NIGHT DEMON – Alte Hackerei

Alte Hackerei, 13. September 2022, Karslruhe

NIGHT DEMON sind ein Powerpaket: wild und hart. Sie haben alles, was ein Heavymetal-Hardrock Herz zum Beben bringt. Die drei Jungs aus dem sonnigen Californien tauschten 2022 ihre Cocktails und Beach Bunnies mit dem Jahrhundertsommer in Europe ein. Im Juni traten Sie mit der European Attack Tour auf vielen Festivals und auch als Headliner auf. Im September kehrten Sie mit der „Year oft the Demon Tour“ erneut nach Deutschland zurück und beehrten die Alte Hackerei in Karlsruhe mit ihrem Auftritt.Night-Demon-Plakat

Die Alte Hackerei steht nicht ohne Grund auf der Tourliste der Band. Frontmann Jarvis Leatherby sagte, er fühle sich dort wie in seinem Wohnzimmer. Die Alte Hackerei sei „like Home“. Bei der Gelegenheit grüßte er während des Gigs namentlich das Team der ca. 12 x 30 Meter großen Kneipe im Alten Schlachthofviertel der Fächerstadt. Die Vertrautheit mit der Lokation kommt nicht von ungefähr. Schon zu Beginn ihrer Karriere traten die 3 Amigos in dem kleinen Heardn Heavy Club auf. Die Hackerei glaubte an NIGHT DEMON und so erspielten die sich nach und nach ein treues Stammpublikum, zu dem sie immer wieder zurückkehren. Nicht zu verwundern, dass dann nicht die üblichen Motörhead England Shirts dominieren, sondern nahezu alle Zuschauer ihr NIGHT DEMON Shirt tragen.2022-Night-demon-sw-3

Das freudig erregte Publikum skandierte schon Minuten vor der Intro-Song „Night of the Demon“ von den NWOBH-Legenden DEMON: „Night Demon, Night Demon, Night Demon“. Man merkte, dass es eine spezielle Nacht werden wird. Und so war es auch. Jarvis Leatherby (Gesang/Bass),  (Gitarre) und Dusty Squires (Schlagzeug) kamen auf die Bühne und legten mit Vollgas los. ´Hallowed Ground´, ´Empires Fall´, ´Ancient Evil´ waren die ersten drei Songs, die schnörkellos auf der engen Bühne abgefeuert wurden. Das Publikum nahm die Energie der Musik auf und verschmolz mit den Musikern. Gerade Anthony suchte immer wieder den Kontakt zum Publikum, während er auf seine Monitorbox stieg und sich nach vornüber beugte. Leatherby, fast die ganze Zeit ins Dunkle getaucht, bearbeitete seinen Bass und vergaß trotz der brachialen Stimmung nicht Songs wie das Thin Lizzy Cover ´The Sun Goes Down´ wunderbar gefühlvoll herüberzubringen.

Am Schlagzeug gab die Taktmaschine Squires einen eindrucksvollen Beweis seines dynamischen Spiels und konnte sicher nicht nur die anwesenden Damen von seinem Sixpack überzeugen, der bei ihm, anders als bei vielen im Publikum, am richtigen Platz sitzt.
Musikalisch sind NIGHT DEMON immer wieder eine Überraschung: wie kann eine Band so dermaßen viele eigene super Livestücke nacheinander veröffentlichen und damit ein konstantes Hitfeuerwerk zünden? Andere Bands benötigen Jahrzehnte, um eine solche Menge an Highlights mit hohem Widererkennungswert zu schreiben. NIGHT DEMON erledigt es mit gerade mal drei Longplayern, von denen einer sich auf Coverversionen konzentrierte. Vielleicht muss man es sich eingestehen: Mit Leatherby besitzt die Szene, einen hervorragenden Musiker, der die alten Helden ablösen sollte. Man kann es kaum verstehen, dass Bands wie Iron Maiden einen Zulauf von 40.000 Leuten bei einem Konzert mit mittelmäßiger Leistung haben und Rohdiamanten, wie NIGHT DEMON, Haunt, Hällas und viele andere der neueren Bands sich in kleinen Locations um ihr Publikum bemühen müssen.

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Um das Publikum bemühten sich die 2 Gitarristen ganz persönlich, als sie während des Instrumentals „Flight of the Manticore“ ein Bad in der Menge nahmen. Dank kabelloser Übertragungstechnik haben die Jungs den Song inmitten der Fans gespielt und sichtbar Spaß beim gemeinsamen Heavymetalworkout gehabt.

 

Neben coole Songs, wie ´Heavy Metal Heat‚ und ´Screams in the Night‘ wurde auch ein zweiter Song aus dem 2021 Album „Year Of The Demon“ zu Gehör gebracht. Das auf dem Megadeth Stück Dystopia basierende Stück ´Vysteria´ wurde zur freudigen Überraschung mit mächtig Verve live gespielt. Vysteria: der Grund, weswegen das für den Mai 2020 zunächst terminierte Konzert um mehr als zwei Jahre verschoben wurde. Vysteria: der Grund, weswegen die Musikbranche und auch die Gesellschaft am Boden liegen. Mitsingen konnte man bei den Textzeilen: „Destroy the fear inside. Its only then you realize. Your freedom dies by Vysteria“. Erfrischend, dass NIGHT DEMON zur Pandemie einen Song abliefern, der keine Rücksicht auf die Mainstreammeinung nimmt. Die Menge jedenfalls feierte ´Vysteria´ genauso, wie später den NIGHT DEMON Klassiker ´The Chalice, bei dem das Bandmaskottchen Rocky zum Einsatz kam.

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Chalice ist der unheilige Krug, den der untote Mönch Rocky in Händen hält und aus dem er den willigen Fans den Schierlingssaft (in dem Fall Gersten-Malz-Mischung) in den Mund träufelt. Ob die Fans tatsächlich Unsterblichkeit erhalten, wenn sie aus dem Krug trinken, ist noch nicht bewiesen. In jedem Falle ist es cool, dass eine aktuelle Band ein Bandmaskottchen auf die Bühne bringt, so wie es vor vielen Jahren Bands in UK während der New Wave einführten. Zunächst wirkt so ein Maskottchen befremdlich, aber letztendlich sind es diese Projektionsflächen, die es ermöglichen sich mit der Musik zu identifizieren und den Alltag vergessen zu lassen.
Nach dem Auftritt von Rocky kam auch schon die Ansage, dass es noch zwei Zugaben geben sollte. So war es auch: NIGHT DEMON spielten ‚Darkness Remains´ und ´Night Demon‚.

 

Nach 90 Minuten endete der bemerkenswerte Gig. Wie angekündigt konnten 10 Minuten nach dem Konzertende die Fans auf Tuchfühlung mit den 3 Musikern gehen. Man konnte viele Umarmenungen, Zuprosten und massenhafte Selvies mit der Band beobachten. NIGHT DEMON ist eine Band zum Anfassen. Sympathischere Helden kann man sich kaum vorstellen.
Nach dem Konzert ist vor dem Konzert. Nur so scheint es möglich zu sein in diesen Tagen auf Tour zu gehen, wenn man nicht 40.000 Fans zu überteuerten Preisen auf einen großen Platz locken kann. NIGHT DEMON spielten auf ihrer „Year oft he Demon“ Tour in 11 Tagen in 11 Städten 11 Konzerte und beenden am 18. September in Deutschland den Trip, um am 20. September in Quebec, Kanada wieder auf der Bühne zu stehen. Hut ab für diese Leidenschaft und 10 von 10 Punkten für das Konzert in der Alten Hackerei.

Text:  Oliver Kämpf
Fotos: Sven Wilke (sw), Oliver Kämpf (c)

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Setlist
Hallowed Ground
Empires Fall
Ancient Evil
Heavy Metal Heat
The Howling Man
The Sun Goes Down (Thin Lizzy)
Dawn Rider
Kill the Pain
Screams in the Night
Vysteria
Curse of the Damned
Flight of the Manticore
The Chalice
——
Darkness Remains
Night Demon

Fotografie: Sebastian Wilke (sw), Oliver Kämpf (c)