HYPOCRISY, SEPTICFLESH, THE AGONIST, HORIZON IGNITED

HYPOCRISY, SEPTICFLESH, THE AGONIST, HORIZON IGNITED

30. September 2022

Matrix, Bochum

Ein Abend voller Konzertmöglichkeiten, wie so oft in letzter Zeit. Wobei das tödliche Paket HYPOCRISY, SEPTICFLESH, THE AGONIST und HORIZON IGNITED seinen Reiz hatte und den Vorzug vor den Konkurrenzveranstaltungen bekam. Nicht nur von mir, sondern von einer wirklich großen Schar Metaller, die das Bochumer Gewölbe fluteten, nachdem sich die Türen mit mehr als reichlich Verspätung zum Tourauftakt öffneten.

Kaum in der Halle angekommen, standen da auch schon die Finnen von HORIZON IGNITED auf der Bühne und droschen den Opener `Beyond Reach` in die ankommende Meute. Mit ihrer recht modernen Mischung aus Melodic Death und Metalcore konnten sie in der verkürzten Spielzeit noch mit Druck und Einsatz punkten, wobei aber Viele mit dem Material der Band nicht vertraut waren und sich vielleicht fragten, wer denn eigentlich die Zielgruppe sein sollte. Dennoch erntete die Truppe den verdienten Applaus für ihrer ungestüme Show, die von Shouter Okko Solanterä lebt. Nach nur sechs Songs, darunter `Servant`  und `Leviathan` endete der Auftritt, der jungen Truppe dann schon sehr zügig mit dem Titelsong ihres zweiten Longplayers `Towards The Dying Land`.

 

Als zweite Band des Abends betraten die Kanadier THE AGONIST die Bühne, nachdem sie zunächst lange mit dem nicht vorhandenen Bass-Sound kämpfen mussten, bis sie endlic loslegen konnten.  Frontfrau Vicky Psarakis und ihre Mannschaft machten zuletzt mit ihrer „Days Before the World” EP auf sich aufmerksam, von dem sie die neue Auskopplung in einer drückend brutalen Version spielten. Technisch versiert und mit einer, alle Aufmerksamkeit auf sich ziehenden Frontfrau konnten sie ihre ebenfalls gekürzte Spielzeit nutzen, um ein erstes Ausrufezeichen an diesem Abend zu setzen. Natürlich dominierte die Sängerin mit ihren Wechseln zwischen Growls und operesken „Sangesattacken“ die Show aber auch die anderen Bandmitglieder zeigten sich bewegungsfreudig und engagiert. Vicky aber strahlte zwischen den Tracks in das Publikum als sei sie völlig überwältigt von den überaus positiven Reaktionen der Zuschauer. Zumindest vorne, war der Sound bei den komplexen Strukturen der Songs etwas zu verwaschen, um allen Feinheiten und Twists der Songs zu folgen. Den Fans war es egal und sie feierten Songs wie `Immaculate Deception´ oder `Days Before the World Wept` (sofern ich das richtig verstanden habe). Nach nur ca. 30 Minuten war dann aufgrund des Zeitdrucks auch schon wieder Schluss.  Wie sagte Vicky so passend: Der Tourstart war „a little rough“.

Mehr Zeit hatten dann die Griechen von SEPTICFLESH zur Verfügung. Das Symphonic Death Outfit legte dann auch nach einem standesgemäßen Intro mit ordentlicher Wucht los. Zugute kam der Band, dass die Band nicht nur seit langer Zeit dabei ist und Viele in der Halle die Songs der inzwischen elf Alben kannten, sondern auch, dass die straighteren Kompositionen soundmäßig eine deutlich bessere Durchschlagskraft entwickeln konnten. Das bedeutete aber nicht, dass die Band es an diesem Abend an Härte mangeln ließ. Hier stand der Death Metal klar im Vordergrund auch wenn selbstverständlich nicht auf pompöse Keyboardsounds in und zwischen den einzelnen Songs verzichtet wurde. Das wären schließlich nicht SEPTICFLESH.

So hatte Sänger und Bassist Spiros Antoniou das Publikum schnell mit seiner freundlichen und unprätentiösen Art auf seiner Seite. „My Friends“ schien an diesem Abend seine Lieblingsanrede zu sein und offenbar hatten SEPTICFLESH auch genug Freunde an diesem Abend, die bei Songs wie `Pyramid God`, `Neuromacer` oder `Martyr` mitgingen und auch  „Hey, Hey, Hey“ Rufe ertönen ließen. Auch die Aufforderung zum Mitsingen der Melodie bei `Anubis` klappte weitgehend, bevor `Dark Art` die rundum gelungene Show beendete.

 

Als kurz nach elf dann Peter Tägtgren mit seiner Band HYPOCRISY die Bühne enterte, passte kein Blatt mehr in die ersten Reihen und Jubel brandete auf. Mit unnachgiebiger Härte  knallten sie zunächst `Worship`, `Fire In The Sky` und `Mind Corruption` in die Meute, bevor Peter das Publikum auf deutsch begrüßte und sich für die Schwierigkeiten und Verspätungen beim ersten Gig der gemeinsamen Tour entschuldigte. “Hope You don’t have to catch a train“. Das mussten wohl die wenigsten Fans, denn in dem vorderen Teil der Halle tobte von Beginn an schlichtweg der sprichwörtliche Pabst im Kettenhemd .

Angetrieben von einer Bassdrum, die einem vorn fast den Magen auspumpte, ging es dann in fast voller Länge (lediglich das eigentlich geplante `Impotent God`entfiel) quer durch die eigene Bandgeschichte. Kurz gefasst, HYPOCRISY räumten hier einfach alles ab. Die ureigene Mischung aus Death Metal, Thrashigen Riffs und dem berühmten „Pain Feeling“ verfing vollständig bei den Zuschauern, die bangten , mitsangen oder einfach “Hey hey hey“ riefen.  Besonders deutlich wurde das bei den neuen “Worship“ Songs wie `Chemical Whore` oder `Children Of The Grey`, die erstaunlicherweise keinen Deut schlechter ankamen als das klassische Material wie `Until The End`, das superschnelle `Weed Out The Weak` oder auch `Warpath`. Den verdienten Zugabeteil läutete `Fractured Millenium` ein bevor `Adjusting The Sun` und natürlich das finale `Roswell 47` den schweißtreibenden Abend beendeten.

Bleibt zu hoffen, dass die technischen und Abstimmungsprobleme für den Rest der Tour beendet sind. Gelohnt hat es sich trotzdem allemal.

HYPOCRISY Setliste:

`Worship`

`Fire In The Sky`

`Mind Corruption`

`Eraser`

`Inferior Devoties`

`Chemical Whore`

`Until the End`

`Don‘t Judge Me`

`End of Disclousre`

`Weed Out The Weak`

`Children Of The Grey`

`Warpath`

`Final Chapter`

`Fractured Millenium`

`Adjusting The Sun`

`Roswell 47`

Text und Fotografie Sven Bernhardt