ROCK MEETS CLASSIC 2023 – Oberhausen

ROCK MEETS CLASSIC – Joey Tempest, Dee Snider, Bernie Shaw & Mick Box, Maggie Reilly, Ronnie Romero, Mike Tramp

25. April 2023

Oberhausen, Rudolf-Weber-Arena

Die ROCK MEETS CLASSIC Tour mit den Headlinern Joey Tempest (Europe) und Dee Snider (Twisted Sister) hätte eigentlich schon 2020 über die Bühne gehen sollen, was aber aus den bekannten Gründen ins Wasser fiel. So warteten Publikum und Band verdammt lange auf diesen Old School Abend, um sich die Helden der 80er und auch 70er Jahre im ungewohnten , klassisch untermalten Sound anzuhören und gebührend abzufeiern.

Nachdem das Orchester bereits seine Plätze eingenommen hat und ein launiger Introclip über den Videoscreen gelaufen ist, geht es mit einem von der diesjährigen Rock Meets Classic Band gespielten Queen Medley gleich stimmungsvoll los. Bei Songs wie `We will Rock You´ und `I Want It All´ hält es schon viele der Anwesenden nicht mehr auf ihren Sitzen.

Der halbe Innenraum steht bereits vor der Begrüßung durch Bandleader, Sänger und Zeremonienmeister Sascha Krebs. Dessen Truppe besteht in diesem Jahr wieder aus gestandenen Musikern, allen voran die Primal Fear Mitglieder Alex Beyrodt, Tom Naumann und Drummer Michael Ehre (Primal Fear, Gamma Ray). Der Sinner Frontmann selbst ist seit zehn Jahren mit an Bord, wird sich aber im kommenden Jahr neuen Aufgaben zuwenden.

Der heute komplett bestuhlte Innenraum fällt nicht so groß aus wie gewohnt, wird doch nur ein Teil der Arena genutzt. Die Bühne wurde im vorderen Bereich aufgebaut, so dass nur wenige der vorhandenen Sitzplatzblöcke zur Verfügung stehen und auch der Oberrang bleibt verwaist. Andererseits sitzt man so viel näher am Geschehen, was das Ganze beinahe intim macht und alles sowohl optisch als auch akustisch gut wahrnehmen lässt.

Technisch wird hier ohnehin ins oberste Regal gegriffen und jeder Auftritt wird von passenden und stimmungsvollen Einspielern, Visualisierungen und/oder Videos begleitet, während die Protagonisten für zwei weitere Screens abgefilmt werden. Der Sound des Orchesters wird perfekt abgenommen, jedes Instrument ist gefühlt einzeln herauszuhören und auch der Mikrosound ist glasklar.

MIke Tramp

 

Damit ist dann leider auch zu hören, dass Mike Tramp, welcher unter den sechs eingeladenen musikalischen Special Guests den Anfang macht, gesanglich vielleicht nicht seinen allerbesten Tag erwischt hat. Zudem scheinen nicht allzu viele der Anwesenden mit dem Songmaterial seiner Band White Lion wie `Radar Love´ und `Broken Heart´ vertraut. Bei seinem späteren zweiten Auftritt sorgt er allerdings mit `When The Children Cry´ und der vorhergehenden, eindringlichen Ansage für einen ersten emotionalen Höhepunkt der Show. Und die leisen gefühlvollen Töne stehen im heute auch gesanglich deutlich besser zu Gesicht.

Der Junge Chilene Ronny Romero, von Ritchie Blackmore inthronisierter, neuer Rainbow Frontmann und viel gebuchter und gern gesehener Gastsänger auf unzähligen Rock- und Metal-Produktionen, bietet dagegen anschließend eine sehr gute Vokal-Performance und präsentiert die drei Rainbow Smasher `Long Live Rock ´n´ Roll´, `I Surrender´ und `Since You´ve Been Gone´ gekonnt und gesanglich top. Als der geborene Entertainer entpuppt er sich allerdings nicht.

Ronnie Romero

 

Die folgende schottische Sängerin Maggie Reilly kennt man vor allem durch ihre jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit mit Mike Oldfield und will daher musikalisch nicht so ganz in das ansonsten rockige Programm passen. Sie hat aber den großen Vorteil, ihre drei größten Hits `To France´, `Everytime We Touch´ und ` Moonlight Shadow´ im Gepäck zu haben, die eigentlich jeder kennt und sofort mitsingen kann. Der Großteil des Oberhausener Publikums tut dies dann auch und hilft, die durch eine starke Erkältung hörbar lädierten Stimmbänder der Künstlerin ein wenig zu schonen.

 

Bernie Shaw

Sänger Bernie Shaw und Gitarrist Mike Box von den britischen Rockern Uriah Heep zeigen anschließend, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Die (mit Verlaub) älteren Herren, zählen die beiden doch gemeinsam bereits 141 Jahresringe, können es noch und rocken die Bühne. Sie unterhalten das Publikum mit zeitlosen Songs wie `Free Me´ und `Easy Livin´´ bestens und strahlen deutlich sichtbar eine Menge Spielfreude und die pure Leidenschaft aus. Zum umjubelten und vom großen Chor der Zusehenden unterstützten Höhepunkt wird natürlich der finale Evergreen `Lady In Black´.

Von der Dramaturgie her perfekt aufgebaut braucht es nun eine echte Rampensau, um das noch zu toppen, was dem kurz darauf auf die Spielfläche stürmenden Twisted Sister Frontmann Dee Snider aber spielend gelingt. Mit seinen launigen Ansagen, seiner Präsenz und Ausstrahlung, seiner kraftvollen Stimme und großartigen Hits wie `I Wanna Rock´ (und eben nicht „I Wanna Sit“) sowie `We´re Not Gonna Take It´ dreht das Feierbiest die ganze Halle mal eben auf links.

Diese brodelt und mit seiner unnachahmlichen Art und augenzwinkernden Publikumsanimationen bringt er die Stimmung innerhalb kürzester Zeit auf den Siedepunkt. Warum das AC/DC Cover `Highway To Hell´ und kein weiterer eigener Song das Ende kurzen aber intensiven Gigs bildet, bleibt ein kleines Rätsel und wohlbehütetes Geheimnis dieses Abends, tut der weiterhin fantastischen Stimmung jedoch keinen Abbruch.

Dee Snider

Zwischendurch schafft es Dee Snider auch noch, Genesungswünsche in Richtung Mat Sinner unterzubringen, der an der diesjährigen Tour krankheitsbedingt nicht teilnehmen kann und bei der Ballade `The Price` an verstorbene Musikier wie Eddie VanHalen, RonnieJames Dio , Lemmy und natürlich seinen ehemaligen Drummer A.J. Pero zu erinern.

Nach diesem kurzen, aber heftigen Abriss kann Europe-Frontmann Joey Tempest stimmungsmäßig eigentlich nur verlieren. Natürlich kommt er da auch nicht ganz ran, überzeugt aber mit top performten starken Songs wie dem Titeltrack der aktuellen Scheibe “Walk The Earth“ und dem Klassiker `Superstitious´. So gelingt es zumindest, das erzeugte Energielevel annähernd zu halten.

Joey Tempest

Und mit der gemeinsam mit Sascha Krebs performten Ballade `Carrie´ darf Tempest den nächsten großen Gänsehautmoment des Konzerts auf der Habenseite verbuchen. Zum Abschluss kommen noch einmal alle beteiligten Sänger auf die Bühne und singen gemeinsam und mit verteilten Rollen den Überhit `Final Countdown´, was nicht nur den stimmungsvollen und lautstarken Ausklang eines gelungenen Abends sondern auch das Ende der Tour darstellt, handelt es sich doch heute um den letzten Tag der Konzertreise.

Nächstes Jahr gerne wieder!

Rock Meets Classic” Setliste:

`Queen Medley´ – Rock Meets Classic Band

`Radar Love´ – Mike Tramp (White Lion)

`Tell Me´ – Mike Tramp (White Lion)

`Long Live Rock ´n´ Roll´ – Ronnie Romero (Rainbow)

`I Surrender´ – Ronnie Romero (Rainbow)

`Since You´ve Been Gone´ – Ronnie Romero (Rainbow)

`To France` – Maggie Reilly (Mike Oldfield)

`Everytime We Touch´ – Maggie Reilly (Mike Oldfield)

`Moonlight Shadow´ – Maggie Reilly (Mike Oldfield)

`Broken Heart´ – Mike Tramp (White Lion)

`When The Children Cry´ – Mike Tramp (White Lion)

`Free Me´ – Mick Box & Bernie Shaw (Uriah Heep)

`July Morning´ – Mick Box & Bernie Shaw (Uriah Heep)

`Easy Livin´´ – Mick Box & Bernie Shaw (Uriah Heep)

`Lady In Black´ – Mick Box & Bernie Shaw (Uriah Heep)

`I Wanna Rock´- Dee Snider (Twisted Sister)

`The Price´- Dee Snider (Twisted Sister)

`We´re Not Gonna Take It´ – Dee Snider (Twisted Sister)

`Highway To Hell´ – Dee Snider (Twisted Sister)

`Walk The Earth´ – Joey Tempest (Europe)

`Ready Or Not´ – Joey Tempest (Europe)

`Superstitious´ – Joey Tempest (Europe)

`Carrie´ – Joey Tempest (Europe)

`Rock The Night´ – Joey Tempest (Europe)

`The Final Countdown´ – Joey Tempest (Europe)

 

Text: Michael Gaspar, Sven Bernhardt

Photo Credits: Sven Bernhardt