NEAERA, das sind Benny Hilleke (Vocals), Stefan Keller und Tobias Buck (Guitars), Benjamin Donath (Bass) und Sebastian Heldt (Drums) und zusammen veröffentlichte die Münsteraner Metalcore Kapelle am 28. Juni 2024 ihre neue Scheibe “All Is Dust” bei Metal Blade Records! Ich durfte Sebastian eiinge Fragen zum Album stellen und gratulierte natürlich zum 20. Geburtstag (Gründung 2003), den die Münsteraner in diesem Jahr feiern.
Hallo Sebastian. seit dem 28. Juni 2024 ist eure neue Platte “All Is Dust” im gut sortierten Fachhandel für Volldampf-Metal erhältlich – ich habe da ein paar Fragen zu der Scheibe, die ich richtig stark finde – aber erstmal herzlichen Glückwunsch zum 20. Bandgeburtstag und dem geilen neuen Album.
Wie gehts euch denn derzeit kurz vor dem Release eures ersten Albums seit 2020, dass ihr auf den Namen “All Is Dust” getauft habt?
Vielen Dank für die Geburtstagswünsche! Nun ja, da wir somit offiziell zu den “Älteren” zählen, schwingt neben der gebotenen Vorfreude auf den bevorstehenden Release jedoch auch ein Quäntchen Gelassenheit mit. Ich will es nicht Routine nennen, aber beim achten Album sind die Erwartungen etwas gedämpfter als vielleicht noch bei der ersten oder zweiten Veröffentlichung. Freuen auf das Feedback der Fans und die Textsicherheit bei den neuen Songs, wenn wir diese endlich live spielen, tun wir uns aber riesig.
Bevor wir einen Blick nach vorne werfen, würde ich gerne kurz auf die letzten vier Jahre zu sprechen kommen und wie diese Zeit euch als Band, aber auch als einzelne Personen verändert und geprägt haben.
Nicht nur für die meisten Musiker waren diese Jahre eine Zäsur. Wir mussten uns alle mit den ungünstigen Rahmenbedingungen und den notwendigen Vorsichtsmaßnahmen arrangieren. Somit war an ein “weiter so” erstmal nicht zu denken. Und mit der Zeit reifte dann die Idee, etwas besonderes zu machen, das sich quasi auf kreativem Sicherheitsabstand zu NEAERA bewegte. Our Loss Is Total war für alle Beteiligten ein spannendes Projekt, das aber nie für mehr als nur ein Projekt gedacht war.
Ihr hatte in der Zwischenzeit auch ein Projekt mit Molle von HEAVEN SHALL BURN am Start, wie geht es damit weiter oder geht es überhaupt weiter?
Nicht nur für die meisten Musiker waren diese Jahre eine Zäsur. Wir mussten uns alle mit den ungünstigen Rahmenbedingungen und den notwendigen Vorsichtsmaßnahmen arrangieren. Somit war an ein “weiter so” erstmal nicht zu denken. Und mit der Zeit reifte dann die Idee, etwas besonderes zu machen, das sich quasi auf kreativem Sicherheitsabstand zu NEAERA bewegte. Our Loss Is Total war für alle Beteiligten ein spannendes Projekt, das aber nie für mehr als nur ein Projekt gedacht war.
Wir befanden uns schließlich in der tiefsten globalen Pandemie und in diesem Rahmen war es eine schöne musikalische Abwechslung für beide Bandlager. Ich denke aber nicht, dass wir das Material jemals live präsentieren werden. Dafür haben alle einfach zu viel um die Ohren. NEAERA und HSB bleiben musikalischer Fokus.
Wie lange habt ihr an “All Is Dust” gearbeitet?
Daran haben wir über 1,5 Jahre gefeilt. Tatsächlich haben wir anfangs sogar einige Songs verworfen, weil Sie uns zu sehr an vergangenes Material erinnert haben, bzw. wollten wir den Sound und das Songwriting viel weniger geradlinig und trotzdem intuitiv und rockig halten. Den Song ‘Render Fear Powerless’ hatten wir vorher bereits fertig und wollten ihn als Single veröffentlichen. Aus unterschiedlichen Gründen haben wir das Vorhaben verworfen. Der erste Song der Platte ‘Antidote to Faith’ ist tatsächlich der erste Song, den wir daraufhin geschrieben haben.
Ist denn der Name der Scheibe Programm? Hatten die Jahre seit 2020 großen Einfluss auf die neue CD/LP? Um was geht es in lyrischer Hinsicht auf “All Is Dust”?
Die Jahre mit und nach der Pandemie und der angespannten globalen Situation haben für jeden Menschen Veränderungen in der Lebenswirklichkeit gebracht. Wir als Band können diese Situation nutzen und sie in Musik umsetzen. Ihnen einen Sinn geben. Die Texte sind durch Schicksalsschläge und Schwierigkeiten der letzten Jahre inspiriert. Die Lyrik des Albums dreht sich vorrangig um das Individuum und dessen Relation zur Außenwelt.
Auf was dürfen sich Fans hinsichtlich des Sounds freuen, wenn sie die Platte auflegen?
Die Platte hat einen organischen, rockigen und präzisen Sound. Wir als Band sind begeistert von der Produktion. Aber am besten ihr hört einfach selbst. *zwinkert*
Hast du/habt ihr einen favorisierten Track auf dem Silberling?
‘Edifier’. Der ist schön thrashig und macht ne Menge Spaß zu spielen. Der hätte meiner Meinung nach auch Single-Potential. Mal sehen…
Ihr habt mit verschiedenen Leuten an “All Is Dust” gearbeitet, unter anderem mit Janosch Rathmer (Schlagzeuger Long Distance Calling). Wie war die Arbeit mit ihm?
Wir kennen Janosch wirklich schon ewig. Deutlich über die zwanzig Jahre Bandgeschichte hinaus. Als wir hörten, dass er, ganz bei uns in der Nähe (Münster/NRW), ein Studio aufgebaut hat, war klar, dass wir dort und mit ihm die Produktion machen wollten. Es lief alles in allem reibungslos und wie erwartet freundschaftlich und professionell.
Habt ihr denn auch Gastmusiker am Start?
Inoffiziell wurde Ben Guddorf von Terra Builder ein paar Mal zufällig im Studio gesehen. *zwinkert*
Gemischt und gemastert wurde “All Is Dust” von Kristian Kohle in seinen Kohlekeller Studios. Warum habt ihr euch für ihn entschieden?
Durch seine brutalen Death Metal Produktionen ist er nicht nur in der Metal-Szene bekannt. Er hat auch eine große Social-Media-Anhänger-Gemeinde unter Sound- und Produktions-Enthusiasten. Wir hatten Glück, dass er auch, in dem von uns gewünschten Zeitraum, noch Kapazitäten hatte, uns zu mixen. Ich erinnere mich noch, wie ich den ersten Test Mix im Wohnzimmer aufgedreht habe und aus dem Grinsen nicht mehr rauskam, weil der Sound so drückt…
Ihr habt euch auch für einen anderen Künstler entschieden, der zumindest mal für “All Is Dust” das Cover gestaltete. Warum wurde es schlussendlich der griechische Künstler Giannis Nakos (auch für MALADIE, JONKAL oder EVERGREY tätig) und nicht wie bisher Terje Johnson (Norwegen)?
Da wir in der Vergangenheit sehr gut mit Terje zusammengearbeitet haben, ist uns die Entscheidung nicht leicht gefallen. Aber wie wir auch in der Vergangenheit mit anderen Produzenten zusammengearbeitet haben, war es uns wichtig, einen bewussten Einschnitt in unsere “Gewohnheiten” vorzunehmen. Giannis ist ein meisterhafter Illustrator und die Tatsache, dass er auch ein Fan unserer Musik ist, hat uns schnell zusammengebracht.
Seht ihr eine Verbindung zwischen Artwork und Album, wenn ja, wie definiert ihr sie?
Schaut man sich das Artwork an, so wird man direkt irritiert. Es schaut niemand zurück. Die Figur ist nicht lebendig. Um sie herum Symbole des Lebens und der Kunst. Aber überstrahlt von Zeit und überschattet von Unglück. Zerfall und Schönheit, Tod und Leben sind in unserer Welt in einem ewigen Wettstreit. Sie sind die Dinge die uns beschäftigen. Dinge die wir, wenn überhaupt, temporär beeinflussen. Am Ende und in Ewigkeit bleibt Staub. Und man fragt sich manchmal, ob es nicht deshalb jetzt schon alles bloß Staub ist… oder so ähnlich.
Wo trifft man euch in diesem Sommer/Herbst – geht ihr mit “All Is Dust” auf (Jubiläums-)Tour?
Wir haben in diesem Jahr ein paar größere Festivals geplant: Summer Breeze, Reload, Elbriot, Vainstream. Des Weiteren spielen wir in unserer schönen Heimatstadt Münster im September eine Record Release Show. Darüber hinaus ist tatsächlich vorerst noch nichts geplant.
Die letzten Worte gehören euch – Feuer frei!
Leute! Erstmal, mega cool, dass ihr – vielleicht sogar schon seit 20 Jahren – euch für das interessiert, was wir so machen. Etwas älter und mit immer weniger Haaren und Bauchansatz, aber wir sind immer für euch da! Ich hoffe, ihr bleibt alle gesund und stellt euch den Herausforderungen im Leben weiterhin so tapfer.
Wir freuen uns, Euch im Pit zu sehen. Metal On!
Interview: Tobi Stahl
Photocredit: Xoxo Photography