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JOHN DIVA AND THE ROCKETS OF LOVE – Welcome to „The Big Easy“

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JOHN DIVA AND THE ROCKETS OF LOVE sind seit ihrem “Mama Said Rock Is Dead” und Hits wie ´Wild Life´, ´Lolita´ oder auch ´Long Legs in Leggings´ nicht mehr aus dem Glam-Metal Genre wegzudenken. Ihren zweiten Langspieler “American Amadeus” veröffentlichten sie 2021 und am 17. März kommt Album Nummer drei und möchte den Fans die sorglosen Momente der 80er wieder in die Gegenwart bringen – denn jeder von uns kann ein bisschen mehr Leichtigkeit vertragen in diesen Tagen. Wir sprachen mit Frontmann John über die Platte, über ihren Entsehungsprozess, über Sexismus und einiges mehr.

Hallo John, ich bin Tobi von Obliveon, durfte euer kommendes Album “The Big Easy” besprechen, was euer drittes Studioalbum ist. In vielen US-Serien wird ja betont, dass es beim dritten Date zum ersten Mal zündet? Was dürfen eure Fans beim dritten Longplayer von euch erwarten?

Du hast recht, beim ersten Album stürmst du kopflos durch die Wand, was in unserem Fall durchaus erfolgreich war; beim Zweiten testest du deine Grenzen aus, in dem du sie übertrittst und wenn du es bis zum dritten Album schaffst, findest du mit etwas Glück die perfekte Mischung für den weltbesten Cocktail. Um bei deinem Bild zu bleiben: die Liebesraketen haben gezündet, Cape Canaveral steht im Flammen ebenso wie eure Herzen es tun werden. John Diva ist die heftige Romanze für diesen Frühling, nach der du dich in den letzten Seuchenjahren so verzehrt hast.

Das neue Album bewahrte uns vor Depressionen!

Wie ordnet ihr “The Big Easy” im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern ein? Ich finde, die kommende Scheibe hat an Härte eingebüßt, wenn man sich das Debütalbum “Mama Said Rock Is Dead” im Vergleich anhört.

Wie bei bisher jedem Album gehen wir ein paar Schritte weiter – “The Big Easy” ist das breite Grinsen, das dir der sonnige Fahrtwind auf dem Weg zum Strand ins Gesicht zaubert – allerdings unterlegt mit einem Heavy und Sexy Groove. Aber John Diva ist auf “The Big Easy” nicht nur Partymusik, es sind große Hymnen und Liebeserklärungen mit dabei. Im Zentrum standen große Geschichten und Songs, die auch auf Akustik-Gitarren funktionieren können; trotzdem lassen wir es krachen, mit ´God Made Radio´ ebenso wie mit ´Thunder´ und dem Titeltrack ´The Big Easy´.

“The Big Easy” entstand in nur sechs Monaten. Wie lief der Prozess ab, von der ersten Songidee bis zum fertigen Album?

Wir waren absolut im Film. Das Schreiben für das neue Album hat uns vor Depressionen bewahrt, schließlich mussten wir 2021 unsere Tour wie viele andere absagen. Wir haben uns beim Komponieren in eine glorreiche Zukunft hinein geträumt – so sind Songs über Sehnsucht, Scheitern, Durchhalten, Glauben und die alles verbindende Liebe entstanden. Es ist dadurch ein extrem facettenreiches Album geworden, das genau in der Reihenfolge der Songs perfekt funktioniert. Wir haben keine Kompromisse gemacht und den einzelnen Song immer in den Mittelpunkt gestellt – jenseits unserer durchaus starken Egos; “The Big Easy” ist ein echtes Band-Album und das macht mich sehr glücklich.

Der Albumtitel “The Big Easy” – “Die große Unbeschwertheit” ist in unserem Alltag fast nicht mehr vorhanden. Wie ist es bei euch? Wie erhaltet ihr euch ein Stück eurer Unbeschwertheit/Leichtigkeit, bei all dem Scheiß, der in unserer Welt abgeht?

Ich glaube, das ist die generelle Herausforderung für den von (sozialen) Medien gegeißelten Menschen; zu wissen, dass zwar alles gleichzeitig stattfindet, also wundervolle ebenso wie schreckliche Dinge. Wir müssen es hinbekommen, mit allen Aspekten dieser Welt klarzukommen – das bedeutet nicht, daß man die Augen verschließt oder unpolitisch ist; gleichzeitig muss man das Leben feiern, die Schönheit sehen, denn nur so findet man Gleichgesinnte und nur so kann man andere davon überzeugen, auch mal eine andere Perspektive anzunehmen. Und wenn es uns gelänge, den ein oder anderen Dialog mit „größerer Leichtigkeit“ und Entspanntheit zu führen, wäre schon viel gewonnen. Tune in, drop out, welcome to the big easy.

Wenn ihr an eure Zeit in den 80er Jahren zurückdenkt, was vermisst ihr am meisten und auf was aus der heutigen Zeit möchtet ihr nie wieder verzichten müssen?

John Diva ist eine romantische Band, wir glauben an die Kraft von Musik und Gemeinschaft und daran, dass es sich zwischen den Zeilen besser leben lässt. Orte von Uneindeutigkeit ziehen mich an, da entdeckt man was über sich und andere. Die 80er waren alles andere als ein Paradies, aber natürlich hat sich nicht alles so rasend schnell verbreitet – du musstest einen gewissen Aufwand betreiben, um an Musik, Mode, Filme usw zu kommen.

Entsprechend hoch war der Stellenwert von Subkulturen und ihren Codes. In den 80ern hast du aufs Maul gekriegt, wenn du das falsche Band-Shirt getragen hast. Man mag das albern finden, aber es zeigt, wie hoch Identifikation und Leidenschaft waren. Wenn alles verfügbar ist, ist es nichts besonderes mehr. Aber ich bin kein Traditionalist und ich finde es natürlich ebenso grandios, wie ich heute auf ein riesiges Reservoir an Videos, Dokus, Musik zurückgreifen kann – oder einen Song in bester Qualität bei mir zu Hause oder auf Tour produziere. Consider me a happy person.

Ihr möchtet mit euren Texten dem Genre-üblichen Sexismus entgegentreten. Warum hat sich das gerade im Glam/Hair Metal etabliert?

Sexismus? Na ja, da hat Hair Metal sicher keine Exklusivrechte dran, Hip Hop Hurraje. Der Glam der 70 war libertin und verspielt, die 80er waren Testosteron. Ich mag das, aber auf die Dauer ist das langweilig und man unterschätzt, was Glam noch so alles sein kann; insbesondere in Zeiten, in denen liberale Gesellschaften und Werte verteidigt werden müssen, wird Glam politisch, in dem Sinne, das jeder und jede willkommen ist, egal, in welchem Outfit. John Diva-Konzerte sind eine libertine Messe.

Wir sind stolz auf unser Publikum!

Wie steht ihr zu Themen wie Body-Shaming, Fat-Shaming, Hate und anderen sehr asozialen Dingen, die im Netz abgehen? Haben sich gerade solche schlimmen Zustände durch die Pandemie noch verschlimmert?

Siehe oben. Everyone is welcome – ich sehe die unterschiedlichsten Leute bei unseren Shows; Boys and Girls, die sich aufbrezeln, Rocker, Handwerker, Intellektuelle und Künstler, Office people, die sich die Krawatte zum Bandana umfunktionieren, Typen, die vielleicht zum ersten Mal mit einer Leggins vor die Tür gehen – und damit später mega abgehen und ein riesen Spaß haben. Ich bin stolz, ein solches Publikum zu haben, es macht mich glücklich, wenn Leute das Gefühl haben, bei uns ihre Grenzen ausloten zu können.

Ihr habt eine umfassende Tour geplant, mittlerweile hat man auch mehr Planungssicherheit als noch während der Pandemie. Werdet ihr zusätzlich zur Tour auch Festivals spielen, national und international?

Unbedingt, wir wollen alles nachholen, was in den letzten Jahren unmöglich war. Und wir haben ein Album im Gepäck und brennen darauf, es allen um die Ohren zu hauen.

Ich bedanke mich herzlich für eure Zeit und das Interview, wünsche viel Erfolg mit “The Big Easy”, der kommenden Tour und den Festivals. Bleibt gesund und munter.

Interview: Tobias Stahl
Photocredit: Bernd Manthey