HALESTORM – The nEVEREST Tour 2025

HALESTORM – BLOODYWOOD

23. Oktober 2025

Oberhausen, Turbinenhalle

Ein trüber Donnerstagabend im Oktober, der erste Herbststurm des Jahres fegt über Deutschland hinweg. Doch wir dürfen uns derweil auf eine musikalische, wilde, ungezähmte Naturgewalt freuen, denn die Ender der 90er von den Geschwistern Elizabeth „Lzzy“ (Gesang, Gitarre) und Arejay Hale in Pennsylvania gegründeten Alternative Rocker HALESTORM geben sich in der Oberhausener Turbinenhalle die Ehre, um ihren aktuellen, namensgebenden Dreher “Everest“ vorzustellen. Als Special Guest sind BLOODYWOOD mit am Start.

BLOODYWOOD

Der Crossover Sixpack aus der indischen Hauptstadt Neu-Delhi kombiniert Modern/Rap Metal mit traditionellen indischen Instrumenten zu einem energetischen, kraftvollen Punjabi Metal Mix und entfesselt vom ersten Ton an eine energiegeladene Show. Bis auf den „sicherheitshalber“ an der Seite der Bühne positionierten Drummer sind alle Bandmitglieder ständig in Bewegung, posen und bangen um die Wette und stacheln das Publikum mit mitreißenden Songs wie `Gaddaar´ und `Dana Dan´ an.

Schon beim ersten Song wird ein Moshpit eröffnet, die Zeit ist schließlich knapp. Dem etwas matschigen Sound zum Trotz lässt auch der erste Circle Pit nicht lange auf sich warten. Rapper Raoul Kett und Sänger/Growler Jayant Bhadula liefern sich wilde Vokal-Duelle, während Sarthak Pahwa seine Dhol (persische Trommel) bearbeitet. Zwischen den insgesamt sieben Songs wird ein wenig viel geredet, die Band will halt auch ihre Message von Empowerment und Selbstverwirklichung rüberbringen, was dem Ganzen aber ein wenig die Dynamik raubt. Bei `Bekhauf´ werden die Babymetal Parts eingespielt so wie manches Mal auch die indisch-folkloristischen Elemente. Insgesamt eine dynamische, kurzweilige Vorstellung und ein guter Anheizer für den sehnlich erwarteten Hauptact.

HALESTORM

Nach doch relativ langer, halbstündiger Umbaupause legen HALESTORM mit leichter Verspätung los und eine Minute später lichtet sich dann zu den ersten Akkorden von `Fallen Star´ vom aktuellen Langeisen auch der Vorhang und gibt den Blick auf einen beeindruckenden Bühnenaufbau und die vier Musiker frei. Die Setliste in der etwa halbgefüllten Turbinenhalle beinhaltet eine gute Mischung aus Songs des neuen Albums und Bandklassikern wie `Mayhem´, `Freak Like Me´, `Back From The Dead´und `Love Bites´. Die „Everest“ Tracks sorgen allein schon durch ihre Unterschiedlichkeit für eine abwechslungsreiche Vorstellung. Abgehnummern wie `Watch Out!´ oder die gnadenlose Abrechnung `I Gave You Everything´ auf der einen und das grandiose, gospelartige `Rain Your Blood On Me´, der mitreißende Titeltrack und das bluesige `Like A Woman Can´ auf der anderen. Dabei wurde die Setliste im Vergleich zum Vorabend in Wiesbaden erheblich umgebaut, und zumindest in meinem Fall der „Everest“ Favorit `Shiver´ und das gefühlvolle Highlight `Raise Your Horns´ schmerzlich vermisst.

Dazu muss man wissen, dass Lzzy Hale neben dem Gesang bei den meisten Songs Gitarre spielt oder einem bereitgestellten Keyboard melodische Pianoklänge entlockt. Gesangstechnisch gibt sie jedenfalls alles und ihre markerschütternden Schreie sind vermutlich bis ins nahegelegene Centro zu hören. Das HALESTORM Publikum ist bunt gemischt, jung und alt tummeln sich bei relativ hohem Frauenanteil in der Halle, aber auch mittelalte Rocker sind keine Seltenheit, was dem Sound zwischen modernen Tönen und klassischem Rock entspricht. Und doch will der berühmte Funke an diesem Abend nicht so wirklich überspringen. Die Oberhausener Crowd geht für meine Begriffe irgendwie müde oder gebremst ans Werk. Dabei geben Lzzy und ihre Mannen hier musikalisch wirklich Vollgas und insbesondere die Frontfrau, singt und schreit um ihr Leben und führt als souveräne Gastgeberin durch den Abend. Doch mehr als der ein oder andere tosende Applaus und Halestorm Schlachtrufe sind nicht drin. Ausrasten sieht jedenfalls anders aus.

So endet ein zumindest von einer Seite irgendwie gebremster Abend mit den drei Zugaben, dem emotionalen `How Will You Remember Me´ wieder am Piano, dem selten gespielten `The Hand´ von der „One And Done“ EP (2006) sowie dem umjubelten Schlusspunkt `Rock Show´ und die Menge wird kaputt und dennoch glücklich in den kühl-windigen Oberhausener Abend entlassen.

Setliste HALESTORM:

Fallen Star
Watch Out!
Mayhem
Familiar Taste Of Poison
Rain Your Blood On Me
Freak Like Me
Back From The Dead
Like A Woman Can
Darkness Always Wins
Takes My Life
Everest
Drum Solo
I Miss The Misery
Love Bites (So Do I)
I Get Off
I Gave You Everything
Remember Me
The Hand
Rock Show

Text: Michael Gaspar

Photo Credits: Sven Bernhardt