Aus dem schönen, aber im Winter saukalten, Chicago kommen MISFIRE, eine Thrash Metal Kapelle, die 2018 gegründet wurde und 2021 das Debüt “Sympathy For The Ignorant” veröffentlichte. Im Line-up der US-Thrasher stehen Tim Jensen (Vocals), Konstadin Kostadinov (Guitar), James Nicademus (Drums) und mit Dan Stapinski das neueste Mitglied am Bass/Vocals. Die Männer veröffentlichen am 02. Mai 2025 ihre neue Scheibe “Product of the Environment” und das erneut über MNRKheavy. Ich durfte mit James Nicademus über das Album sprechen, der sich aus Joliet mit seinen Antworten gemeldet hat, viel Spaß beim Lesen!
Hallo nach Chicago, der Stadt, in der es im Winter scheißkalt ist, zumindest wird uns das in US-Serien so erzählt. Wie war es denn diesen Winter und wie ist das Wetter gerade? Oder seid ihr gerade gar nicht in Chicago?
Ich bin gerade in Joliet. Das liegt etwa 45 Minuten südlich von Chicago. An diesem schönen Dienstagmorgen im April sind es hier 0 °C. Dieser Winter war wirklich sehr mild, was super war! Ich hatte nur ein paar Wochen Minusgrade. *lächelt*
Hallo James, wir hatten hier in Deutschland schon ewig keinen richtigen Winter mehr. Bevor wir starten: Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Album und danke, dass du mir heute meine Fragen zum Album (und anderen Themen) beantworten möchtest.
Danke dir und danke für die Interviewmöglichkeit mit Obliveon.
Nach eurem starken Debüt “Sympathy for the Ignorant” (2021) habt ihr die Veröffentlichung für “Product of the Environment” für den 02. Mai 2025 anvisiert. Ist es da heiß genug für höllisch heißen Thrash aus der MISFIRE Stahlfabrik?
Auf dieser Platte sind wirklich ein paar Kracher! Sie war lange in der Mache und ich bin vom Ergebnis begeistert.
Heutzutage gibt es in jedem Genre unzählige Neugründungen von Bands, egal ob Thrash, Death, Power und ganz zu schweigen vom Black Metal. Was hat euch final dazu bewegt MISFIRE zu gründen und konntet ihr damals bereits ahnen, dass ihr irgendwann ein Interview von einem begeisterten Hörer (nämlich mir) aus Deutschland bekommen würdet?
Ich wollte nach ein paar Jahren Pause wieder spielen. Das ist der einzige Musikstil, der mir liegt. Ich spiele Thrash, seit ich mit der Musik angefangen habe, also macht es Sinn. Ich hatte natürlich gehofft, dass es irgendwann so weit kommen würde, und ich bin sehr dankbar, dass es so gekommen ist!
Apropos Deutschland: Welche Thrash Bands kennt ihr denn aus meiner Heimat?
Es gibt viel großartige Musik aus Deutschland, aber was Thrash angeht, mag ich KREATOR, SODOM und DESTRUCTION am liebsten. Außer Thrash würde ich aber Scorpions sagen!
Wie kamst du denn zum Thrash Metal? Welche Band hat dich anfangs am meisten umgehauen?
METALLICA war die erste Band, die mir die Augen für das Potenzial dieser Musikrichtung geöffnet hat. Ich war als Kind absolut besessen von ihnen. MEGADETH, SEPULTURA, KREATOR, SLAYER, ANTHRAX, EXODUS und TESTAMENT folgten kurz darauf.
Orientiert ihr euch mehr an US-Thrash oder ist es euch am Ende “egal” woher die Inspiration kommt?
Ich lasse mich von überall inspirieren. Ich höre nicht mehr so viel Thrash Metal wie früher, weil ich viel selbst schreibe. In meiner Freizeit höre ich also nicht immer Thrash. Ich bin ein Fan von Groove Metal wie PRONG. Progressive Metal wie SYMPHONY X. Progressive Rock wie STEVEN WILSON und PORCUPINE TREE . Ich mag durchdachte Musik. Es ist gut, viel unterschiedliche Musik zu hören. Es ist gut, die eigene künstlerische Wahrnehmung zu verbessern, indem man etwas Neues hört. Also versuche ich das, wann immer ich kann.
Nach dem Debütalbum hattet ihr einige Line-up Wechsel, brachte das einschlagende Veränderungen der Musik von MISFIRE mit oder wurde darauf geachtet, dass ihr auf und mit “Product of the Environment” noch so klingt, wie ihr eben klingt. nämlich nach modernem Thrash mit verdammt starkem Sound, bei dem Gitarre, Bass und Drums orkanartig durch die Ohren blasen und als Sahnehäubchen aggressiven Gesang bietet, den ihr an die Stirn des Hörers tackert.
Nun, es gab eine Zeit, in der ich mir nicht sicher war, wie die Zukunft von MISFIRE aussehen würde. Ich war sauer, dass ich all diese Zeit und Mühe in etwas investiert hatte, das mir so wichtig ist, nur um dann von meinem Bandkollegen im Stich gelassen zu werden. Also habe ich mich komplett abgeschrieben. Ich denke, das ist ein großer Unterschied zu dieser Platte. Sie klingt angepisst, weil sie es ist. Wir haben uns den Arsch aufgerissen, und es hat sich gelohnt.
Eure Songs werden in lyrischer Hinsicht von persönlich erlebten Dingen inspiriert. Möchtet ihr uns einen Einblick in die Themen geben, die ihr auf “Product of the Environment” verarbeitet – allein der Titel ist schon vielsagend.
Wir sind ein Produkt unserer Umgebung, unseres Lebensstils, unserer Gewohnheiten usw. Die Welt, in der du lebst, wird deine Wahrnehmung ganz natürlich verändern, entweder positiv oder negativ. Du bist, wer du bist, und niemand kann dir etwas anderes einreden. Also achte darauf, dass du etwas hast, worauf du stolz bist.
Sind politische Themen ein Tabu für MISFIRE oder könntet ihr euch vorstellen, auf eurer nächsten Platte richtig über die Weltlage abzuledern?
Der Song ‘End of an Age’ ist genau das! Haha.
Zurück zu “Product of the Environment”. Wie lief der Prozess bis zur Fertigstellung des Albums ab – ihr wart unter anderem in Atlanta, richtig?
Atlanta, Georgia! Wir sind hingefahren und 10 Tage geblieben. Es war toll, mal rauszukommen und sich ganz auf das Projekt zu konzentrieren. Wir werden es wahrscheinlich wieder tun!
Mit Douglass, Parra und Rob Cavestany von DEATH ANGEL habt ihr Gäste am Start die Gitarrensoli zocken und dank Kostas Freundschaft mit EXODUS-Frontmann Rob Dukes stimmte dieser zu, ‘bei „Left For Dead’ mitzuwirken, einem Song, der sich mit Hypnose beschäftigt. Wie war die Zusammenarbeit mit euren Gästen und wie kann ich mir den Song, in dem es um Hypnose geht, vorstellen?
Der Song ist ein Midtempo-Thrash-Kracher! Hammer-Riffs und Rob hat es am Gesang gerockt. Ehrlich gesagt gehören die Gäste auf diesem Album zu meinen Lieblingsmomenten. Sie verleihen der Platte eine zusätzliche Ebene, die die Leute zu schätzen wissen werden. Ich fühle mich geehrt, sie dabei zu haben!
Ihr hebt hervor, dass es euch wichtig ist, roh und laut zu spielen, ohne Klick-Tracks oder Autotune – ihr möchtet euch selbst treu und das ist gut so. Daher wärt ihr ein geeigneter Kandidat für das No Playback Festival in Deutschland, wo nur 100% handgemachte Musik gespielt werden darf. Verurteilt ihr Bands, die elektronische Unterstützung in Anspruch nehmen, oder seid ihr da entspannt, da euer Sound zu 666% direkt handgeschmiedet ist?
Wir haben auf diesem Album einen Klick verwendet, und das hat einen riesigen Unterschied gemacht. Das erste Album wurde wie ein Demo aufgenommen, und man konnte die Fehler in unserem Spiel und die Temposchwankungen hören. Wir wollten es straffer machen. Live werden wir jedoch keinen Klick verwenden. Ich bin offen dafür. Wenn du einen Klick verwenden möchtest, ist das in Ordnung. Solange du dein Instrument spielst oder deine Parts singst.
Ein deutsches Festival klingt nach Spaß! Auf geht’s!
Apropos Schmiede: Wie steht es um eine Veröffentlichung von “Misfire” und “No Privacy”, euren beiden EPs, die noch vor “Sympathy For The Ignorant” rauskamen? Die insgesamt 10 Tracks würden auch als Limited Edition LP eine gute Figur machen, vielleicht haben die Jungs und Mädels bei MNRK Bock drauf!
Auf keinen Fall. Die werden nie veröffentlicht. Wir haben viele Songs für die Zukunft und jede Menge Ideen. Nur drei Songs auf diesen EPs haben es bisher nicht aufs Album geschafft. Fun Fact: Der Text von ‘Godless’ wurde für ‘End of An Age’ verwendet.
Wie sehen eure Live-Pläne für 2025 aus? 2022 musstet ihr ja einiges verkraften, was eure Pläne für eine Tour angeht und wart am Ende trotz aller Widrigkeiten sehr erfolgreich unterwegs.
Ende des Monats steht eine Tour mit EXODUS und HAVOK an. Wir werden weitere Termine für den Herbst in den USA bekannt geben. Nächstes Jahr hoffen wir, mit diesem neuen Album nach Europa zu kommen.
Euer Album kommt in verschiedenen Varianten. Ich hab das euer Debüt mittlerweile als CD, höre aber auch gern Vinyls und wenn es sein muss auch Streams. Was bevorzugt ihr?
Streaming ist am einfachsten, aber wenn mir etwas wirklich gefällt, hole ich es mir auf Vinyl.
Ich würde mich freuen euch und eure Musik mal live zu hören, bin durch mit meinen Fragen und überlasse euch das letzte Wort!
Danke für die tollen Fragen! Ich freue mich über deine Unterstützung und hoffe, dass das 2026 für dich möglich wird! Bis zum nächsten Mal! Horns up!
Interview: Tobias Stahl
Photocredit: Promo