GIRLSCHOOL – ALCATRAZZ – `A Night Of Classic Heavy Metal`

GIRLSCHOOL – ALCATRAZZ – KINGCROWN

25 Februar 2024

Dortmund,  Musiktheater Piano

 

Die Tourkombination aus ALCATRAZZ und GIRLSCHOOL war bereits 2022 gemeinsam unterwegs, wobei die beiden Acts auf den ersten Blick nicht sonderlich viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Außer vielleicht, dass beide Bands den frühen Achtzigern entstammen und es immerhin geschafft haben ihr gesamtes Leben damit zu bestreiten. Ihre völlig unterschiedlich gelagerten Qualitäten haben sowohl GIRLSCHOOL als ALCATRAZZ, was sie an diesem Abend im Piano Dortmund auch beweisen.

 

KINGCROWN

Kingcrown

Als Überraschungsopener begrüßten KINGCROWN, die semi-Power Metaller aus Frankreich die anwachsende Schar. Sieben Songs standen auf ihrer Setliste, darunter natürlich Tracks aus ihren beiden Alben “Wake Up Call“ und “A Perfect World“. Mit dem Opener `The End Of The World` legte die sympathische Band auch gleich die Marschrichtung des Gigs fest: Echter Heavy Metal mit Power Elementen vermengt, die nur bedingt den typisch europäischen Sound vertreten. Dafür gab es auch eher dem US Power Metal entsprungene Ideen zu entdecken.  KINGCROWN boten eine absolut ordentliche Leistung und agierten souverän auf der Bühne, auch wenn wohl nur sehr Wenige die Band und deren Songs kannten. Trotzdem ernteten sie deutlich mehr als nur den Höflichkeitsapplaus in Dortmund. Der Höhepunkt war naturgemäß die Dio Coverversion `Holy Diver` und das Ende mit `To The Sky And Back`, die eine kraftvoll vorgetragene und spielerische saubere Leistung beendeten.

 

ALCATRAZZ

Musikalisch und spielerisch befanden sich Joe Stump und seine seit den frühen 80ern bestehende US Formation ALCATRAZZ natürlich noch in einer anderen Liga als Vorband und auch der Hauptact.

Als einziges Urmitglied stand jedoch augenscheinlich noch Keyboarder Jimmy Waldo auf der Bühne. Die Show aber gehörte eben dem Gitarristen Joe Stump und dem verdienten Sänger Doogie White, mit dem ALCATRAZZ auch schon zwei Alben, “Born Innocent“ und “V“, veröffentlicht haben. Dass Doogies Stimme zwischenzeitlich nicht auf hundert Prozent lief, sei angesichts  der insgesamt ordentlichen Leistung verziehen. Sein Sechssaiter hingegen demonstrierte echte Gitarrenkünste, wobei er seine Klampfe zuweilen auch am Boxenturm oder mit den Füßen malträtierte.

Mit den Songs  `Little Viper` und `Too Young to Die, Too Drunk to Live`, vom 1983 erschienenen  ALCATRAZZ  Debüt “No Parole From Rock’n’Roll” begann das Set,

Alctrazz

das überraschte.  Wie von vielen erhofft, bot die Setliste einige alte ALCATRAZZ Song wie `Don’t Get Mad…Get Even` und `Jet to Jet` sowie natürlich neues Material wie `Turn of the Wheel`. Dazu aber gesellten sich jede Menge Covertracks von Doogies verschiedenen Wirkungsstätten. Namentlich Michael Schenker und natürlich Rainbow, die hier ausführlich mit gleich vier Songs gewürdigt wurden und somit tatsächlich weitenteils den Sound der Show definierten. So waberte sehr häufig der große alten Hard Rock Metal Spirit von besagten Bands durch die Halle und fand seinen finalen Abschluß im großartigen `The Temple of the King` bei dem die Band unter anderem an Dio oder den verstorbenen Whitesnake Gitarristen Bernie Marsden erinnerte. Das ganze kulminierte dann in einem ‚Ain’t No Love in The Heart Of The City` Einschub, der recht lautstark aus den Publikumskehlen zurückhallte.  Fazit: ein vielleicht unerwarteter aber gelungener Gig von  ALCATRAZZ .

 

Setliste ALCATRAZZ:

Little Viper

Play Video

Too Young to Die, Too Drunk to Live

Wolf to the Moon (Rainbow cover)

Turn of the Wheel

Ariel (Rainbow cover)

Jet to Jet

Sword of Deliverance

Battlelines

Too Late for Tears (Rainbow cover)

Don’t Get Mad…Get Even

Vigilante Man (Michael Schenker’s Temple of Rock cover)

Rock You to the Ground (Michael Schenker Group cover)

The Temple of the King (Rainbow cover)

 

 

GIRLSCHOOL

GIRLSCHOOL sind und bleiben ein Phänomen. Die immer rotzrockende Truppe ist eigentlich nicht wirklich auf der gesundheitlichen Höhe an diesem Abend, sprich Sängerin Kim McAuliffe leidet nach 14 Tagen „on the road“ unter einer schwer angeschlagenen Stimme, bei der viele andere wohl abgesagt hätten und Schlagzeugerin Denise Dufort humpelt eher auf die Bühne als das sie läuft. Anzumerken ist ihr aber beim Schlagzeugspiel nichts, denn sie semmelt wie ein Jungspund auf die Felle und freut sich offenbar, wie der Rest der Band, über den Zuspruch der angewachsenen Crowd.

Mit der Debüt Rock’n Roll Nummer `Demolition Boys` von 1980, legen die Vier gleich zügig los und ein Haufen Jungfans in den ersten Reihen dreht förmlich durch aber auch die älteren Semester haben ihren Spaß.  GIRLSCHOOL selbst bleiben mit `C’mon Let’s Go` musikalisch in den 80ern, was fortan auch so bleibt. Klar, die Tour begleitet zwar das “What The Fuck 45“ Album aber die Ladies wissen, was ankommt und so bleibt ` It Is What It Is` der einzige neue Song an diesem Abend und der Nostalgietrip geht gnadenlos weiter.  `Hit and Run` mit Kims an die ersten Reihen gerichtete Kommentar ”You’re much too young to know this”,  das Motörheadartige `Kick It Down` oder `Nothing To Loose` wirken beim Publikum, das kräftig mitfeiert oder wippt.

Girlschool

Dieser Teil des Abends ist einfach nicht für musikalische Feingeister gemacht, sondern purer und ehrlicher Rock`n Roll mit dem GIRLSCHOOL-eigenen rauen Charme. Da stört es auch nur Wenige, wenn irgend ein vergessener Effekt Jackie Chambers Gitarre doch zeitweise arg seltsam klingen lässt und Kims Stimme in manchen Passagen doch arg strapaziert aus den Speakern kommt.

Alles egal, und wenn die Band alte Stories im breiten Akzent ausgepackt, um an die eigene Vergangenheit mit Motörhead zu erinnern, feiert das Dortmunder Publikum. Die Musik dazu ist schlicht tight und passend. `Take It Like a Band` , der eben von Lemmy inspirierte Track, ist da nur folgerichtig.  Danach beginnt die nächste Highlightphase mit dem bekannten The Gun Cover `Race With the Devil`,  Motörheads `Bomber` und dem fixen “999 Emergency”, bei dem alle Mädels von GIRLSCHOOL zusammen mit dem Publikum brüllen.

Vor der (auch tatsächlich geforderten) Zugabe verlassen GIRLSCHOOL gar nicht erst, sondern legen mit `Screaming Blue Murder` ein letztes punkiges Bricket aufs ohnehin schon lodernde Feuer. Mit Kims schönsten Deutsch: „Gute Nasch“ und  „Danke schon“ wird dann das zufriedene Volk in die Nacht entlassen.

 

Setliste GIRLSCHOOL:

Demolition Boys

C’mon Let’s Go

The Hunter

Hit and Run

Guilty as Sin

Future Flash

Kick It Down

Nothing to Lose

It Is What It Is

Take It Like a Band (inspired by Motörhead)

Race With the Devil (The Gun cover)

Bomber (Motörhead cover)

Emergency

Screaming Blue Murder

 

Text und Photo Credits: Sven Bernhardt