vielleicht stehen dann Avatare auf der Bühne wie bei ABBA. Wir wissen es nicht.

Ein schrecklicher Gedanke, wie ich finde. Eine Zukunft ohne eine Band, die wirklich live auf der Bühne zu sehen ist. Es wäre eventuell okay, wenn die Band nicht mehr lebt oder ähnliches,alles andere ist undenkbar momentan.

Bis jetzt haben die meisten Bands live gespielt, Alben aufgenommen und so weiter. Aber wir sehen immer mehr Leute, die Alben schreiben, sie veröffentlichen – digital – aber noch nie auf der Bühne standen. Das ändert nichts daran, dass die Platten wirklich gut sind, trotzdem fehlt die Bühnenpräsenz. Ein weiteres Szenario wäre, wenn Coverbands die Songs auf die Bühne bringen und die Live-Auftritte übernehmen. Aber wir weichen ab.

Ich hoffe, es wird immer noch das Gefühl und die Leidenschaft da sein, die wir gewohnt sind: In einem Rockclub mit einem Bier in der Hand zu stehen, es ist schweißtreibend heiß, aber die Musik ist handgemacht und live.. Das ist etwas, was ich wirklich mag, aber wir wissen nicht, was in Zukunft passiert.

So sollte es eigentlich sein und auch bleiben.

Ein weiteres ‘The End Of Time’ Szenario könnte das Verschwinden von Musik auf Vinyl oder CD sein, denn wir wissen nicht, ob die Leute tatsächlich noch so viel Vinyl kaufen, vielleicht lohnt es sich auch nicht mehr, Vinyls zu pressen. Sicher ist, dass wir unsere Musik weiterhin auf Vinyl veröffentlichen wollen, wenn wir das Geld dafür haben. Wir machen bisher immer noch alles selbst und wir möchten unsere Musik auch besitzen.

“End Of Time” gibt es also als Vinyl und auf CD?

Ja, wobei Pride & Joy den CD-Vertrieb übernommen hat, was gut ist, weil sie leichter und auch weltweit versenden können. Die Vinyls gehen über unseren Webshop weg und auch auf unseren Konzerten werden Platten angeboten.

Habt ihr wieder limitierte Editionen am Start?

Wir haben dieses Mal weniger Vinyls gemacht als bei “Northern Steel” und haben sehr stark limitierte Version in blauer Farbe, der Rest ist klassisch schwarz.

Magst du lieber farbige Vinyls oder bist du da ganz Old School und bevorzugst das klassische schwarz?

Sobald es limitierte farbige Auflagen gibt, hat es natürlich einen besonderen Reiz. Von “End Of Time” wurden bisher auch überwiegend limitierte LPs vorbestellt. Sollte die Nachfrage wirklich sehr groß sein, werden wir darüber nachdenken, eine weitere Pressung in einer anderen Farbe anzubieten.

Wir sprachen vorhin von technischen Neuerungen und Veränderungen. Welche Zeit fandest du denn besser, die 80er oder die heutige?

Wie eine große Frage. Ähm, in den 80ern. Ich war damals ungefähr 20 Jahre alt. Mit 20 Jahren hatte man eine andere Einstellung zu den Dingen. Alles, was man im Laufe der Zeit lernt, macht einem zu dem, der man jetzt ist. Ich habe in den 80ern natürlich viele verschiedene Dinge gemacht. Wir haben beispielsweise einfach darauf gewartet, einen Plattenvertrag oder so etwas zu bekommen, denn man konnte nichts alleine machen. Wir haben Demos aufgenommen und versucht, so viel wie möglich live zu spielen. Heute sind die Möglichkeiten größer, gerade weil es soziale Medien gibt. Heute sind wir auch wirtschaftlich unabhängiger. Deshalb drucken wir zum Beispiel unsere Vinyls mit unserem eigenen Geld und bekommen es wieder, wenn wir was verkaufen. Wir sind also mehr wie ein Unternehmen. Als wir 20 Jahre alt waren, konnten wir kein Unternehmen führen, weil wir nicht wussten, wie man ein Unternehmen führt. Das klingt irgendwie langweilig, aber letzten Endes muss man, wenn man eine Marke werden will, die CDs, Vinyls und so rausbringt und auf Tour geht, wie ein Unternehmen denken und handeln. Sonst ist man bankrott.

Aber wenn man zurückgeht, war es damals leichter, Gigs zu bekommen und zu spielen. Wenn man sich die Band heute ansieht, sind wir nicht so andere Menschen als damals. Wir haben das Wissen, das wir uns angeeignet haben und sind entspannt geworden. Wir haben überhaupt keine Probleme miteinander und untereinander. Ich kenne so viele Bands, die interne Streitereien haben. Wir streiten nie. Wir müssen so etwas nicht machen. Wir treffen uns alle zwei Monate bei unserem Drummer zu Hause. Wir essen, trinken Wein und machen Musik zusammen. Wir gehen in die Sauna, schwimmen im Meer und ja, wir haben ein wirklich schönes Wochenende mit der Band. Jetzt weiß ich nicht, ob ich deine Frage beantwortet habe.

Alles gut, ich finde, man hört das alles auch auf “End Of Time”. Ihr seid eine Band, die wirklich Freunde sind. Ihr bleibt nicht nur zusammen, um Geld zu verdienen. Man hört eure Leidenschaft, euren Spaß an der Sache und eure Hingabe.

Denkst du jemals zurück, was hätte passieren können, wenn ihr in den 80ern mit NEPTUNE weitergemacht hättet?

Wir dachten damals, wir wären kurz davor, einen Plattenvertrag zu unterschreiben. Wir waren oben bei der Plattenfirma. Deswegen haben wir irgendwie aufgehört, weil wir ja den Vertrag sehr bald in der Tasche haben. Daher haben wir nie wirklich angefangen, Tapes aufzunehmen etc. und haben die Gelegenheit verpasst, in den 80ern tatsächlich etwas zu veröffentlichen. Andere Bands wie GOTHAM CITY oder MINDLESS SINNER haben in den 80ern etwas veröffentlicht, das Leute auf der ganzen Welt in die Hände bekamen. Das haben wir nie gemacht. Trotz allem gab es Demobänder von uns, von denen wir aber erst erfuhren, als wir NEPTUNE vor fünf, sechs Jahren wieder zum Leben erweckten. Ich konnte im Internet lesen, dass es Demos gab. Ich kannte die Songs, weil ich sie in den 80ern aufgenommen habe, aber wir haben nie etwas veröffentlicht. Wir wissen also nicht, wie die Leute an irgendwelche Bänder kamen. Wir wussten nur, dass es Leute in Brasilien und Großbritannien gab, die unsere Songs tatsächlich hörten.

Nunja, Qualität setzt sich durch und überdauert die Zeit und jetzt seid ihr auch dadurch zurück und macht zusammen Musik.

Neptune Bandphoto

Ja und jetzt können wir endlich das tun, was wir in den 80er Jahren nicht getan haben. Wir können Alben aufnehmen, veröffentlichen und damit zufrieden sein. Wir sind seit Jahren in einem stabilen Line-up, das waren wir in den Anfangszeiten nicht. Es gab sogar mal für eine kurze Zeit zwei Versionen unserer Band!

Das benötigt eine Erklärung!

Ray Alex, unser damaliger Sänger, war in beiden Versionen dabei. Etwa 1984 musste der Schlagzeuger zum Militär gehen, daher wurde die Band aufgelöst und es wurde kommuniziert, dass wir einen langen Urlaub machen. Aber was wirklich passiert ist, war, dass der Sänger die Gelegenheit bekam, die Band für kurze Zeit zusammen mit den Leuten aus Gotham City und Grave neu zu starten. Deshalb haben wir zwei Songs auf dem Kompilationsalbum, die nicht von NEPTUNE sind. Wir reden von ‘Afraid of the Beast’ und ‘Poem’, beide mit Ray Alex am Gesang, aber nicht von einem Originalmitglied von Neptune geschrieben.

Das ist ja allerhand. Wie lange gab es denn diese “falsche” Band?

Die waren für etwa ein halbes Jahr aktiv, dann war Schluss.

Ok, eine wirklich kurze Zeit. Gut, dass es jetzt nur noch die originale Version von NEPTUNE gibt. Könnt ihr denn sagen, wie sehr eure Fangemeinde in den letzten Jahren gewachsen ist?

Nein, nicht wirklich. Ich glaube, die meisten Zuhörer sind CD- und Vinyl-Hörer. Wir können sehen, wenn wir neue Sachen auf Spotify veröffentlichen, dass wir einen großen Schub bekommen, aber dann geht es wieder runter und normalisiert sich.

Wie sehen eure Pläne aus, mal durch Europa zu touren?

Wir wollen in Europa touren. Das haben wir noch nicht gemacht und als wir das vorherige Album “Northern Steel” veröffentlicht haben, hatten wir die Pandemie und wir konnten nichts tun. Also hoffen wir wirklich, dass dieses Album uns nach Europa bringt. Wir würden gerne in Spanien spielen, Deutschland, Griechenland, zumindest für einige Festivals im nächsten Jahr. Das liegt aber auch stark an den Hörern da draußen, die nach uns fragen müssen.

Wenn das hier jemand liest: NEPTUNE sind absolute Klasse und möchten in der nächsten Saison gerne live zocken. Vielleicht ja auf dem KEEP IT TRUE, dem IRON FEST oder dem NO PLAYBACK FESTIVAL – gebt den Männern eine Chance!

Werdet ihr euer Release am 20. September feiern?

Wir veranstalten eine Release-Party in einem Club namens Mammuts Bar in Stockholm. Ich weiß nicht, ob du ihn kennst, aber der berühmte E-Type ist Inhaber der Bar.

Klar, das ist der Gründer von DAMPF, oder?

Genau, er hat ein Restaurant und einen Club, ganz nah beieinander. Beide sind im Wikingerstil gehalten. Das Restaurant heißt “Aifur” und passt wegen seinem Wikinger-Ambiente gut zu uns. Alle können zur Party kommen und Hallo sagen, ein Bier trinken, einen Burger essen, sich abends das Album anhören oder was auch immer.

Anders, es war mir eine Ehre mit dir zu sprechen und es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich wünsche euch eine grandiose Party, eurem Album den Erfolg, den es auch verdient, denn für mich ist es eine absolut grandiose Scheibe. Ich hoffe wir sehen uns bald auch in einem Club, ihr spielt und ich feiere und danach trinken wir! Die letzten Worte gehören dir!

Oh, okay. Also, es liegt an mir, etwas Kluges zu sagen.

Exakt.

Ich freue mich natürlich über unsere anstehende Veröffentlichung, hoffe aber auch, dass die Menschen wieder mehr zu Live-Konzerten und die Clubs voll machen, nicht nur bei großen Bands. Wir haben in den letzten zwei Jahren gesehen, dass sie immer noch ein wenig Angst zu haben scheinen und es wurden auch mehrere Festivals in Schweden abgesagt, was sehr traurig ist. Ich bedanke mich ebenfalls für das Interview bei OBLIVEON und hoffe, dass eure Leser Spaß mit “End Of Time” haben werden.

Wer “End Of Time” direkt als Vinyl-Variante bei NEPTUNE kaufen möchte, für den haben wir hier den Link zum Shop der schwedischen Heavy Metal Truppe, die sich über euren Support freuen wird! https://www.neptune.nu/shop/

Interview: Tobias Stahl
Photodredits: NEPTUNE