LACRIMAS PRUFUNDERE – Kulttempel

LACRIMAS PRUFUNDERE – SOULBOUND

22. Oktober 2021, Kulttempel, Oberhausen

Es gibt Konzertabende, die halten Überraschungen bereit und dieser sollte einer davon werden.  Zunächst mal, dass die Tour nach all den Verschiebungen überhaupt noch zu Ende gespielt wurde. Anstatt der Death Metaller HIRAES, die fälschlicherweise noch auf einigen Flyern angekündigt waren, kamen die Bielefelder SOULBOUND zum Zuge. Offenbar war ich einer der wenigen Überraschten der im Kulttempel versammelten Schar, denn ein Großteil feierte die Band und ihren „Melodic Industrial Metal“ mit modernem Touch sehr, sehr ordentlich und konnte den ein oder anderen Song mitsingen.

Sänger Johnny und seine vier Mitstreiter sorgten so auch schon früh für sichtbare Begeisterung vor der Bühne und hatten selbst wenigstens ebenso viel sichtbaren Spaß darauf. Vom Opening Track “Alive“ und dem Material der aktuellen Scheibe „Addicted to Hell“,  natürlich inklusive des Titeltracks “Devil“ und “Undone” drückten die Songs, mit fettem Sound. Gewürzt mit einer agilen Show und dem sympathischen Auftreten Band, auch wenn nicht immer alles vor musikalischer Originalität nur so strotzt. Die Jungs hatten einfach Bock, und das merkte man auch, Gut so, denn so waren die 45 Minuten Spielzeit für den anständig gefüllten Club ein würdiger und passenderSupport für den Hauptact.

 

Die zweite große Überraschung des Abends (für mich) waren LACRIMAS PRUFUNDERE selbst, bzw. deren mittlerweile nicht mehr neue Sänger Julian Larre, der den altegedienten Gothic Rockern einen ordentlichen Schub nach vorne verpasst.

Was da die Bühne betrat oder besser vereinnahmte, ist eine leicht exaltierte Rampensau, die den Beinamen “Mr. Charming“ tragen könnte. Allein dessen Anblick sorgte bei den jüngeren Teilen des, reichlich vorhandenen weiblichen Publikums für „Gekreische“. Aber nicht nur, dass Julian so aussieht wie er es nunmal tut , und darüber hinaus auch über eine selten starke Bühnenpräsenz verfügt, nein, der Kerl kann auch noch singen. Und zwar wirklich gut! Sei es die sonore Gothic Stimmfarbe die perfekt inszeniert wurde, über die LACRIMAS untypischen Growls, bis hin zu den heftigen „Screams“ und beinahe Todesbleiernem „Röhren“, die Töne saßen einfach. Zum großen Teil wurde die Songs mit überraschender Härte und Wucht vorgetragen, auch wenn schon die letzte Scheibe und Namensgeber der Tour “Bleeding The Stras“ nicht immer gerade soft aus den Boxen knallt, im direkten Vergleich zum Silberling überzeugte die Liveshow mit einigen Härtegraden mehr, was aber auch die nicht metallisch angehauchten ZUschauer nicht zu stören schien.

So blieben Gitarrist und einzig verbliebenes Gründungsmitglied Oliver Nikolas, Basser Ilker und Schlagzeuger Dominik zwar nicht wirklich im Hintergrund sonder bildeten die musikalische Basis für den Mittelpunkt der Show: Sänger Julian, der bei allem Stageacting und stimmlicher Fähigkeit keinerlei Berührungsängste mit den Fans kannte. So durchquerte er das Publikum singend und shoutend, performte einen neuen (ungewohnt heftigen) Song inmitten des Clubs, umarmte Fans, hielt bei ruhigeren Passagen mit ihnen „Händchen“ und sorgte für das Gefühl, dass er eben nicht völlig abgehoben zu sein schien, sondern  trotz „Starpotenzial“ nahbar. Musikalisch ging es quer durch die Historie der Band, wobei vom Opener ‘A Pearl’ bis zum Ende des Zugabeblocks bestehend aus ‘Hope Is Here‘, ‘Ave End‘ und ‘Father Of Fate‘ insgesamt satte 19 Songs zum Einsatz kamen.

Fazit: Die letzte Show der Tour hat sich gelohnt, für alle Beteilgten und Überraschungen können durchaus positiv sein!

Text und Fotografie: Sven Bernhardt