PAIN, ENSIFERUM, ELEINE, RYUJIN – Essigfabrik Köln

PAIN – ENSIFERUM – ELEINE – RUYJIN

05. Oktober 2023

Köln, Essigfabrik

Ein wirklich buntes Package durften die rheinischen Metalfans am vergangenen Donnerstag in der Kölner Essigfabrik erwarten. An der Spitze des Lineups stand der schwedische Tausendsassa Peter Tägtgren, jedoch nicht mit seiner Death Metal Truppe Hypocrisy, nein momentan ist er mit seinem elektronischen Dark Metal Projekt PAIN unterwegs.

Als Special Guests fungierten die finnischen Viking/Folk Metal Barden ENSIFERUM sowie die schwedischen Dark Symphonic Metaller ELEINE. Den Anfang jedoch machten vor einer bereits ganz gut gefüllten, jedoch auch später beim Headliner nicht mehr als gut halbvollen Halle, die von Trivium Frontmann Matt Heafy entdeckten, geförderten und produzierten Samurai Metaller von RYUJIN.

RYUJIN

Zwar hatten wir uns rechtzeitig durch das Kölner Verkehrschaos gequält und auch die Parksituation rund um die Essigfabrik hat sich mittlerweile wieder deutlich entspannt, so dass wir eigentlich mehr als pünktlich die Location erreichten. Wenn dann jedoch der Support Act nicht nur vor der angesagten Zeit beginnt, sondern sein kurzes Set bereits einige Minuten vor dem eigentlichen Beginn bereits beendet hat, wird es natürlich schwierig. So kamen wir nur in den Genuss eines einzigen Songs, der aber immerhin die aktuelle Single `Raijin & Fujin´ war, welche einen guten Einblick in den dynamischen Sound der Band gibt. Schade, von dem energetischen, japanisch folkloristisch angehauchten Melodic Power Metal hätte man gerne mehr gehört.

ELEINE

Die folgenden vierzig Minuten gehörten den Schweden ELEINE, nach eigener Aussage bereits zum dritten Mal innerhalb eines Jahres in der Siegburger Strasse zu Gast. Vielleicht täuscht der Eindruck, aber so richtig wollte der dunkle und mit Growls angereicherte Symphonic Metal der Truppe um Sängerin Madeleine Liljestam bei den Anwesenden nicht zünden. Da war das Quartett an gleicher Stelle vor etwas mehr als einem halben Jahr beim Kamelot Publikum deutlich besser aufgehoben und angekommen.

Und wenn dann waren es, genau umgekehrt zu damals, eher die älteren Songs wie `Enemies´ und `Ava Of Death´, die dem Publikum bekannt waren und für einiges an Reaktionen sorgten. Natürlich wurde auch das aktuelle Album “We Shall Remain” mit Tracks wie `Never Forget´ und dem hymnischen `We Are Legion´ bedacht. Das abschließende `Death Incarnate´ musste, wie immer durch die in einem Mitsingspiel ermittelte Maximallautstärke des Publikums “aktiviert” werden und wurde für ein Livevideo mitgefilmt. So endete ein solider Auftritt, bei der die Frontfrau nicht jeden Ton exakt getroffen hatte, insbesondere beim Titelsong der aktuellen Scheibe aber dann doch brillierte.

ENSIFERUM

Die finnischen Viking/Folk Metaller ENSIFERUM passen mit ihren eingängen, dynamischen Folk Metal Krachern vielleicht erst auf den zweiten Blick, jedoch dann und wie zu erleben war wie die Faust aufs Auge zum ebenfalls tanzbaren Sound des Headliners. Und so hatte das Quintett dann erwartungsgemäß mit ihren schnellen, spaßigen Songs wie `In My Sword I Trust´, `Heathen Horde´ und `Twilight Tavern´ leichtes Spiel bei den Anwesenden.

Und so bildet sich inmitten der Halle schon bald ein kombinierter Circle und Mosh-Pit von beachtlicher Größe. Auch “Hits” wie `One Man Army´ und`Lai Lai Hei´ durften in der Setliste natürlich nicht fehlen und wurden gebührend abgefeiert. Die Folkinstrumente wie Fiedel und Kantele und die weiblichen Gesänge und Chöre kommen aus dem Off bzw. dem Keyboard, was aber heute Abend nicht ins Gewicht und den wenigsten auffällt.

Keyboarder Pekka Montin wird vor allem durch seine überzeugenden cleanen und melodischen Vocals zum heimlichen Star des Abends. Die Band bangt um die Wette und Basser Sami Hinkka lässt sein Zöpfchen kreisen. Der Fünfer präsentiert sich durchweg agil, gut eingespielt und mit viel Spaß an der Freude, was den Funken auf die Crowd überspringen lässt, Mitgröhlen und vereintes Fäusterecken natürlich inklusive.

 

PAIN

Peter Tägtgren und seine Band entern die Bühne pünktlich und dreschen hinter einer stetig dichten blauen Nebelwand los. Als optisches Highlight hinter all dem Dunst dient offensichtlich das durchsichtige Schlagzeug mit Beleuchtung, hinter dem seit geraumer Zeit Peters Sohn Sebastian sitzt. Sehen tun die Fans also nicht viel, hören aber umso mehr. Quer durch die eigene Historie und durch alle sieben Longplayer (ja, eigentlich sind es acht aber das erste zählt nicht), spielt sich die Band, natürlich angeführt von dem bangenden Frontmann und Bandkopf.

Den Schwerpunkt legen PAIN bei diesem Tourauftakt weniger auf den lärmenden Tracks, sondern auf Bandhits und die eher eingängigen Songs. Bekanntermaßen ist Peter ohnehin kein Sangeswunder und einige Parts wollen an diesem Abend nicht so recht setzen aber mit zunehmender Länge des Sets verflüchtigt sich der Eindruck und Screamen kann er wie kein Zweiter!

Wenn dazu noch jede Menge alte Bekannte und auch weniger oft live gehörte Songs wie `Suicide Machine`, `Same Old Song`,  `End Of The Line`, `The Great Pretender`,  `Zombie Slam`, `Let Me Out`, der neue Track und zum allerersten mal live gespielte `Revolution` oder  das Rolling Stones Cover `Gimme Shelter` zum Zuge kommen, haben die gut 500 Anwesenden allen Grund zu feiern. Was sie in weiten Teilen auch ausgiebig tun. Der Frontmann bedankt sich natürlich und stellt fest, dass er den einfach “the best job in the world“ habe. Recht hat er wohl.

Ein paar optische Gimmicks kommen dann noch durch die Leinwand. `Bye/Die` wird von  einem Videogameartigen Video der beiden Maskottchen begleitet und bei `Call Me` erscheint als Gimmick dann Sabaton Sänger Joakim „Jocke“ Brodén als Duettpartner auf besagter Leinwand.

`Coming Home` wird mit Hockern und Akustikgitarre  performt und bei der ersten Zugabe `Party In My Head` sieht man die Band in ihren Kostümen aus dem Video,  sprich Tägtgren sitzt im alten Bademantel auf der Bühne (der Dude lässt grüßen), während die weiteren Bandmitglieder in schlicht bekloppten „Verkleidungen“ herumfaxen.  Keine PAIN Show ist komplett ohne das finale `Shut Your Mouth`, bei dem noch einmal die alte Zwangsjacke zum Einsatz kommt und die Meute nochmal alles gibt.

Was jetzt noch fehlt ist das lang angekündigte neue PAIN Album, sonst nix.

 

Text: Michael Gaspar, Sven Bernhardt

Photo Credits: Sven Bernhardt