SAXON, DORO, GIRLSCHOOL – `Hell, Fire And Steel` Tour, Düsseldorf

SAXON, DORO, GIRLSCHOOL

06. März 2025

Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

Ein Abend, über den man komplett den Slogan eines sehr bekannten deutschen Waschmittelherstellers aus den 80er spannen konnte, erwartete die westdeutschen Metalfans am vergangenen Donnerstag in der ehemaligen Philipshalle, denn neben den rotzrockenden britischen Ladies von GIRLSCHOOL und der Lokalmatadorin DORO luden die britischen Herren von SAXON zur packenden NWOBHM Sause in den Düsseldorfer Stadtteil Oberbilk. Leider folgte der Einladung zu einem mitreißenden Abend eine doch recht überschaubare Schar, welche die durch die rollbare hintere Tribüne verkleinerte Venue insgesamt nur zu etwa einem Drittel füllte.

GIRLSCHOOL

Girlschool – „…da weiß man, was man hat“ um auf das oben erwähnten Motto zurückzukommen, nämlich energetischen, simplen, geradlinigen Rock `n´ Roll. Los geht es zum leicht vorverlegten Beginn um viertel vor sieben mit rotzig-rauhen Rockcharme versprühenden Tracks wie `Demolition Boys´, `C´mon Let´s Go` und `Kick It Down´ und entgegen dem Auftritt in Dortmund vor ziemlich genau einem Jahr präsentiert sich Gitarristin/Sängerin Kim McAuliffe kerngesund und bestens bei Stimme. Für `Are you ready? ´ vom aktuellen Dreher “WTFortyfive?“ nimmt Joe Stump von Alcatrazz ihr die Gitarre ab und Kim erhält weitere männliche Unterstützung für den Chorus des Songs. Stücke wie `It Is What It Is´ und die durch einen männlichen Drummer unterstützten drei Damen machen der früh angereisten Crowd mit ihrer eingespielten, puren Darbietung jede Menge Spaß und schließen mit `Race With the Devil´ (The Gun Cover), dem obligatorischen Motörhead Song (`Bomber´) sowie dem als „last song of the bloody tour“ angekündigten `Emergency´ eine kurzweilige halbe Stunde ab.

DORO

Die deutsche Metalqueen übernimmt bei ihrem Heimspiel in Düsseldorf den Slot des Special Guests und „verdrängt“ damit die irisch-britischen Rocker Grand Slam für diesen letzten Abend der „Hell, Fire & Steel“ Tour aus dem Billing. Mit einigen Warlock Songs wie `I Rule The Ruins´, `Earthshaker Rock´ und `Burning The Witches´ heizt die Lokalmatadorin den Anwesenden gleich mächtig ein, die ihre Queen Of Metal gebührend abfeiern.

Während man die gemischt deutsch-englischen Ansagen der Sängerin besser in den Mantel des Schweigens hüllt, präsentiert sie sich gut aufgelegt und bestens bei Stimme und kombiniert die genannten Klassiker mit frischen Songs vom aktuellen “Conqueress – Forever Strong And Proud“ Longplayer wie `Time For Justice´ und `Fire in the Sky´. Das packende `Für immer´ samt kurzem Sangeswettstreit der verschiedenen Seiten des Publikums darf natürlich auch nicht fehlen. Und schließlich beenden wie gewohnt das Judas Priest Cover `Breaking The Law´ sowie das stürmisch mitgesungene `All We Are´ den etwa einstündigen Gig.

SAXON

Es besteht kein Zweifel, dass “The mighty SAXON“ für den Großteil der Anwesenden der absolute Hauptgrund waren, heute in die Mitsubishi Electric Halle zu kommen. Das verdeutlichten neben dem doch recht hohen Altersschnitt der Anwesenden die zahlreichen Bandshirts sowie die frenetischen Reaktionen auf den Auftritt der NWOBHM Legende.

Im ersten Teil glänzt man mit einer Mischung aus frischem “Hell, Fire And Damnation“ Material wie dem Titeltrack und dem atmosphärischen `Madame Guillotine´, die man mit haufenweise Genreklassikern wie `Dogs of War´, `And The Bands Played On´, `Dallas 1 PM´ und `Strong Arm Of The Law´ anreichert, was der mittlerweile 74-jährige Biff Byford beides so kraftvoll und scheinbar mühelos performt, dass er damit so manchen Jungspund aber mal locker in den Schatten stellt. Die Band muss nicht lange auf euphorische „SAXON“-Rufe warten, zelebriert das übliche Kuttenritual und versprüht Spielfreude und gute Laune, vielleicht sogar nochmal mehr als an einem „normalen“ Tag. Man spürt förmlich, dass dieser letzte Tourabend etwas ganz Besonderes für Band und Crew darstellt. Die Deutschkenntnisse des Frontmanns beschränken sich offenbar auf Ausrufe wie „Fantastisch“, „Geil“, „Super“ und „Wunderbar“. Doch zum einen beschreibt dies das von den Anwesenden Empfundene vermutlich ganz gut um zum anderen lassen die Fünf die Musik für sich sprechen. Womit wir wieder beim Slogan des Abends wären: …da weiß man, was man hat!“

Und doch gibt es auf dieser Tour eine Besonderheit, denn obwohl SAXON vermutlich mehrere mit Heavy Metal Hits gespickte Setlisten aufstellen könnten, soll das 45-jährige Jubiläum des zweiten Studioalbums “Wheels Of Steel“ gebührend gefeiert und das Werk Im zweiten Abschnitt der Show in seiner Gänze gespielt werden, was der Sänger mit launigen Worten über eine gute Zeit ohne Handy und Social Media einleitet. Es spielen sich rührende Szenen im Publikum ab, wo Mittsechziger voll mitgehen und jedes Wort mitgrölen und jeden Ton bangend und Luftgitarre spielend abfeiern. Zu den Highlights gehören hier neben dem Titelsong sicher der wuchtige Opener `Motorcycle Man´, `Stand Up And Be Counted´, `747 (Strangers in the Night)´, mit minutenlang vom Publikum intoniertem Singalong, sowie das abschließende `Machine Gun´.

Nachdem SAXON danach nur wohltuend kurz die Bühne verlassen haben, folgt ein viel umjubelter Zugabenblock mit den Bangern `Crusader´ und `Heavy Metal Thunder´, dem Evergreen `Denim And Leather´ im Triett mit Metalqueen Doro und den Girlschool Ladies sowie dem abschließenden `Princess of the Night´, dass die müden, aber glücklichen Metalkrieger höchst zufrieden und ausgepowert in die Düsseldorfer Nacht entlässt.

Setliste SAXON:

Hell, Fire And Damnation
Dogs Of War
Backs To The Wall
Madame Guillotine
And The Bands Played On
Dallas 1 PM
Solid Ball Of Rock
Strong Arm Of The Law
1066

“Wheels Of Steel”:
Motorcycle Man
Stand Up And Be Counted
747 (Strangers In The Night)
Wheels Of Steel
Freeway Mad
See The Light Shining
Street Fighting Gang
Suzie Hold On
Machine Gun

Crusader
Heavy Metal Thunder
Denim And Leather
Princess Of The Night

 

Text: Michael Gaspar

Photo Credits: Tatjana Krupka