
FEUERSCHWANZ – LORD OF THE LOST – `Lords Of Fyre` Tour
FEUERSCHWANZ – LORD OF THE LOST – DARK SIDE OF THE MOON
18. Oktober 2025
Düsseldorf, Mitsubishi Electric Hall
Eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Kombination erwartet uns beim Schlussgig der „Lords Of Fyre“ Tour an diesem kühlen Oktoberabend in Düsseldorf. Doch wenn man genauer hinschaut, haben FEUERSCHWANZ und LORD OF THE LOST, wenn auch weniger musikalisch, doch so einiges gemeinsam. Beide waren in Sachen ESC aktiv und haben Erfolg und ihre Popularität in den letzten Jahren enorm gesteigert, sind im TV und auf Social Media enorm präsent und mobilisieren die Massen. Wie man auch an diesem Abend sehen kann, denn die Schnittmenge der beiden Anhängerschaften ist wohl größer, als man meinen dürfte, und so versammelt sich eine bunte Schar vom „Normalo“ über den gewandeten Gothic bis zum Wikinger und Metalhead mit Kutte erwartungsfroh in der Oberbilker Halle.
THE DARK SIDE OF THE MOON
Den Anfang an diesem Abend machen aber die multinational besetzten Symphonic Cinematic Metaller THE DARK SIDE OF THE MOON rund um Melissa Bonny (Ad Infinitum) sowie die beiden FEUERSCHWANZ Mitglieder Hans Platz (Gitarre) und Jenny Diehl aka Schildmaid Yennefer aka Mieze Myu an der Harfe, dazu hinter den Kesseln Drummer Morten Løwe Sørensen (Amaranthe) und live verstärkt von Korbinian Benedict (Ad Infinitum) am Bass, die einigeCoverversionen sowie eigene Songs aus ihrem Debütalbum “Metamorphosis“ zum Besten geben.
Die Sängerin scheint auch bei der letzten Show der Tour noch aufgeregt zu sein, vergisst sie vor den ersten Tönen von `The Gates Of Time´ doch ihr Mikro einzuschalten. Im Folgenden läuft aber alles reibungslos und der symphonisch-folkige Metalsound kommt bestens beim schon gut gefüllten Auditorium an. In der Setliste finden sich neben Eigenkompositionen einige Pop/Soundtrack Cover wie `If I Had A Heart´ bekannt aus der Serie „Vikings“, `Jenny Of Oldstones´ von Florence & The Machine, der bei Game Of Thrones Verwendung findet, und der düstere Bondsong von Billie Eilish `No Time To Die´. Begleitet wird das Ganze von einer stimmungsvollen Lightshow und mit Nebel gefüllten Luftblasen, insgesamt ein gelungener, eher ruhiger Auftakt und daher untypisch für den Rest des Abends.
LORD OF THE LOST
LORD OF THE LOST haben sich bekanntermaßen schon vor langem von dem allzu engen Korsett des Gothics befreit und schalten bei ihren Auftritten häufig genug in den Partygang. Erst recht bei dieser Tour mit FEUERSCHWANZ und so gab es reichlich Momente, die man nicht gerade mit dem Begriff “schwarz“ in Verbindung bringt. Spätetstens mit der Bronski Beat Nummer `Smalltown Boy`brach dann die Mitklatsch- Sanges- und Hüpfparty aus, nachdem zuvor noch Songs wie der Opener `Moonstruck`oder ` Drag Me To Hell` zwar für Jubel sorgten aber noch irgendwie ersnthaft aus der P.A. knallten.
Danach war Eskalation im Publikum angesagt, das Fronter Chris Harms förmlich aus den Händen fraß. Egal ob er es nun zum Springen aufforderte oder den „Eine Person Circle Pit“ einforderte, das Publikum tat wie geheißen. Auch das Anlegen von Katzenohren, die ihm FEUERSCHWANZ ehrenhalber und mit dem Versprechen 10 Jahre lang zu dienen verliehen, sorgte für Begeisterung und so wurde `La Bomba`eben zu `Mieze Maus`, mit geteiltem Publikumschor, umfunktioniert.
Danach war Iron Maidens ` Children of the Damned` in Gothicversion schon ein ziemlicher Gegensatz, der die reine Partystimmung mal etwas unterbrach. Bei `Light Can Only Shine In The Darkness` erstrahlte die Halle im Schein der Handies, was Chris zu Tränen rührte, wobei er gleichzeitig wie Grinsen musste und versuchte „halbwegs gerade zu singen. Besonders auf finnisch!“ Damit leitete er das Cover des Eurovision Songs`Cha cha cha`ein (“Ich habe bis heute Ahnung was ich da singe“) ,das eine weiteres Stimmungshighlight der Show war. Beim Ärzte Hit `Schrei nach Liebe`erklang das Wort “Arschloch“ aus tausenden von Kehlen und sowohl „Losties“, also die LORD OF THE LOST Fans und auch die „Schwanzies“, bzw. FEUERSCHWANZ Anhänger feierten wie irre mit Crowdsurfern, Gitarristen und Bassisten im Publikum. Auch der Abschlusstrack `Blood & Glitter` ließ keinerlei Stimmungsabfall zu und wurde umjubelt als hätte er “zwölf Points“. Kurzum, wenn jetzt der Abend zu Ende gewesen wäre, wäre absolut Niemand ohne breitestes Grinsen die Halle verlassen.
FEUERSCHWANZ
Wer nun dachte, es wird schwer, dieses Energielevel zu halten oder gar noch zu steigern oder gar meinte, den wirklichen Headliner des Abends bereits gesehen zu haben, der wird bereits bei den ersten Tönen des Einstiegs-Doppels aus `SGFRD Dragonslayer´ und `Memento Mori´ eines Besseren belehrt. FEUERSCHWANZ haben nicht nur Partysongs wie `Untot im Drachenboot´, `Bastard von Asgard´, `Schubsetanz´(die Fans lassen sich natürlich nicht lange bitten und Pogo und Circle Pits nicht lange auf sich warten) und `Berzekermode´ auf Lager, sondern auch ein optisch herausregendes Spektakel mit opulentem Bühnenbild, den beiden “Miezen“, Flammenwerfern, Fackeln, Funkenregen und -säulen, feuerspeienden Gitarren, brennenden Trommeln und vielem mehr. Beeindruckend zudem wie Ben Metzner blitzschnell zwischen Gesang, Gitarre, Flöte und Sackpfeifer hin und her wechselt.
Vom guten, teilweise ernsten aktuellen „Knightclub“ Longplayer gibt es leider nur den Titeltrack und das flott metallische `Sam The Brave´ zu hören und damit nicht verwunderlich die beiden partytauglichsten Songs der Scheibe. Die feierwütige Menge stört das allerdings keinesfalls, denn schließlich will man die Halle in einen tobenden Hexenkessel aus Springen, Tanzen und Fröhlichkeit verwandeln. Und so kann die bunte Metalparty mit großen Luftballons im Publikum und T-Shirt-Auszieh-Aktion („sonst spielen wir nicht weiter“) und Tracks wie dem `Dragostea Din Tei´ und `Die Hörner Hoch´ ausgelassen weitergehen. Da war doch wahrscheinlich wieder Alkohol im Spiel.
Und so beschleicht einen doch hin und wieder das Gefühl, einem Teil der allgemeinen Verblödung und drohenden „Ballermannisierung“ des Metal beizuwohnen. Doch der Erfolg und die volle Halle geben den Protagonisten wie so oft recht. Schließlich sind noch einige Besonderheiten sowie der Zugabenteil des Abends zu beleuchten. So betreten die LORD OF THE LOST Mitglieder tatsächlich oben ohne und als Katzen verkleidet als Gast-Miezen und „Travel Pussys“ bei einem Song die Bühne und Metalqueen Doro lässt es sich nicht nehmen, in ihrer Heimat Düsseldorf den Part von der gemeinsamen Single `Valhalla´ höchstpersönlich zu übernehmen. Der Bandhit `Das elfte Gebot´ erklang bevor noch einmal alle Beteiligten des Abends die Bühne betreten und zu den `Lords Of Fyre´ verschmelzen und den gemeinsamen Track gleichen Titels performen. Auch Melissa Bonny bekommt einen Bass in die Hand gedrückt und so sind drei Drummer und unzählige Saiteninstrumente bei diesem fulminanten Finale aus Power, Licht und Emotion am Werk. Und so endet ein leidenschaftlicher Abend, der „Losties“ und „Schwanzies“ in Feierwut und Partystimmung verbunden hat.
Text: Miachael Gaspar, Sven Bernhardt
Photo Credit: Sven Bernhardt