ROCK MEETS CLASSIC 2024 – Arena Oberhausen

ROCK MEETS CLASSIC – Tarja Turunen (ex-NIGHTWISH), John Helliwell & Jesse Siebenberg (SUPERTRAMP), Midge Ure (ULTRAVOX), Robert Hart (MANFRED MANN’S EARTH BAND), Paul Shortino (QUIET RIOT) und Special Guest Russ Ballard

16. April 2024

Oberhausen, Rudolf-Weber-Arena

Alle Jahre wieder Mitte/Ende April laden die Macher und Künstler von The Original ROCK MEETS CLASSIC auch in der Arena Oberhausen zur vielseitigen und stets hochkarätig besetzten Melange aus Rocksounds und Klassikpower. Wie schon im vergangenen Jahr hielten sich die Ticketverkäufe jedoch bedauerlicherweise wieder in engen Grenzen, so dass es sich vermutlich um das vorerst letzte Gastspiel der Show im westlichen Ruhrgebiet gehandelt haben dürfte. Nach einem besser geeigneten Ausweichort in NRW wird dem Vernehmen nach derzeit noch gefahndet.

An der Qualität der musikalischen Darbietung sowie der beteiligten Künstler kann es eigentlich nicht liegen, ist doch auch die „Let‘s Rock Tour 2024“ wieder stark besetzt. Wenn auch aus metallischer Sicht nach Joey Tempest, Dee Snider, Ronnie Romero und Mike Tramp im Vorjahr bei der diesjährigen Ausgabe nur zwei Acts von richtig großem Interesse sein dürften. Als da wären der vermeintlich kleinste Act sowie der Headliner des Abends, nämlich der King Kobra und kurzzeitige Quiet Riot Sänger Paul Shortino sowie Symphonic Metal Queen und langjährige Nightwish Frontfrau Tarja Turunen. Dagegen kommen die übrigen, durchaus namhaften Acts eher aus dem Soft/Pop/Prog Rock und New Wave Genre, vertreten durch John Helliwell & Jesse Siebenberg (SUPERTRAMP), Midge Ure (ULTRAVOX) und Robert Hart (MANFRED MANN’S EARTH BAND). Hinzu kommt der britische Rockmusiker, Komponist, Musikproduzent, Sänger und Gitarrist Russ Ballard als Special Guest.

Als rockigen Einstieg performt das RmC Orchester unter der Leitung von Dirigent Mario Gebert gemeinsam mit der Band, erneut unter anderen bestehend aus Alex Beyrodt, Tom Naumann und Alex Jansen sowie der Chor (Gabriela Gunn, Sarah Fox, Alessandro DelVecchio), zu dem auch Peter Keller (Peter Maffay, Tabaluga) gehört, der auch als Host durch den Abend führt, den KISS Klassiker `Detroit Rock City´.

Paul Shortino

Den eigentlichen Anfang des Abends machte PAUL SHORTINO, den die Anwesenden wohl am ehesten als Sänger von Quiet Riot (als Nachfolger von Kevin DuBrow) und vielleicht auch noch als seiner Band Rough Cutt kennen. Die gespielten Songs stammten jedenfalls allesamt von Quiet Riot, die hierzulande zumindest immer noch Kultstatus besitzen. PAUL SHORTINO, ganz der Rockstar, mit wilder Haarpracht, Sonnenbrille und Zeremonienstock bewaffnet, legte mit gleich mit einem der Highlightsongs `Metal Health`los, wobei seine Stimme an diesem Abend allerdings nicht unbedingt auf dem Höhepunkt war. Nachdem ruhigeren `Stay With Me Tonight` war erstmal Schluss, bevor er in der zweiten Runde noch den großartigen Slade-Rocker `Cum On Feel The Noize` brachte, wobei er kräftig die Chorladies anschmachtete. Klischee? Natürlich aber was soll’s ?

Robert Hart

Im Anschluss hat der gut im Haar liegende, blondierte Schwiegermutterliebling Robert Hart (Manfred Mann´s Earth Band) leichtes Spiel und überzeugt mit Charme, Stimme und eingängigen Songs wie `Quinn the Eskimo (The Mighty Quinn)´. Ein wenig unerwartet gelingt es danach Midge Ure, noch einen drauf zulegen und noch mehr der Anwesenden von ihren Sitzen zu reißen. Kein Wunder eigentlich, können Ultravox doch auf unsterbliche New Wave Granaten, wie `If I Was´, `Vienna´ und `Hymn´ zurückgreifen, die wohl jedes Kind kennt und zu denen die bombastischen Orchesterversionen am heutigen Abend zudem passen wie die berühmte Faust aufs Auge. Der Künstler selbst agiert gekonnt mit dem Instrument und spielt auch die Melodie seines größten Hits `Dancing With Tears In My Eyes´ erst einmal solo auf der Gitarre an.

Midge Ure

Über 100 Millionen verkaufte Platten sprechen eigentlich für sich. Und doch ist der Brite Russ Ballard hier zu Lande eher unbekannt, was vermutlich daran liegt, dass er seine Kompositionen vor allem für andere Künstler geschrieben hat. Ballard entpuppt sich weniger als Rampensau, denn als Vollblutmusiker mit Herz, Können und einer Message von Frieden und Veränderung auf der Welt. Und mit dem durch Kiss so richtig durch die Decke gegangen `God Gave Rock ´n´ Roll To You´ hat er dann auch noch ein dickes Ass im Ärmel, dass die Menge vor allem zum lautstarken Mitsingen animiert.

Russ Ballard

Das Orchester hält anschließende zunächst solo mit einem musikalischen Ausschnitt aus Fluch der Karibik und dann gemeinsam mit Band und Chor mit LED Zeppelins `Whole Lotta Love´ problemlos das hohe Energielevel, bevor John Heliwell (Blasinstrumente) und Jesse Siebenberg (Gesang, Gitarre, Keyboard), Sohn des legendären Bob Siebenberg, die Bühne betreten, um einigen Supertramp Klassikern neues Leben einzuhauchen. Unsterbliche Hits wie `School´ und `Give A Little Bit´ werden gut gelaunt vorgetragen und vom Publikum begeistert aufgenommen. Darauf folgend können erneut Robert Hart mit der Hymne `For You´ sowie Shortino mit dem wohl größten Quiet Riot Gassenhauer `Cum On Feel The Noize´ punkten.

John Helliwell & Jesse Siebenberg

TARJA bringt die Symbose aus Metal und Klassik in Form des Symphonic Metal auf die Bühne, und wie! Ehrlich, dass ich TARJA einmal als das Highlight des Abends empfinden würde, hätte ich definitiv nicht erwartet, aber so war es nunmal. Die vormalige Nightwishsängerin überzeugte nicht nur mich auf ganzer Linie und zwar nicht nur mit ihrer gewaltigen Opernstimme, die sie zweifellos immer noch hat. Nein, die Finnin präsentierte sich auch als verdammt gute Frontfrau, die jede Menge gute Laune versprühte, lachte,  über die Bühne tanzte und das Publikum zum mitklatschen animierte und ganz nebenbei nicht einen Ton daneben setzte.

Tarja

 

Zu Beginn führt TARJA die opernhafte Nummer `I Walk Alone` auf, bevor sie den Musicalsong `Phantom Of The Opera`, bei der Moderator Peter Keller in die Rolle des Phantoms und Gesangspartners schlüpfte, auf die Bühne brachte. Echten (Symphonic) Metal gibt es dann beim eingängigen `Until My Last Breath`, der entsprechend gefeirt wurde.

Tarja & John Helliwell

 

Das Rock Meets Clasic ist eine der wenigen Veranstaltungen, bei denen man auch wirklich seltene Kooperationen geboten bekommt und so holte TARJA dann nochmals JOHN HELLIWELL und JESSE SIEBENBERG auf die Bühne, um mit ihnen gemeinsam den Supertramp Hit `The Logical Song“ zu performen. Absolut hörenswert. Und wenn dann noch der Nightwish Signature-Song `Nemo` gespielt wird, ist ein Großteil der Fans wirklich allerbester Laune.

 

Zum grande Finale des Abends mit RUSS BALLARDs `Since You’ve Been Gone` entern noch einmal alle Artists die Bühne und bringen diesen Abend zu einem würdigen Abschluss.

Setliste:

`Detroit Rock City´ (KISS) – Band, Chor & Orchester

`Metal Health (Bang Your Head)´ (Quiet Riot) – Paul Shortino

`Stay With Me Tonight´ (Quiet Riot) – Paul Shortino

`Davy’s on the Road Again´ (MMEB/Paul Simon) – Robert Hart

`Quinn the Eskimo (The Mighty Quinn)´ (MMEB/Bob Dylan) – Robert Hart

`If I Was´ (Ultravox) – Midge Ure

`Vienna´ (Ultravox) – Midge Ure

`Hymn´ (Ultravox) – Midge Ure

`Dancing With Tears in My Eyes´ (Ultravox) – Midge Ure

`Voices´ – Russ Ballard

`You Can Do Magic´ (America) – Russ Ballard

`God Gave Rock and Roll to You´ (Kiss, Argent) – Russ Ballard

`The Fire Still Burns´ – Russ Ballard

`The Black Pearl´ Theme (Fluch der Karibik) – Orchester

`Whole Lotta Love´ (Led Zeppelin) – Band, Chor & Orchester

`School´ (Supertramp) – John Helliwell & Jesse Siebenberg

`Breakfast in America´ (Supertramp) – John Helliwell & Jesse Siebenberg

`Give a Little Bit´ (Supertramp) – John Helliwell & Jesse Siebenberg

`For You´ (Manfred Mann’s Earth Band/Bruce Springsteen) – Robert Hart

`Cum On Feel The Noize´ (Quiet Riot) – Paul Shortino

`I Walk Alone´ – Tarja Turunen

`The Phantom of the Opera´ (Andrew Lloyd Webber) – Tarja Turunen (mit Peter Keller)

`Until My Last Breath´ – Tarja Turunen

`Logical Song´ (Supertramp) – Tarja mit John Helliwell & Jesse Siebenberg

`Nemo´ (Nightwish) – Tarja Turunen

`Since You Been Gone´ (Russ Ballard/Rainbow) – Alle

 

Text: Michael Gaspar, Sven Bernhardt

Photo Credits: Sven Bernhardt