OOMPH! – Zeche Bochum
OOMPH! – BÖSE FUCHS
12 .November 2023
Bochum, Zeche
Eine Frage beschäftigte wohl alle Besucher, nicht nur im Vorfeld dieses Auftritts, sondern der gesamten `Richter und Henker` Tour. Natürlich die, wie sich die Vorreiter der NDH Bewegung, die mit ihrem charismatischen Sänger Dero über Jahrzehnte ein Garant für großartige Shows waren, mit dem neu besetzten, ehemaligen Unzucht Sänger, “der Schulz“, live schlagen würden.
Die altehrwürdige Zeche Bochum war entsprechend gut gefüllt und es herrschte Spannung allenthalben, allerdings kamen zunächst die Hauptstädter(-innen) BÖSE FUCHS zum Zuge, die als Opener ihre Mischung aus modernen Metal Sounds, digitalen Elementen und einigen Symphonicanleihen in die Halle entließen. Dabei kam die zu drei Vierteln weibliche besetzte Band, um Bandkopf Valy, die mal sang, mal Keyboards und auch Gitarre spielte, bei großen Teilen des Publikums recht gut oder zumindest wohlwollend an und hinterließ eine ordentlich aufgewärmte Menge, die allerdings kaum Songs der Band kannte und natürlich auf den Hauptact wartete.
OOMPH!
Mit dem Erscheinen der Hauptband und deren beiden Openern `Ein kleines bisschen Glück` und `Soll das Liebe sein?` wurden „die neuen“ OOMPH! aufs herzlichste (vom auffällig weiblich geprägten) Publikum begrüßt. Auch die Marschrichtung der Show wurde mit der Songauswahl sofort deutlich. Logisch, dass die Band mit neuem Sänger recht viele Songs vom neuen “Richter und Henker” Longplayer bzw. deutlich mehr Tracks der jüngeren Vergangenheit, als altes Material spielten.
Was in diesem Fall auch klar die bessere Entscheidung war. Denn Neusänger Der Schulz, ist ohne den direkten Vergleich zu Dero besser dran. Schulz bemüht sich mehr als redlich, die Schuhe des Vorgängers auszufüllen, was bei den neueren, „fröhlicheren“ Songs wie `Labyrinth` oder beim, mit ihm aufgenommenen, Track `Wem die Stunde schlägt` auch tadellos funktioniert. Er kommt stimmlich manchmal sogar sehr nah an das Original, das er an vielen Stellen bis auf die letzte Intonation kopierte. Entsprechend lautet das Urteil der großen feiernden Mehrheit sehr schnell „anders aber gut“, zumal die Band ja auch mit einer großen Zahl an „Hits“ aufwartete.
Alles ok,soweit anur bei den Old School Tracks, wie den vollelektronischen `Mein Herz` und `Der neue Gott` oder den bösartigen und harten Tracks `Gekreuzigt` oder `Das weiße Licht` lautet das Verdikt der Fans der frühen Phasen (inklusive mir) eindeutig: Nein, das sind nicht mehr die OOMPH! von früher. Hier fehlt es diesem Teil des Publikums deutlich an Dreck, an Charisma und vor allem an dem zur Schau getragenen Wahnsinn, der die Band für viele Fans jahrelang live ausmachte. Anders ausgedrückt, OOMPH! 2.0 sind harmloser und netter als zuvor. Die Härte entsteht bei den entsprechenden Songs eigentlich nur noch aus der Gitarre und den noch immer derben Backing Vocals. Ganz besonders deutlich wird dieses wenn `Brennende Liebe` ganz alleine vom neuen Sänger vorgetragen wird, was dem Ganzen einen Touch von Deutschrock verpasst. Für die eine Fraktion deutlich zu viel, für die andere, eine gelungene Einlage des Sängers, dem OOMPH! nicht nur bei dieser Gelegenheit die Bühne überließen indem sie ihn in den Mittelpunkt der Show stellten.
Will man ein Fazit ziehen so ergibt sich für OOMPH! ein zweitgeteiltes Bild im Publikum, die einen, die OOMPH! schon über Jahrzehnte begleiten und denen jetzt einfach der irrsinnige Wumms und Deros Bühnenpräsenz der alten Tage fehlt. Die andere Gruppe, und das waren in Bochum weitaus mehr: die „jüngeren Fans“, die auch die neue Variante der Band heftig feierten und das sehr respektable 23 (!) Songs lang.
Wie sich OOMPH! in Zukunft präsentieren werden, dürfte damit wohl vorgezeichnet sein und ja „der Schulz“ passt zu den neuen OOMPH! und wird von der Mehrheit der Fans auch gerne in seiner neuen Rolle akzeptiert.
Setliste OOMPH!:
Soll das Liebe sein?
Träumst Du
Richter und Henker
Labyrinth
Bis der Spiegel zerbricht
Mein Herz
Nur ein Mensch
Sandmann
Nichts wird mehr Gut
Gekreuzigt
Jede Reise hat ein Ende
Brennende Liebe
Wem die Stunde schlägt
Kein Liebeslied
Gott ist ein Popstar
Schrei nur Schrei
Der neue Gott
Kleinstadtboy
Das weisse Licht
Mitten ins Herz
Augen auf!
Zugabe:
Alles aus Liebe
Niemand
Text und Photo Credits Sven Bernhardt