Ultima Ratio Fest – PARADISE LOST, PRIMORDIAL u.a.

PARADISE LOST – PRIMORDIAL – OMNIUM GATHERUM –  HARAKIRI FOR THE SKY

Oberhausen, Turbinenhalle 2

14. Oktober 2023

Eine Menge war los in und um das Oberhausener Industriegebiet rund um Im Lipperfeld und Zur Eisenhütte am vergangenen Samstagabend. Während Alt und Jung, Kind und Kegel, nach nebenan in die große Halle strömten, wo die beste Band der Welt, Die Ärzte (aus Berlin!), ihre dritte ausverkaufte Show am dritten Abend in Folge spielten, pilgerte die schwarze Menge zur 2023er Ausgabe des Ultima Ratio Fests in Richtung Turbinenhalle 2. Zum diesjährigen Lineup gehörten neben dem Headliner PARADISE LOST, die irischen Pagan Metaller von PRIMORDIAL, die Post Black Metaller HARAKIRI FOR THE SKY aus Österreich sowie die finnische Melodic Death Metal Band OMNIUM GATHERUM.

OMNIUM GATHERUM

OMNIUM GATHERUM

Im Rahmen der beiden offenbar täglich rotierenden Support Slots fielen Los und Ehre des Openers an diesem Abend auf die Melo Deather OMNIUM GATHERUM, die um Punkt 18:30 Uhr die Bühne stürmten, um mit dem Titelsong ihrer aktuellen etwas gemäßigteren, gothlastigeren “Slasher“ EP durchzustarten. Im Folgenden lag der Schwerpunkt mit insgesamt fünf Songs auf dem aktuellen “Origins“ Dreher und der 2011er Scheibe “New World Shadows“. Und trotz eines minimal verwaschenen Sounds knallte der synthielastige Death Metal des Sixpacks ordentlich aus den Boxen und auch die variablen Vocals des Fronters zwischen Growls und cleanen Passagen kamen gut rüber.

Zudem entpuppt sich Fronter Jukka Pelkonen als großer Freund der deutschen Sprache, der nicht nur einen Song mit „Eins, Zwei, Drei“ einzählt und den Support als „ausgezeichnet“ tituliert, sondern sich abschließend auch überschwänglich mit einem „Ich liebe Euch“ bei den Anwesenden bedankt. Und spätestens beim starken Schlussdoppel aus `New Dynamic´ und `Solemn´ darf dann auch Keyboarder Aapo Koivisto zeigen, was in ihm steckt. Weitere starke Songs wie `Paragon´, `Reckoning´ und `Frontiers´ sowie der gut aufgelegte, ein wenig affektiert über die Bühne stapfende und ständig sein Mikro von der einen in die andere Hand pfeffernde Sänger tragen ihr Übriges zu einem mehr als gelungenen Auftakt bei.

HARAKIRI FOR THE SKY

HARAKIRI FOR THE SKY

Weiter geht es mit dem depressiv-melodiösen Post Black Metal Sound von HARAKIRI FOR THE SKY. Die im Kern nur als Duo agierende, live aber zum Quintett anwachsende, Band aus Wien und Salzburg drischt ihren rohen aus Kreischgesang, scharfen Riffs und Blastbeats bestehenden und mit melodischen Blackgaze-Elementen angereicherten Stilmix in die Menge, welche gefühlt zwischen Begeisterung der nicht wenigen gekommenen Fans und leichtem Kopfschütteln der Unwissenden schwankt. Die wenigen Ansagen von Sänger Michael Kogler sind ähnlich schwer zu verstehen wie seine Screams, jedoch geht von der Band und ihren überlangen, düsteren und atmosphärischen Songs wie dem eröffnenden `I, Pallbearer´, `Walk With Me´ und `Sing For The Damage We´ve Done´ eine gewisse morbide, hoffnungslose Faszination aus. Dennoch möchte man behaupten, dass die finnischen Kollegen auf dem zweiten Platz der Running Order nicht nur am heutigen Abend besser aufgehoben gewesen wären.

PRIMORDIAL

Theatralisch ist das Wort mit dem die irischen Pagan Metaller, rund um Frontmann und Charismamonster Alan Averill aka „Naihmass Nemtheanga“ wohl noch am besten beschrieben werden können. Voller Pathos, Hingabe und mit seiner Henkersschlinge um den Hals führte er die Band durch die Show, die beim Publikum verdammt gut ankam, obwohl der Black-Pagan-Folk Sound nicht unbedingt zum abgehen taugt. Egal es funktionierte. Neben zwei Tracks des neuen ”How It Ends“ Albums, nämlich der Titeltrack `How It Ends` und `Victory Has 1000 Fathers, Defeat Is an Orphan` kamen innerhalb der insgesamt sieben Songs auch Fanlieblinge wie `To Hell or the Hangman` oder der Abschlusstrack `Empire Falls` zum Einsatz. Eine fehlerlose Bandperformance, gepaart mit Alans gelegentlichen Ansagen, seiner leicht irrsinnig wirkenden Mimik, eben der pathetischen Gestik und nicht zu vergessen, die einprägsame „leidende“ Stimme genügten vollständig um das Urteil der Crowd für sich zu entscheiden und so waren PRIMORDIAL für nicht unwesentliche Teile der des Oberhausener Publikums die Sieger des Abends.

PRIMORDIAL

Setliste PRIMORDIAL:

As Rome Burns

How It Ends

To Hell or the Hangman

The Coffin Ships

Victory Has 1000 Fathers, Defeat Is an Orphan

No Grave Deep Enough

Empire Falls

 

 

PARADISE LOST

Wer zu PARADISE LOST geht, weiß, dass die einflussreichen Briten nicht gerade als Partyband bekannt sind, sondern ihr meist dunkel gefärbtes Songmaterial eher „trocken“ und ohne großartige Showelemente präsentieren. Manche mögen das als emotionslos bezeichnen, andere eher als zurückhaltend und Goth-typisch, wobei sich die Gitarristen Greg und Aaron an diesem Abend als recht bewegungsfreudig erweisen. Dumm nur, dass die Band mit der sparsamen Lightshow dabei weitgehend im Dunklen bleibt.Auch Sänger Nick Holmes, in der Vergangenheit oft durch eher zweifelhafte Gesangsleistungen aufgefallen, ist dieses mal in der Turbinenhalle mit geraden Tönen unterwegs, wenn auch mit zum Teil allzu deutlich hörbarer technischer Unterstützung. Im Gegenzug hat der Fronter und ehemalige Growler, genau das komplett eingestellt. Selbst beim härtesten Track des Sets `As I Die`, dominieren die normalen Vocals, Schade eigentlich, denn bei Bloodbath zeigt Nick, dass er das durchaus noch kann.

PARADISE LOST

PARADISE LOST spielen sich mit ihren Set, angefangen mit `Enchantment`, Forsaken` und `Faith Divides Us – Death Unites Us` weitgehend durch ihre Karriere und bedenken dabei acht Alben. Dabei ist die Stimmung in der Halle gar nicht schlecht, auch wenn einige Fans sich die ein oder andere Änderung in der Setliste gewünscht hätten. Jubel und Begeisterungsausbrüche sind während des soliden Auftritts aber eher rar, branden aber bei den alten Songs wie ` Embers Fire` auf. Die als Zugabe gespielten Tracks `Say Just Words` und `Ghosts` vom aktuellen Album entwickeln sich dann tatsächlich zu den Höhepunkten, da sie einerseits nicht nur richtig gute Songs sind, sondern auch das Tempo etwas mehr anziehen und so auch mal Gelegenheit zum mitgehen bieten.

Setliste PARADISE LOST:

Enchantment

Forsaken

Faith Divides Us – Death Unites Us

Requiem

One Second

Hallowed Land

The Enemy

As I Die

No Hope in Sight

Embers Fire

Say Just Words

Ghosts

 

Text: Sven Bernhardt, Michael Gaspar

Photo Credits: Sven Bernhardt