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KINGS WINTER – Man muss sich seiner Angst stellen, um vorwärts zu kommen!

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Hallo Jule, Tobias und Christian und Glückwunsch zu eurer fertigen Scheibe “The Other Side Of Fear”, die ihr am 28. Januar 2024 in Eigenregie veröffentlichen werdet und die man über eure Bandcamp beziehen kann, sowohl auf CD (Auflage von 300) als auch in digitaler Form.

Tobias: Hallo Tobias und erst einmal vielen Dank! Wir können es auch kaum erwarten, die Songs endlich auf die Metalwelt loszulassen.

Ich durfte nun schon einige eure Veröffentlichungen begleiten mit Reviews und Interviews und freue mich, auch “TOSOF” besprechen und mit euch darüber reden zu dürfen. Zum Einstieg würde ich aber gerne wissen wie es euch geht, denn euch hat die COVID-Zeit schon sehr gebeutelt, besonders Jule und ihre Stimme waren beeinträchtigt von diesem Drecksvirus, das uns auch aktuell Heimsucht.

Wie war der Weg zurück zu alter Form, Jule? Hat sich deine Stimme wieder komplett erholt?

Jule: Der Weg war auf jeden Fall steinig und vor allem nicht nur emotional eine Herausforderung. Ich musste ein Jahr Stimmtherapie nehmen, um wieder singen zu können. Dazu waren meine Stimmbänder so beschädigt, dass sich meine Tonlage für immer verändert hat.

Du hast bestimmt Angst vor einer weiteren Infektion? Was tust du, um dich dafür zu schützen – soweit das möglich ist.

Jule: Ich habe kurz vor Weihnachten leider schon die zweite Infektion erlitten. Es war zum Glück nicht ganz so schlimm wie beim ersten Mal, aber auch jetzt kämpfe ich wieder mit Lungenproblemen und bin noch nicht wieder in Form. Komplett schützen kann man sich leider nicht, aber das Virus ist wirklich nicht mein bester Freund.

Kommen wir zu Kings Winter – ihr habt Zuwachs bekommen, richtig? Christian, möchtest du dich unseren Lesern vorstellen?

Christian: Ich bin Christian, ein studierter Musiker, Gitarrenlehrer und Livemusiker (Diplom Berufsmusiker mit dem Instrument E-Gitarre). Seitdem ich 20 Jahre jung bin, stehe ich bereits auf der Bühne, schon früh mit dem Metal-Virus infiziert (Herkunft Ruhrpott – Duisburg) war mir der Weg mit der Gitarre schon sehr früh klar: Das will ich beruflich machen. Nach 2 abgeschlossenen Ausbildungen (Chemie/Büro) bin ich dann endlich durch ein Studium zu meiner Berufung gelangt.

Wie kam der Kontakt zu Jule und meinem Namensvetter zustande?

Christian: Ich stand mit Tobi aufgrund seines Reviews meiner nicht namentlich zu nennenden vorherigen Band lose in Kontakt und wir tauschten uns über (Überraschung!) Musik aus. Im Laufe der Zeit wurde klar, dass da eventuell noch ein bis zwei Sachen bei Kings Winter auf dem Album fehlen und da hab ich mich einfach mal angeboten! Tobis Reaktion war sehr – sagen wir mal – “eindeutig” und nun bin ich an Bord und habe noch den Song ´Sonic Thunderstorm´ mit Text, Musik und Idee beigesteuert. Et voilá: das wars.

Eigentlich hattet ihr die Platte schon fast fertig, musstet aber das Material aufgrund der Veränderung von Jules Stimme vernichten – wie demotivierend war das?

Jule: Das war wirklich ein harter Rückschlag. Ich hatte ehrlicher Weise die Hoffnung verloren, überhaupt wieder singen zu können. Zeitweise waren wir so frustriert, dass wir tatsächlich überlegt haben, ob es Sinn macht, überhaupt neu aufzunehmen. Zum Glück hatte ich eine gute Stimmtherapeutin und alles ist gut ausgegangen.

Hattet ihr den Gedanken alles hinzuwerfen?

Tobias: Ich war da tatsächlich etwas optimistischer als Jule, trotzdem gab es durchaus einen oder zwei Tage an denen ich zumindest daran gedacht habe, die vier fertigen Songs erst einmal zur Seite zu legen und frisch anzufangen. Gerade im Studio bevorzuge ich oft die Spontanität und Dinge zu improvisieren, weshalb es auch viele erste Takes am Ende auf die Platte schaffen. Das zu rekreieren als ich die Songs neu aufnehmen musste, war nicht ganz einfach, aber am Ende haben einige Songs von der Überarbeitung sogar profitiert.

“The Other Side Of Fear” heißt das neue Baby aus Kings Winter – warum dieser Name für die Scheibe?

Tobias: Die Idee dazu kam tatsächlich aus einer Kombination von zwei Dingen. Einerseits hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits das wunderschöne Artwork von Gogo Melone gesehen, andererseits bin ich zufällig auf ein Zitat von George Addair gestoßen, das so perfekt zu der visuellen Idee des Bildes passte. “Everything you’ve ever wanted is sitting on the other side of fear.” Ich fand, dass das so perfekt zu vielen Situationen im Leben passt, in denen man sich erst einmal seiner Angst stellen muss, um am Ende eine Entscheidung zu treffen, die einen vorwärts bringt, dass dann auch prompt der komplette Text für den Titeltrack entstanden ist. Außerdem ist es auch einfach ein sehr einprägsamer Titel, was mir auch immer wichtig ist.

Um was geht es denn in lyrischer Hinsicht auf dem Album? Verfolgt ihr ein gewisses Thema/Konzept?

Tobias: Ein Konzeptalbum ist “The Other Side Of Fear” nicht, viel mehr schreibe ich über Dinge, die mich gerade bewegen. Am Ende kommen dabei immer die authentischsten Texte heraus. Das können dann ganz unterschiedliche Dinge sein, die mich inspirieren. Etwa das eben erwähnte Zitat, oder auch das Bild eines in den Stein gebrannten”Schattens” einer Person, die beim Atombombenangriff auf Hiroshima getötet wurde. Aus letzterem ist ´Destroyer Of Worlds´ entstanden, das sich um die katastrophale Waffe dreht, die wir mit der Atombombe erschaffen haben, und die moralischen Konsequenzen.

Bezieht ihr Stellung zu aktuellen Geschehnissen in dieser Welt, die leider immer grausamer wird?

Tobias: Natürlich bleibt auch das nicht aus, gerade in Zeiten wo uns so viele Katastrophen täglich begegnen. ´When Tyrants Fall´ etwa ist während den ersten Tagen des Ukraine-Kriegs entstanden und thematisiert die Grauen des Krieges und die Hoffnung darauf, dass am Ende Vernunft und Demokratie über Tyrannei siegen wird. Ähnlich ist es mit ´Shadow Of The Cross´, das die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche thematisiert, deren mangelnde Aufklärung und strafrechtliche Verfolgung für mich immer noch unbegreiflich ist.

Welches sind denn die Favs von euch drei auf dem Album – beschreibt gern jeder von euch einen Song näher.

Christian: ´The Darkness Within´ – mir persönlich gefällt der stufenlose Aufbau des Songs, von zurückhaltend bis hin zum Ende einer Dampfwalze gleichend. Der Bass, der dort viel Raum bekommt, sich dort auszutoben, setzt für mich zusätzliche Akzente, genau so wie beide geschmackvollen Soli in der Mitte des Songs gepaart mit den kraftvollen Vocals von Jule.

Jule: Das ist wirklich schwierig, da ich zwei Favoriten habe. ´When Tyrants Fall´, weil er mir zum aktuellen Kriegsgeschehen lyrisch aus der Seele spricht, und ´Destroyer Of Worlds´, weil der Song wie eine Geschichte fließt. Es gibt so viele abwechslungsreiche Parts in so unterschiedlichen emotionalen Stimmungen, dass der Longtrack mich jedes Mal aufs neue mitreißt. Gesanglich ist er auf jeden Fall einer meiner Lieblinge.

Tobias: Gerade als Songwriter ist es unheimlich schwierig, weil es wie die Frage nach dem Lieblingskind ist. Ich mache es mir also einfach und nehme Christians Komposition ´Sonic Thunderstorm´, die ich gerade wegen der großartigen Lead-Gitarren und des ungewohnten Songaufbaus liebe, der komplett auf die klassische Strophe-Refrain-Formel verzichtet.

Abgesehen von Jules Stimme (die ich noch immer richtig stark finde!), wie klingt das Album musikalisch, besonders im Hinblick auf Chris, der sicherlich auch Einfluss auf euer Klangbild hat und hatte.

Jule: Vielen Dank erstmal für das Kompliment! Chris hat nicht nur an der Gitarre neue Facetten eingebracht. Er war auch während der Aufnahmen sehr motivierend und tut unserem Team mit zusätzlicher Kreativität gut. Ich finde es super, dass er mit ´Sonic Thunderstrom´ gleich auch noch einen richtig starken Track beigesteuert hat.

Tobias: Abgesehen von Chris‘ unbestreitbaren musikalischen Qualitäten als Gitarrist, Bassist und Songwriter war er gerade auch beim Mixing ein toller Sparringspartner, der mir gerade im Bezug auf den Bass-Sound viele wichtige Impulse gegeben hat. Gerade, wenn man so lange als Duo gearbeitet hat, können externe Ohren unheimlich hilfreich sein, um frische Perspektiven zu eröffnen.

Chris growlt auch auf “The Other Side Of Fear”, so steht es in den Infos zur Platte. Inwiefern bringt er seine Stimme in die Songs ein?

Christian: Ich hatte irgendwann mal einen Schnupperkurs bei Britta Görtz und hab das im Auto (überall anders wirst du ja beim Üben weggesperrt) weiter verfolgt und munter meine Windschutzscheibe angebrüllt. Dieses Audio schickte ich dann dem Tobias und fortan habe ich auf der Platte ein, zwei Growl-Parts übernommen. Das passte insofern ganz gut, als dass ich damit die Nuancen, die manche der Songs noch brauchten, mit meinem Gesang sinnvoll zu Jules tollem Gesang ergänzen konnte.

Jule: Für mich waren die unverhofften Zusatzgrowls ein Segen. Ich habe aufgrund der Stimmband Schädigungen nämlich Growl-Verbot bekommen. Da kamen Chris‘ Fähigkeiten in dieser Hinsicht wie gerufen.

Tobias, du schreibst in den Credits, dass ihr einen Drumcomputer benutzt habt, was mich wenig stört, da eure Songs richtig gut sind und ich der Meinung bin das erlaubt ist was gefällt. Die Kritiker gibt es trotzdem. Wie gehst du der Kritik entgegen?

Tobias: Entgegensetzen würde ich primär, dass glaube ich kaum Menschen realisieren, wie oft gerade im Metal sowieso beim Schlagzeug mit Samples gearbeitet wird, um den typischen Drumsound in unserem geliebten Genre zu bekommen. Am Ende hätte auch ich lieber live mit einem Drummer im Studio aufgenommen, aber nach eineinhalb Jahren war noch immer kein Ersatz für Marco Vanga in Sicht, der aus persönlichen Gründen leider nicht mehr für uns trommeln konnte. Am Ende saßen wir auf einem fertigen Album und vor der Frage, ob wir jetzt alles für ein Jahr oder mehr auf Eis legen wollen, um einen Drummer zu finden. Für uns war der Kompromiss mit den von mir per Midi-Pads eingespielten und nachbearbeiteten Drums dann die beste Lösung, um Kings Winter vorwärts zu bringen, während wir weiter nach einem geeigneten Schlagzeuger suchen.

Ihr gebt euch derzeit im Hinblick auf anstehende Live Termine geheimnisvoll, was euer Line-up angeht. Gibt es neben Hendrik Franke am Bass etwas neues hinsichtlich eines Trommlers?

Tobias: Tatsächlich haben wir vor wenigen Tagen unsere erste Probe im kompletten Lineup gehabt und haben endlich den richtigen Schlagzeuger gefunden, müssen aber noch etwas Geheimhaltung praktizieren bis zur offiziellen Ankündigung. Aber die gute Nachricht ist, wir haben eine Besetzung mit tollen Musikern und ich bin wirklich gespannt, was die Zukunft für die Band so bringen wird.

Habt ihr denn schon Termine, an denen man euch live sehen und hören kann?

Tobias: Auch hier gilt noch etwas Geheimhaltung, aber ich kann verraten, dass wir im September in der Region Köln/Bonn das erste Mal auf der Bühne stehen werden. Genau Details gibt es in den kommenden Wochen auf unseren Profilen in den sozialen Medien. Ab dann wollen wir pro Jahr erst einmal so 2 bis 4 Shows spielen, bis unsere Tochter etwas älter ist und wir wieder etwas flexibler für Konzerte planen können.

Die letzten Worte gehören euch – schreibt was immer ihr auch möchtet!

Tobias: Erst einmal wollen wir uns natürlich bei dir für die Unterstützung und das Interview bedanken. Ebenso gilt unser Dank allen Fans, die uns seit Jahren schon so treu unterstützen. Es ist jedes Mal großartig, wie viele Metalheads ihr Vertrauen in uns setzen und teilweise weit im Voraus schon unsere Platte vorbestellen. Hoffentlich sehen wir uns dann bald einmal auf einer Bühne in eurer Nähe!

Kings Winter verkündeten am 08. Januar den Zugang von Bassist Hendrik Franke auf ihren Kanälen – Herzlichen Glückwunsch Hendrik! Hier die übersetzte Meldung und ein Bild von Hendrik.

Zeit, euch ein weiteres neues Mitglied vorzustellen! Bitte begrüßt Hendrik Franke, der künftig die Bassgitarre bedienen wird Hendrik hat zuvor über ein Jahrzehnt lang mit Jule und Tobias in ihren früheren Bands Skadika und Living Abyss zusammengearbeitet und wird nun seine Fähigkeiten auf vier Saiten in den Sound von Kings Winter einbringen. Darüber hinaus ist Hendrik derzeit auch Teil der Melodic-Death-Metal-Band Martyrion aus Köln. Wir haben am vergangenen Wochenende bereits gemeinsam mit ihm und unserem noch nicht bekannt gegebenen Schlagzeuger geprobt und können es kaum erwarten, unsere Songs in dieser Besetzung auf eine Bühne in eurer Nähe zu bringen!

 

Interview: Tobi Stahl
Photocredits: Promo