
PRIMAL FEAR – ELEINE – “Domination” Tour 2025
PRIMAL FEAR – ELEINE
13. September 2025
Capitol Mannheim
Am 5. September 2025 veröffentlichten PRIMAL FEAR ihr neues Album “Domination” und ELEINE ihre EP “We Stand United”. Beide Releases habe ich für OBLIVEON besprochen und dazu Interviews geführt – mit Mat Sinner von PRIMAL FEAR sowie Madeleine Liljestam und Rikard Ekberg von ELEINE, die ihr im obigen Abschnitt findet.
Heute darf ich vom gemeinsamen Auftritt der beiden Bands berichten, die am 13. September 2025 im Capitol Mannheim zu Gast waren – ebenda fand auch das Interview mit ELEINE statt. Damit bekommt ihr hier die Rundumversorgung zu beiden Kapellen und ihrem kraftvollen Headbang-Stoff. Und ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage: Teutonischer Stahl, gemischt mit schwedischem Symphonic Dark Metal, ergibt eine explosive Mischung, die selbst den Alten Meßplatz in Mannheim erbeben ließ.
Es ist bereits mein dritter Besuch im Capitol Mannheim, und inzwischen fühlt es sich fast ein wenig wie ein Nach-Hause-Kommen an. Vor dem Einlass entstehen diese kleinen Momente, die ein Konzertabend erst richtig rund machen: angeregte Gespräche mit Mit-Metallern, ein neugieriger Blick auf Shirts und Patches, das gegenseitige Abklopfen, wer welche Band schon wie oft gesehen hat. Die Zeit vergeht schnell, und ehe man sich versieht, öffnen sich die Türen. Der barrierefreie Eingang macht es mir leicht, mit dem Rollstuhl ins Foyer zu gelangen. Hilfe wird mir hier selbstverständlich angeboten – wie schon bei meinen letzten Besuchen. Diese Mischung aus Hilfsbereitschaft und unkomplizierter Freundlichkeit zeichnet das Capitol aus, deswegen bin ich gerne hier zu Gast. Diesmal mit der Besonderheit eines Interviews im Vorlauf – und es wird mir leicht gemacht: Der Weg zum Interview-Spot ist klar und unkompliziert, die Crew ist aufmerksam, freundlich und sorgt für einen reibungslosen Ablauf. Auch beim Fotografieren habe ich keinerlei Probleme – weder von Seiten der Organisation noch von Seiten des Publikums. Im Gegenteil: die anwesenden Mit-Metaller helfen mir sofort, machen mir Platz, damit ich freie Sicht habe und gute Fotos schießen kann. Dieses Miteinander, dieses gegenseitige Verständnis, macht Konzerte in dieser Szene so besonders.
Von der Rolli-Loge aus genieße ich anschließend eine gute Sicht auf die Bühne. Erhöht, mit gutem Blick auf das Geschehen. Dazu kommt der einzigartige Flair des umgebauten Kinos: die cool beleuchtete Bar im Foyer, die Oberränge im Konzertsaal, die geschwungene Architektur – alles zusammen ergibt eine Atmosphäre, die ihresgleichen sucht. Das Capitol ist eben nicht nur ein Ort für Konzerte, sondern ein Erlebnisraum, den man nicht müde wird, zu empfehlen. Bevor ich weiter abschweife: auf zum Konzertbericht!
Kurz nach 19:30 Uhr wird das Licht im Capitol dunkler, die anwesenden Fans werden in ihrer Vorfreude auf den Special Guest aus Schweden lauter und jubeln schließlich, als ‘Towards The Fields’ von der EP “We Stand United” den Beginn der Show von ELEINE einläutet und das mit einer Setlist, die keine Wünsche offen lässt. Zunächst betreten Schlagzeuger Kevin Werder, die Gitarristen Victor Jonasson und Rikard Ekberg die Bühne des Capitol, die im Hintergrund ein ELEINE-Backdrop ziert, und werden mit Applaus empfangen. Als Madeleine Liljestam die Stage entert, ist der Applaus noch ein bisschen intensiver – was verständlich ist, ihre Stimme verzaubert die Fans absolut und natürlich auch den Autor. Mit ‘Enemies’ eröffnen ELEINE den Abend dann richtig und gehen in die Vollen – links und rechts von mir fliegen die Haare, gehen die Teufelshörner in die Höhe und es wird aus voller Kehle mitgesungen. Die Wucht von Gitarren, Drums und Gesängen ist live höher und das nicht nur bei ‘Enemies’. Von “Dancing In Hell” spielen die Schweden den Titeltrack, er stammt aus dem 2020er Album “Dancing In Hell”, ist aber auch als Live-Track auf der neuen EP enthalten und live macht die Nummer noch eine Ecke mehr Bock, denn Druck und Intensität. Im weiteren Verlauf folgen noch ‘Ava of Death’, ‘As I Breathe’ und der gnadenlose Nackenbrecher ‘Where Your Rotting Corpse Lie (W.Y.R.C.L.)’. Doch der Reihe nach, denn vor ‘Ava Of Death’ ist mit ‘Never Forget’ der erste von fünf Songs aus “We Shall Remain” an der Reihe – auch enthalten auf “We Stand United” als Live-Track. Die Nummer lässt mit ihren Blastbeats den Boden des Capitols wackeln und wir kommen in den Genuss der Clean- und Growl-Voice von Rikard, erstere toll anzuhören und letztere dringt bis tief in die Magengrube. ‘Ava Of Death’ galoppiert durch den Saal und komplettiert eine verdammt starke Eröffnungsviertelstunde mit knackigem schwedischem Dark Symphonic Metal, wie er sein muss.
In ‘As I Breathe’ und ‘We Are Legion’ geht es wuchtig weiter, erst ‘War Das Alles’ lässt die Mannheimer ein bisschen durchatmen. Apropos durchatmen: Rikard, Madeleine und Victor sind überall auf der Bühne unterwegs und nutzen den Platz. Madeleine unterstützt ihren Gesang mit vielen Gesten, die natürlich prima zum Flair der Show passen. Beide sprechen mit dem Mannheimer Publikum, das auch mitmacht und des Öfteren die typischen “Hey, Hey, Hey”-Chöre mitmacht, natürlich mit den Fäusten in der Luft. Nach der Ballade ist vor ‘Where Your Rotting Corpse Lie’ und vor allem vor ‘We Stand United’, dem Brecher-Titeltrack der kürzlich veröffentlichten EP und meinem Headbanger-Highlight der Setlist. ‘Vemod’, eine kurze instrumentale Nummer, läutet dann die letzten beiden Songs von ELEINE ein, denn nach dem martialischen ‘All Shall Burn’ und der Hymne ‘We Shall Remain’ ist die Stagetime leider schon vorbei – mein Wunsch nach einer Headliner-Tour aber umso größer.
Man sieht im Verlauf des Events einige Fans mit ELEINE-Shirts und auch am Merch ist einiges los am Ende des Abends. Ich bin der Meinung, dass die vier Schweden mit Sicherheit den ein oder anderen Fan hinzugewonnen haben, denn mit diesem starken Auftritt muss das einfach so sein. Auch der Beifall und der Wunsch nach einer Zugabe deuten darauf hin, dass Mannheim den Auftritt genossen hat – und da möchte ich mich anschließen.
Setlist ELEINE:
Towards The Fields [Intro]
Enemies
Never Forget
Ava Of Death
As I Breathe
We Are Legion
War Das Alles
Where Your Rotting Corpse Lie
We Stand United
Vemod
All Shall Burn
We Shall Remain
Jetzt ist es an der Zeit, ein bisschen frische Luft zu schnappen und ein frisches Bier zu trinken, während drinnen der Umbau läuft. Da diese Veränderungen auf der Bühne nicht lange dauern und die Roadies wie tasmanische Teufel über die Bühne wirbeln, die abgehängten Banner endlich zu sehen sind und der ikonische Greifvogel auf dem Backdrop von PRIMAL FEAR das Capitol im Auge hat, kehre ich schnell zu “meinem” Photospot zurück und da rechtzeitig zu ‘Crazy Train’ von Ozzy. Der Refrain wurde teilweise mitgesungen – waren wohl viele Fans im PRIMAL FEAR Fieber.
Kurz nach jenem Song des Prince of Darkness wird es erst dunkel, dann tiefrot und kein Geringerer als André Hilgers entert den Platz am Schlagzeug – natürlich begleitet von Applaus. Bereits im letzten Jahr kam es zu einigen Wechseln innerhalb des Bandgefüges bei PRIMAL FEAR, und so kommen mit Thalìa Bellazecca sowie Rückkehrer Magnus Karlsson an den Gitarren weitere Akteure auf die Stage, die beim letzten Mal im Capitol noch nicht auf der Bühne waren. Ein Gänsehautmoment war natürlich auch, dass Mat Sinner wieder mit PRIMAL FEAR die Bühnen der Welt bespielt – schön, dass du wieder da bist, lieber Mat! Last, but not least, kommt “The Voice” Ralf Scheepers angerannt und legt nach dem Intro (‘We Walk Without Fear’) gleich mit zwei neuen Liedern aus “Domination” los. ‘Destroyer’ macht dabei den Anfang und ganz Mannheim kann sich davon überzeugen, dass Thalìa, Magnus und André verdammte, bockstarke Mucker sind – wenn sie es nicht schon sowieso vorher wussten. Habe ich schon gesagt, dass es schön ist, dass Mat wieder da ist? Selten habe ich einen Bassisten so über beide Backen strahlen gesehen – Mat genießt den Moment und strahlt den kompletten Abend über das ganze Gesicht. Als zweite Nummer kommt DIE Hymne schlechthin, und schon bei den ersten Noten ist das Fotografieren zweitrangig, ich muss zu ‘I Am The Primal Fear’ einfach mitsingen, zu geil ist der Refrain – und mitrocken muss ich
auch, zu grandios ist der Groove. Wenn ich gerade die Freude von Mat betont habe, gilt das natürlich auch für Ralf, Magnus, Thalìa und André – alle gut drauf, alle in Topform und bereit, Mannheim zum Schwitzen zu bringen.
Leider muss ich an dieser Stelle sagen, dass es “nur” etwas über 400 Leute ins Capitol geschafft haben – an einem Samstag und bei Bands wie PRIMAL FEAR und ELEINE eigentlich zu wenige. Aber die rocken mit, auch wenn es manchmal die Anfeuerung von Ralf braucht. Das “Opening-Triple” wird durch ‘Final Embrace’ (“Jaws of Death” (1999)) abgerundet – das macht richtig Bock. ‘Nuclear Fire’ vom gleichnamigen 2001er Dreher und ‘Seven Seals’ (“Seven Seals” (2005)) liegen auf dem Weg zum Neckbreaker ‘The Hunter’ und nach dem dritten Hammer aus “Domination” kommt die Übernummer ‘Tears Of Fire’ vom 2025er Output der Teutonen-Metaller aus Stuttgart und entfacht live nochmal mehr Wucht als von Platte – grandios! ‘King Of Madness’ (Apocalypse (2018)), ‘The End Is Near’ (“Rulebreaker” (2016)) und ‘Hallucinations’ aus “Domination” sind der nächste Dreierpack auf der sehr abwechslungsreichen Setliste, bei der natürlich die neue Scheibe die meisten Slots hat. Die übrigen Lieder stammen aus acht verschiedenen Alben, und es fällt auf, dass es aus dem Vorgänger “Code Red” nicht ein Song auf die Setliste geschafft hat.
Die Metal-Ballade ‘Fighting The Darkness’ ist ein weiterer hymnischer Höhepunkt des Abends, mit ‘Chainbreaker’ aus dem Debütalbum und ‘Metal Is Forever’ (“Devil’s Ground” (2004)) gehen wir straight aufs Ende zu – aber da gibt es noch ‘Running In The Dust’, ebenfalls vom ersten Album “Primal Fear” wie die Abrissbirne ‘Chainbreaker’, bei der der unermüdliche Scheepers noch eine Schippe drauflegt. Mit dem Outro macht das Quintett den Abend zu – und das unter dem verdienten und großen Applaus der anwesenden Metalheads. Auch wenn es definitiv mehr hätten sein müssen, die den Abend mit Mat Sinner und Co. genießen hätten sollen. Sei es drum, ihr habt was verpasst!
Ein besonders lustiger Moment entsteht, als Ralf Scheepers das Publikum animiert, lauter zu werden. Beim ersten Versuch klingt es für ihn nach einem Mittwoch – noch etwas verhalten. Beim zweiten Anlauf ist es immerhin schon Donnerstag. Doch erst beim dritten Mal erreicht die Lautstärke endlich Samstag-Niveau – und das Capitol feierte das. Gegen Ende fordert Ralf dann noch die Leute vom Oberrang auf, nach unten zu kommen und mitzurocken – einige folgen seinem Aufruf sofort, was die Stimmung zusätzlich anheizt.
Auch wenn es “nur” etwas über 400 Metaller ins Capitol geschafft haben, erleben die Anwesenden eine Show voller Spielfreude und echter Leidenschaft. Das neue Line-up mit Thalìa Bellazecca, Magnus Karlsson und André Hilgers funktioniert live wie aus einem Guss, Mat Sinner strahlt über das ganze Gesicht, und Ralf Scheepers beweist einmal mehr, warum er zu den Top-Sängern seines Genres gehört. Von der ersten Note des Intros bis zum letzten Applaus ist klar: Wer nicht dabei war, hat definitiv etwas verpasst.
PRIMAL FEAR zeigen im Capitol Mannheim einmal mehr, warum sie seit über 25 Jahren zur Speerspitze des Teutonen-Stahls zählen. Die Setliste deckt neun Alben ab, der Schwerpunkt liegt klar auf “Domination” (2025). ‘Destroyer’, ‘I Am The Primal Fear’, ‘The Hunter’, ‘Tears Of Fire’ und die instrumentale Nummer ‘Hallucinations’ machen live besonderen Spaß – und das merkt man auch an den Reaktionen im Publikum. Zum Schluss gibt es noch einen abgestürzten Crowdsurfer (zum Glück ohne Folgen) und bei ‘Running in the Dust’ wird sogar ein bisschen gemosht. Ein Abend, der eindrucksvoll zeigt, dass die Mischung aus neuen Hymnen und alten Klassikern bei PRIMAL FEAR weiterhin perfekt funktioniert.
Setlist PRIMAL FEAR:
Intro/We Walk Without Fear
Destroyer
I Am The Primal Fear
Final Embrace
Nuclear Fire
Seven Seals
The Hunter
Tears Of Fire
King Of Madness
The End Is Near
Hallucinations
Fighting The Darkness
Chainbreaker
Metal Is Forever
Running In The Dust
Outro
P.S. Ich habe etwas überlegt ob ich das in den Text nehme und mich dazu entschlossen, dass ich es reinnehme:
Ein kleiner Wermutstropfen war ein Zwischenruf aus dem Publikum, als Ralf Magnus auf Englisch vorstellt und jemand meint, er müsse ein “Wir sind in Mannheim, sprich deutsch” rufen. Völlig überflüssig, denn gerade Mannheim ist international, und die meisten Fans haben die Vorstellung selbstverständlich gefeiert.
Photocredit: Tobias Stahl