SEPULTURA – `Celebrating Life Through Death` Köln
SEPULTURA – JINJER – OBITUARY – JESUS PIECE
02 November 2024
Köln, Palladium
SEPULTURA nehmen sich nach 40 Jahren das Recht ihr Ende selbstbestimmt zu wählen. Und auch wenn heute nur noch Bassmann Paulo Jr. ein aktiver Teil der usprünglichen Band ist, so genießen die Barsilaner auch in der aktuellen Besetzung mit Andreas Kisser und Frontmann Derrick Green schon beinahe Legendenstatus. Die entsprechend dem geplanten Ableben. der Band `Celebrating Life Through Death` getaufte Tour solltet aber kein reiner Nostalgietrip werden, sondern vereint Old und New School in Sachen Thrash , Death und Artverwandtes.
JESUS PIECE
So geben die 2015 gegründeten JESUS PIECE den Auftakt bei den Europäischen Shows. Für mich eine Premiere, denn ich hatte, wie viele andere au diesem Abend auch, die Philadelphia Truppe noch nie auf der Bühne gesehen.
Ihre rund 30 Minuten Spielzeit, füllt die Band dann mit ihrer derben Mischung aus Metalcore und Hardcore, die durch die verdammt volle Halle ballert. Soundlich dominiert bei JESUS PIECE ohrenscheinlich eher die manchmal tribale, manchmal groovig stampfende und dann wieder simple und schnelle Rhythmik, denn irgendwelche verfeinerten Melodien. Fronter Aaron Heard schreit sich dazu die sprichwörtliche Seele aus dem Leib, was in ziemlich undefinierbaren Grunts endet. Wenn dazu noch Gitarrist David Updike screamt, ergibt sich weitgehend das, was früher einmal Noisecore genannt wurde. Dazu wird das Publikum unablässig zu Circle Pits aufgefordert, was in Köln nicht wirklich funktionierte aber dennoch ein intensiver Weckruf für alle an diesem Abend Anwesenden. Der Aufforderung „make some noise“ kommt das Publikum auf jeden Fall nach.
OBITUARY
OBITUARY, der Fünfer aus Florida ist natürlich ein ganz anderes Kaliber , denn mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung und jeder Menge Genre-Hits im Gepäck wissen OBITUARY was sie ihrem Publikum schuldig sind. Und natürlich , die „alten Herren“ liefern noch immer tadellos auf der Bühne ab.
Mit `Redneck Stomp` und `Threatening Skies`eröffnen sie die nebelige Old School Death Metal Party, wobei sich Growler John Terdy ein breites Grinsen wegen der Begeisterung schon zu Beginn des Sets, nicht verkneifen kann. Und klar, die großen Death Metal Veteranen liefern ein gekürzte Best-of Setliste, die nur so rappelt. Während der rund 40 Minuten auf der Bühne geht die Band mit Brechern wie `Slowly We Rot`, `Chopped in Half`und `Turned Inside Out` zurück zu den frühen Tagen, aber auch das aktuelle Material , wie ` The Wrong Time`vom neuen Album knallt heftig. Jede Menge Headbanger und lauter Jubel, beweisen schlichtweg die Live-Klasse von OBITUARY und das selbstredend ohne Aufforderung. Zum alten Eisen gehören die Tardy Brothers auf jeden Fall noch lange nicht. Im Gegenteil, sie Band wirkte frischer und wenigstens genauso hart wie bei so mancher früherer Show und die waren wirklich alles andere als übel.
JINJER
JINJER, das ukrainische Modern Metal Kraftpaket ist ja seit einiger Zeit in aller Munde und auch häufiger bei uns zu sehen. Musikalisch natürlich das völlige Kontrastprogramm und trotzdem funktioniert im Palladium auch das. Angeführt von Tatiana Shmayluk gibt es ungefähr 50 Minuten kraftvollen und progressiven Metalcore um die Ohren. Und das Rezept von JINJER geht auf, egal ob bei den melodischen Momenten mit cleanen Vocals oder den stets wütenden Ausbrüchen, der Sound kommt an. Dabei winden sich immer wieder durch neue Schichten und Wendungen und sind damit eigentliche nur begrenzt partytauglich.
Bei ihrer Show sind dann auch die einige Crowdsurfer zu sehen und diverse „Jinjer, Jinjer“ Sprechchöre runden das Bild ab. Auch bei neuen Songs vom erst noch kommenden Album „Duél“ lässt sich kein wirklicher Stimmungsabfall entdecken. JINJER ist an diesem Abend eine Band, die mit ihrem zwischen Wut, Brutalität und Emotionalität schwankenden Set viele beeindruckte.
SEPULTURA
Sobald `War Pigs` von Black Sabbath und `Polícia` aus den Lautsprechern dröhnt, weiß jeder SEPULTURA Kenner, dass es nur noch wenige Momente bis zum Beginn der Show ist. Und ja die wohl bekannteste brasikianische Band begann ihre Show mit gleich zwei Paukenschlägen, namens `Refuse/Resist` und `Territory‘. Zwei Klassiker, die klar machen, wer and diesem Abend der Chef im Ring ist. Andreas Kisser bangte sich fast den Schädel vom Hals, gibt 100 Prozent für das Publikum und der mächtige Frontmann Derrick Green beginnt schon mal das Wetthüpfen mit dem Halle, wobei er ganz offenbar sein reine Freude an dem Anblick der Halle hat.
Tadellos, wie immer und natürlich deutlich zurückhaltender zeigt sich Urbassist Paulo Xisto Pinto Jr., der zusammen mit dem „neuen“ Schlagzeuger Greyson Nekrutman das Fundament legt. Dazu gibt es eine große Videoleinwand auf der Videos oder eben die Livemomente gezeigt, werden. Immens praktisch für die hinteren Reihen in der ausverkaufte Halle und ein nettes Optikgimmick für alle. Bei `Means to an End`und `Kairos`wird zwischenzeitlich mal von Derrick das Deutsch ausgepackt “Alles Gut, Wie geht es dir? , Das ist geil“ und eigentlich ist erstmal alles wie immer bei of SEPULTURA. Aber war da nicht noch was? „40 Years of SEPULTURA“ und Farewell Tour schreien nach einer Setliste, die auch die erste Phase der Band, also noch mit Max Cavalera, nicht auslässt und die Band enttäuscht ihre Fans nicht.
So kommen neben den aktuellen “Quadra“ Songs und den ewartbaren „Chaos A.D.“ „Kairos“ etc. Nummern auch die endlich die ganz alten Semester zum Einsatz. `Dead Embryonic Cells`, `Troops of Doom` und der letzte reguläre Song vor der Zugabe, `Arise`, werden entsprechend extra hart im Moshpit gefeiert. Wild und schweißtreibend, werden die Wurzeln der Band von der Meute bejubelt und abgefeiret. So soll das sein!
Was noch fehlt? Natürlich das große `Roots Bloody Roots`. Der Song ist nach `Ratamahatta` die zweite der Zugaben und das donnernde Finale der Kölner Show.
Ob sich der ein oder andere Song aus dem Konzert vielleicht auch auf dem geplanten letzten Livealbum der Band wiederfinden wird? Man wird sehen. Und ja die Tour soll das Ende von SEPULTURA sein aber in diesem Business? .. man weiß ja nie. Viele würde es sich wünschen.
Text und Photo Credits: Sven Bernhardt