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MENTALIST – Kreativ und Vielseitig mit „Empires Falling“

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Erst letztes Jahr haben wir uns in einem Interview ausgetauscht, nämlich ich meine Fragen gegen eure Antworten. Ein Jahr geht schnell vorbei und so treffen wir uns wieder zum Plausch, aber heuer über eure neue Platte “Empires Falling”. Bevor du, lieber Peter, unseren Lesern mehr über euer drittes Werk erzählst, möchte ich gerne wissen, wie es euch allen so gegangen ist im letzten Jahr.

In uns sprudelt die Kreativität und so setzen wir unsere Energie in das Schreiben neuer Songs. Auch in schwierigen Zeiten muss man Optimist bleiben.

Kommen wir zur Platte “Empires Falling”. Was erwartet eure Fans während der gut 67 Minuten Spielzeit.

Wie immer gibt es langsamere und schnellere Songs, insgesamt bleibt es sehr melodisch. Empires Falling unterscheidet sich von den beiden Vorgänger-Alben in dem es mehr erzählt und vielseitiger ist. Vermutlich braucht man etwas mehr Zeit um sich in das Album reinzuhören. Wir haben versucht, die jeweiligen Themen musikalisch umzusetzen. So gibt es z.B. in dem Song „Empires Falling“ fanfaren-ähnliche Riffs, da es um den allmählichen Zerfall des römischen Imperiums geht. Während man bei „Years Of Slavery“ förmlich den Taktschlag einer Galeere spüren kann. “Forbidden Fruits” hat dagegen sehr paradiesische Stellen.

Das letzte Artwork wurde für ein Gewinnspiel genutzt, da einige Songtitel darin vorkamen. Wie setzt sich das Artwork von “Empires Falling” zusammen und wer hat es gemacht?

Andreas Marschall ist mit dem neuen Artwork wieder ein richtiges Meisterwerk gelungen. Wahrscheinlich braucht man das Vinyl, um all die wunderbaren Feinheiten zu erkennen. Auf dem Frontcover ist der Mentalist bei einem Art Schachspiel zu sehen, bei dem er einen Spielstein mit einem Palast umwirft. Das löst einen gewaltigen Sturm aus, der – sichtbar auf dem Backcover – ein Imperium untergehen lässt. Auf dem Spielbrett sind Schachfiguren zu jedem Song zu finden. Auch wir als Band sind eingearbeitet, wie wir gerade in die Arche Noah einsteigen. Wie immer sind auf dem Cover sowohl die Ideen der Band als auch von Andreas eingearbeitet.

Ihr habt dreizehn Tracks auf die Scheibe gepackt, davon sind zwei Bonustracks dabei. Wird man die in jeder Version von “Empires Falling” erhalten oder bleiben die bestimmten Varianten wie dem limitierten Boxset vorbehalten, von denen es mindestens 299 noch gibt, da eine davon schon von mir geordert wurde. 

Für die Fanbox haben wir uns was Besonderes einfallen lassen: Neben der CD, einem T-Shirt und einem Mentalist-Plüsch ist eine Karaoke-CD erhalten, die das komplette Album zum Mitsingen bereithält. In der Instrumental-Version kommen aber auch die Instrumente besser zur Geltung, so dass es ein neues Hörerlebnis gibt.

“Empires Falling” ist ein Album, in dem es um einiges geschichtliches beziehungsweise religiöses geht (´Noah´s Ark´, ´Forbidden Fruits´), das aber auch umweltkritische Themen behandelt. Vielleicht möchtest du uns etwas über die Tracks im Einzelnen verraten, außer bei ´Heavy Metal Leia´ und ´Generation’s Legacy´, die beiden bekommen eine extra Frage.

´Solution Revolution´

Ein schneller Album-Opener, bei dem es um Revolutionen im Allgemeinen, aber um die französische Revolution im Speziellen geht. Man spürt quasi sekündlich diese Energie. Deshalb macht der Song beim Spielen sehr viel Spaß.

´Stairs Of Ragusa´

Vermutlich der melodischste Song auf dem Album, der auf Schnörkel verzichtet, damit die Melodien im Vordergrund stehen. Der Chorus des Songs ist mir tatsächlich in dem Moment eingefallen, als ich die Treppen zu Ragusa hochging. Ein sportliches aber auch meditatives Erlebnis.

´Tears Within A Paradise´

Das ist mein Lieblingssong, da er mit dieser wunderbar treibenden Strophe und den fantastischen Melodien vorm Solo ausgestattet ist. Bei dem Song geht es um die Umwelt und wie wir damit umgehen. Rob hat dazu einen wunderbaren Text verfasst.

´Empires Falling´

Ein epischer Track, der sehr langsam losgeht und am dramatisch endet. Der Song ist vertrackt und ich hoffe dennoch eingängig. Er ist sehr präsent und damit der logische Titeltrack.

´If You Really Want´

Der kürzeste Song des Albums ist um ein einziges Motiv gestrickt, welches sowohl auf der Gitarre als auch im Chorus verwendet wird. Das Thema, nicht aufzugeben und an sich zu glauben, wird durch den treibenden Rhythmus untermauert.

´Columbus´

Bei dem Song geht es um die Expedition von Columbus, aber auch um die politische Situation dahinter. Expeditionen waren zumeist von der Gier der Königshäuser getrieben. Der Song versucht die Wucht der See, aber auch die Lust auf Abenteuer aufzufangen. Es ist der schnellste Track auf dem Album. Thomen meinte, dass der Song exakt so schnell ist, wie “Another Holy War” von Blind Guardian.

´Noah’s Ark´

Das ist ein fröhlicher und humorvoller Song und steht damit ein bisschen in der Tradition von “Digital Mind” und “Dentalist”. Da der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind, sind sowohl die Lyrics, als auch das Video ein bisschen crazy.

´Out Of The Dark´

Das Interessante an dem Song ist, dass Thomen das Grundgerüst ungefähr um das Jahr 2005 komponiert hat. Wir haben den Song noch etwas “mentalisiert”. Der Track hat schnelle und langsame Passagen und erinnert aufgrund seiner Entstehungszeit vielleicht etwas an “Blind Guardian”.

´Years Of Slavery´

Der wahrscheinlich progressivste Track auf dem Album, zumindest der emotionalste. Die Lyrics handeln von der fiktiven Geschichte eines Afrikaners, der gefangen und per Sklavenschiff nach Amerika gebracht wird. Der Song besteht musikalisch aus zwei Hälften. Die erste Hälfte ist die Gefangennahme und die zweite Hälfte davon, wie er die Freiheit erlangt.

´Forbidden Fruits´

Der erste Bonustrack. Es geht um die Versuchungen, die täglich auf uns lauern, obwohl wir bereits ein glückliches Leben führen. Beginnend von Adam und Eva im Paradies bis heute.

Der Song beginnt mit „paradiesischen“ Klängen und wird dann zum etwas wütenderen Mid-Tempo-Melodic-Song.

´Bumblebee´

Der zweite Bonustrack ist als spaßiges Experiment zu betrachten: Hier werden Heavy Metal Elemente mit Elementen z.B. aus dem Acid Jazz kombiniert. Der Song ist Spaß. Obwohl es sich nur um einen Bonustrack handelt, bekam der Song bei einigen Reviews etwas auf die Ohren.

Wie geschrieben fehlen in der vorherigen Auflistung. ´Heavy Metal Leia´ und ´Generations Legacy´. Im Video zu ´An Ocean So Deep´ ist Gitarrist Peter Moog mit einer Fellnase zu sehen, die aber nicht irgendeine Hündin ist. Erzähl meinen Lesern bitte, was es mit ´Heavy Metal Leia´ und dem süßen Fellbündel auf deinem Arm zu tun hat.

Die treueste Seele saß bei allen Songwriting-Sessions in ihrem Körbchen oder auf unserem Schoß – war also bei allen Mentalist-Kompositionen dabei. Unser Heavy Metal Hund “Leia” bekommt ihren eigenen Song, stellvertretend für alle tierischen Begleiter. Man kann den Song durchaus als Liebeslied betrachten.

Auch ´Generations Legacy´ ist ein besonderer Song, denn hier spielen weder ihr als Band noch eure Fans die Hauptrolle im Video. Ihr habt eure Hörerschaft dazu aufgerufen, Video/Bilder ihrer Vorfahren zu schicken und so das sehr schöne Video gestaltet. Warum war beziehungsweise ist euch die Ehrung der Vorfahren so wichtig und wie wurde die Aktion angenommen.

Wenn man es genau betrachtet, leben wir Menschen, im Vergleich zu den Menschen, die in den Jahrhunderten und Jahrtausenden vor uns lebten, im puren Luxus. Dabei haben wir diesen Luxus, warme Häuser, Essen, Medizin etc. nur dank der Aufbauarbeit der Menschen vor uns. 

Man hört immer wieder sehr ansprechende Soli an der Gitarre und stellt sich die Frage, wer von beiden Könnern an der Klampfe jetzt Gas gegeben hat. Was unterscheidet Peter und Kai in der Performance, dass man sie als Hörer auseinanderhalten kann. 

Kai ist ein technisch extrem begabter Gitarrist, der seine Roots u.a. in der Neoklassik hat. Z.B. ist er sehr von Yngwie Malmsteen beeinflusst. Meine Einflüsse sind vor allem Iron Maiden und Blind Guardian. Insofern ist der schnelle und virtuose Solo-Teil meist auf Kai zurückzuführen, während ich eher die melodischen Solos beisteuere. Der Mix unserer beiden Solo-Typen ist zu einer Stilistik von Mentalist geworden und steuert den Songs eine gewisse Dynamik bei.

Ihr seid in eurem Line-Up stabil geblieben, habt aber erneut Olli Palotai und Mike LePond dabei. Das Kamelot-Mastermind wird sicher schwer zu verpflichten sein, aber wie wäre es mit dem festen Bassisten, um das Line-up rund zu machen?

Wir haben vier Songwriter im aktuellen Line-Up und einen sehr guten Teamgeist, weshalb das Line-Up im Moment so feststeht. Wir freuen uns, dass Oli und Mike den Alben noch den passenden Feinschliff geben. Sie sind Ausnahmekünstler und das hört man in den Songs.

Wer spielt denn den Bass und das Keyboard, wenn ihr Live als MENTALIST auftritt? 

Leider wurde unsere Tour als Vorband von “Manimal” für September abgesagt. Ansonsten hätte uns Tina Backes von “Bad Butler” als Bassistin begleitet. Das Keyboard spielt bei uns keine sehr zentrale Rolle, weshalb wir live aktuell ohne Keyboarder/in planen.

Ihr solltet bei einem Festival im Saarland auftreten, doch daraus wurde nichts, wegen Corona. Wart ihr denn trotzdem da – also der gesunde Teil eurer Band.

Ja. Einer der beiden “Kranken” war ich, mit einem Hörsturz. Ich war mit Hörschutz trotzdem beim Festival im Außenbereich gemeinsam mit Kai anwesend und habe Fans getroffen und Merchandise verschenkt.

Wie haben eure Fans die Absage aufgenommen?

Ein paar sind trotzdem angereist, um den Veranstalter zu unterstützen. Und das finde ich großartig. 

Wie beobachtest du mit MENTALIST die Live-Szene momentan?

Ich habe aktuell den Eindruck, dass nur große Festivals und große Konzerte gut besucht sind – dabei stehen insbesondere kleine Veranstalter unter Druck. Durch den Besuch von Konzerten und ein paar Getränken können wir sie unterstützen und das tut der gesamten Szene gut.

Wie wird es mit MENTALIST in naher und fernen Zukunft weitergehen? Ihr kommt nach Mannheim, hörte ich. Werdet ihr eine eigene Tour anvisieren? Kommt im nächsten Jahr Album Nummer Vier?

Das mit der Tour hat dieses mal leider nicht funktioniert. Wir planen für das erste Quartal nächstes Jahr Live-Auftritte, greifen aber vielleicht auch zu, wenn sich vorher was ergibt. Eine eigene Tour wäre vielleicht noch etwas vermessen. Da gibt es sicherlich bekanntere Bands.

Ich wünsche euch sehr viel Erfolg für “Empires Falling” und allem, was ihr auf das Album folgen lassen werdet. Ich werde euren Weg weiter verfolgen und hoffe auf noch weitere Gespräche mit euch.

Viele liebe Grüße aus der Pfalz an die gesamte Band, ich hoffe, wir sehen uns bald mal.

Vielen Dank für das Interview mit den sehr tiefgründigen Fragen, lieber Tobi. Wir freuen uns, dass es solche Seiten wie eure gibt und dass wir alle etwas zu unserer Metal-Community beitragen. Ich bedanke mich auch bei allen Unterstützern und wünsche Euch allen eine gute Zeit. Liebe Grüße aus dem Saarland.

Interview: Tobi Stahl

Photocredit: Promo