TESTAMENT – OBITUARY – DESTRUCTION – NERVOSA – “Thrash of the Titans“ Tour

TESTAMENT – OBITUARY – DESTRUCTION – NERVOSA

25 Oktober 2025

Oberhausen, Turbinenhalle 1

 

Thrash und der Ruhrpott, das passt! So wurde es, schon fast naturgemäß, auch an diesem Abend in der großen Halle verdammt voll, auch wenn die Headliner sowie die Death Metal Institution OBITUARY und natürlich auch Schmier mit seiner Truppe vor gar nicht langer Zeit in der Gegend waren. Lediglich NERVOSA hatten sich in der aktuellen Inkarnation hier noch nicht sehen lassen. Und die thrashende Damenriege aus São Paulo machte auch den Auftakt zum rauschenden Thrashfest.

 

NERVOSA

Angeführt von Bandchefin Prika Amarel, die bekannterweise ja sowohl an der Gitarre als auch hinter dem Mikro tätig ist, legen die Brasil-Ladies mit `Seed of Death` und `Behind the Wall` vom aktuellen Album “Jailbreak“ los. Überhaupt legen Prika und ihre junge Band den Schwerpunkt auf die neue Scheibe, mit vier von nur sieben Songs von eben dieser Scheibe. Aggressiv , wild und dennoch technisch einwandfrei demonstrieren NERVOSA innehrlab der Show ihre Downpicking Fähigkeiten, bangen und wirken einfach frisch und angrifflustig auf der Bühne. Mit giftigen Songs wie den älteren Tracks `Venomous’ oder `Kill the Silence’ hauen sie der Meute schonmal ordentlich auf die Mütze, bevor das wilde Treiben, insbesondere von dem gut gelaunten Dreh und Angelpunkt Prika, mit ‘Endless Ambition`schon wieder endet. Spaß hatten wohl die allermeisten hier und Respekt, denn den haben sich NERVOSA hier verdient.

 

DESTRUCTION

Der schöne Oldie  `Eve of Destruction` von Barry McGuire kündigt die nächste Thrash Attacke an… DESTRUCTION. Frontmann Schmier und seine virtuosen Mannen sind gut drauf und zaubern einen Klassiker nach dem anderen aus dem Hut. Los geht es auch schon mit der Hymne  `Curse the Gods`. Der Sound ist wirklich gut, was in der Turbinenhalle ja nicht immer selbstverständlich ist. Mit `Nailed to the Cross` wird ein weiterer Brocken runtergenagelt. Die Gitarrenarbeit der beiden Gitarristen ist besonders hervorzuheben, auch wenn Mike irgendwie immer fehlen wird. Natürlich dürfen `Mad Butcher` oder `Bestial Invasion` nicht fehlen, bei der doch recht überschaubaren Spielzeit. DESTRUCTION, immer ein echtes Brett! Sie klingen noch wie vor hundert Monden, und das ist gut so!

 

OBITUARY

Wenn man mal so durch das Publikum streifte, entdeckte man anhand der Shirts und Patches, wer an diesem Abend der Favourite ist. OBITUARY genießen derzeit so etwas, wie ihren zweiten Frühling.  Unfassbar wie tight und groovy dieses Death Metal Monster ist. Die Menge hatte Bock auf OBITUARY, das merkte man zu jeder Sekunde. Nach dem Intro ging es auch sofort los mit dem instrumentalen Stampfer `Redneck Stomp` vom FROZEN IN TIME Album. Die Band passenderweise eingehüllt im sumpfigen Nebel. Der Sound ist auch hier klasse, die Halle brodelt. Da ihr Album CAUSE OF DEATH 35. Jubiläum feiert , werden auch gleich fünf Tracks davon serviert. `Infected`, `Body Bag`, `Dying`, `Chopped in Half`, sowie das Titelstück `Cause of Death`. Mit `Turned inside Out` darf ein weiterer Smash Hit der Florida Boys nicht fehlen. Das obligatorische `Slowly we Rot` bildet wieder mal das Schlusslicht. Als witzigen Show-Act lässt Sänger John Tardy dazu noch einen aufblasbaren Alligator von der Leine und eine Old School Florida Death Metal Lehrstunde geht zu Ende.

 

 

TESTAMENT

Der Vorhang mit dem legendären Legacy Schädel verspricht eine Old School Nacht aber wie bei TESTAMENT üblich, verlassen sich die Titans nicht auf ihre Hits, sondern bieten einen ziemlich breit gefächerten Querschnitt durch ihre Karriere, vom neuen Longplayer “ Para Bellum“ bishin zum 1987er Debüt  “The Legacy“.

Mit dem Fallen des Vorhangs zum dreschenden `D.N.R. (Do Not Resuscitate)` und `WWIII` brechen nicht nur die Opening Tracks über das Publikum hinein, sondern auch reichlich Feuer und Licht und natürlich Thrash Metal in all seinen Ausprägungen. Und so scheut sich, die wohl mit Abstand variabelste Band des Abends auch ` Trail of Tears` und damit, den ersten und einzigen ruhigen Song des Abends zu spielen, um gleich danach mit `Low` wieder Fahrt aufzunehmen. Das Drum-Solo führt zum Uraltrack `First Strike Is Deadly`, um danach die Para Bellum Single `Infanticide A.I.´ abzuliefern.

Und so gilt auch für da dichtgedrängte Publikum Moshpit-Action und Zuhören wechseln sich ab.Das Chuck Billy , Alex Skolnick, Eric Peterson, Steve DiGiorgio und auch Drummer Chris Dovas Meister an den Instrumenten und der immer kontrollierten Aggression (und eben nicht der reinen Eskalation) sind, beweisen sie praktisch während des  gesamten Sets, das natürlich auch bekannte und gefeierte Songs a la `Practice What You Preach`, `Native Blood`  oder den eingängien Fan-Favourite `Electric Crown`beinhaltet aber halt auch viele neuere Songs. Den Schlusspunkt des Abends setzt dann eine der absoluten TESTAMENT Abrissbirnen`Into The Pit` und,  dass die Fans dem nur allzu gerne nachkommen ist gar keine Frage!

Spaß Abwechslung Thash der höchsten Spielklasse gab es reichlich an diesem Abend. Also Daumen hoch! Aber, wie fast immer bei den TESTAMENT Gigs der letzten Jahre, bleibt es ein kleines Mysterium warum zum Beispiel ein Hammertrack und absoluter Bandhit wie `Over the Wall’ in der Setliste fehlt.

 

Text: Holger Bals, Sven Bernhardt

Photo Credits: Sven Bernhardt