KREATOR – ANTHRAX – TESTAMENT

KREATOR –  ANTHRAX – TESTAMENT

30.November 2024

Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle

 

Bei dieser Old School Thrash Attacke kann man gar nicht anders, als sich an die frühen und wilden Tage des Genres zu erinnern und entsprechend in die nächstgelegene Halle, in diesem Fall also Düsseldorf, zu pilgern.  Den Gedanken hatten rund 7000 andere junge und alte Metalheads auch, was eine verdammt gut gefüllte Kulisse ergab.

TESTAMENT

Während das Beastie Boys Intro erklingt und TESTAMENT bereits die Bühne mit  ihrem Opener `D.N.R.` entern,  stehen wohl etliche Fans noch vor dem Eingang und warten auf Einlass. Ja, Kontrolle muss sein aber etwas zügiger könnte die Sache dann doch schon gehen.

In der Halle ballern Chuck Billy und seine Mannschaft gleich noch `3 Days In Darkness` und `WW III`als Opening Block ins Rund und beweisen damit bereits, dass sie A in die große Halle gehören und B, dass für mehr Stimmung und Druck sorgen, als mancher jüngerer Headliner.

Auf der Bühne herrscht dazu ein wahres Lichtinferno, inklusive Feuerstössen und Literweise Bühnennebel der die Show verdammt gut in Szene setzt und auch der so oft gescholtene Sound bei TESTAMENT klingt deutlich besser als erwartet.  Bei der Songauswahl verlässt sich die Band aber nicht auf die naheliegenden alten Bandhits, nein die Achtziger bleiben weitgehend außen vor. Aber TESTAMENT haben  bei dieser Tour beispielsweise mit dem melodischen als „Sing-along“ angekündigten `Electric Crown`eine fette Überraschung am Start. Chuck zeigt sich, wie immer, als souveräner Frontmann , lässt das Publiukum “Hell Yeah“ singen und auch das lang nicht gespielte `Low` sorgt keineswegs für einen Stimmungsabfall. Ob nun `Native Blood` oder More Than Meets The Eye`, immer wieder gibt es Crowdsurfer, Circle Pits  und ständig recken sich die „Horns“ aus dem Publikum.

Mit dem zehnten und letzten Song `Into The Pit` droschen die Kalifornier dann endlich doch noch einen Klassiker in die tobende Menge , die den „fu..ing“ Circle Pit  selbstreden wieder aufmachte. Danach ist dann eine Stunde feinster Thrash vergangen, bei der die Setliste für Viele aber nicht gerade wunschgemäß ausfiel. Trotzdem ein sehr gut gelungener Einstand bei der die Band sic was traute.

 

ANTHRAX

Die New Yorker Thrash Heroen ANTHRAX  lassen nicht wirklich lange auf sich warten und stimmen das Volk mit einer beindruckenden Lobhudelei verschiedenster Größen des Musikbiz ein. Will heißen es läuft ein Film in dem andere Musiker wie Gene Simmons, Paul Stanley, Dave Mustain, Corey Taylor, Steve Harris, Kerry King, James Hetfield, Henry Rollins und verdammt viele mehr ihr hohes Lied auf Anthrax singen. Ob das nun von Bescheidenheit zeugt? Nein, es ist aber zumindest unterhaltsam und passt irgendwie zu großartigen Stimmung im rappelvollen Rund.

Und wirklich, dass sich die Band seit rund 40 Jahren auf den Bühnen der Welt rumtreibt, ist schier unglaublich. Sänger Joey Belladonna rennt über die Bühne wie ein Teenie , feuert an und verströmt jede Menge Energie, der sich stets in Action befindliche Bassmann Frank Bello genau wie grinsende und bangende Scott Ian, eins der Thrash Metal Flagschiffe, die jeder auf den ersten Blick erkennt.

Das Motto der heutigen Show scheint wohl „Power und Party to the People !!!“ oder so ähnlich zu heißen, denn ANTHRAX verbinden ihre Energieleistung mit Hits wie dem Opener `A.I.R.`, auf das `Caught In A Mosh`folgt. Sprich allerspätestens mit dem dritten Song haben ANTHRAX die Halle in der Hand. Und sie lassen, die Meute auch nicht mehr los. Stageacting, Bühnenpräsenz  und eine geile Songauswahl sprechen die Sprache die hier  jeder versteht und will. `Fistful Of Metal`, `Madhouse`,  `Metal Thrashing Mad`, `I Am The Law`, das großartige und wohl neu in die Setliste gerutschte `Medusa`sowie ,`Antisocial`, der  von Scott zum “Wardance” erklärte Track `Indians`(bei dem jetzt bitte alle nochmal komplett ausrasten sollten) und das finale Thrashinferno `Gung-Ho` lassen kaum jemanden in Düsseldorf kalt.  Mission erfüllt: Banger, Crowdsurfer und Circle Pits überall: Thrash-Spaß pur!

Klar also, dass Viele ANTHRAX zum Sieger des Abends erklärten.

 

KREATOR

“You wanted the best, you got the best. The hottest Band in the World”… KREATOR! Okay, wollen wir mal die Kiss-Kirche im Dorf lassen, aber wenn man mal die Musik beiseite nimmt, kommt der Vergleich was Bühnenaufbau, Lametta und Pyros angeht schon ziemlich in die Nähe. Nach zwei mörderisch guten Thrash Metal Bands wie TESTAMENT und ANTHRAX, war es spannend, ob KREATOR da mithalten bzw. noch einen draufsetzen können.

Los gings mit dem schicken Intro `Sergio Corbucci Is Dead`… dann fetter Knall und  `Hate Über Alles` kracht aus der PA, während der riesige Vorhang fällt. Die Hordes sind sofort auf Betriebsspannung, falls nicht, wird mit Flammen nachgeholfen. So muss ein perfekt Anfang aussehen, würde jetzt Schlabberzunge Gene Simmons sagen. Mit `Phobia` geht es dann etwas gemächlicher weiter, nur um mit `Coma of Souls` und `Enemy of God` wieder voll in die Fresse zu hauen.  `666 – World Divided` ist dann schon recht melodisch, mit etwas Maiden-Worship garniert. Eher was für die neu dazugewonnenen Hörer. `Hordes of Chaos` zeigt dann aber wieder, wo der Frosch die Locken hat. Mit `Hail to the Hordes` werden die Gemüter dann wieder etwas abgekühlt. `Betrayer` vom 4. Album “Extreme Aggression“ erfreute dann natürlich die Fans der guten alten Zeiten. So rustikal ging es dann aber (leider) nicht weiter, denn das Intro `Mars Mantra` kündigte mit `Phantom Antichrist` einen Mega-Klopper von 2012 an. Mit `Strongest Of The Strong` gab es dann noch einen Song vom letzten Album “Hate  Über Alles“.

Es gab noch eine kleine Randnotiz von Mille: Er war 1980 in dieser Halle bei KISS und als Opener Iron Maiden . “Ich kam als Kiss-Fan und ging als Iron Maiden-Fan!“.

Jetzt war wieder etwas Zeit für Oldschool-Thrash gekommen… `Terrible Certainty` sorgte für glückliche Gesichter in der großen Mitsubishi Halle. Ein letztes Intro kündigte `Violent Revolution` an, die Halle kochte. Crowdsurfer und Circle Pits wohin man schaute. Klaro, der obligatorische , und heftigst von Mille eingeforderte, Wall of Death darf auch nicht fehlen.

Der Spruch “Ich will dass ihr euch gegenseitig umbringt!“ kündigte den ewigen Überflieger `Pleasure to Kill` an, auch wenn der eine ganze Ecke zahmer gespielt wird, als früher auf Platte. Der ein oder andere hätte sich bestimmt noch ein bis zwei Zugaben gewünscht, denn ein `Flag of Hate` oder `Tormentor` gehören einfach dazu.

Nun denn, bleibt die Antwort auf meine Eingangs gestellte Frage: Ja, muss da die Antwort lauten, denn mit diesem Bühnenspektakel hatten KREATOR definitiv die dickeren Eier als Anthrax oder Testament. Musikalisch gesehen, waren alle drei Bands gleichauf, da gibt es nur 3 Sieger! Über die Merchandise und Bierpreise lege ich besser den Mantel des Schweigens, sonst spucke ich noch auf meinen Monitor, haha.

 

Text: Sven Bernhardt, Holger Bals

Photo Credits: Sven Bernhardt