DIE APOKALYPTISCHEN REITER, EQUILIBRIUM, DOMINUM – SCHREI!NACHTEN 2023, Köln

DIE APOKALYPTISCHEN REITER, EQUILIBRIUM, DOMINUM – „SCHREI!NACHTEN 2023“

28. Dezember 2023

Essigfabrik, Köln

Allzu viel wird den Metalfans verständlicherweise zwischen den Jahren auf dem Livesektor nicht geboten. Denn den internationalen Bands kann man nicht verdenken, dass sie diese Zeit des Jahres mit ihren Liebsten verbringen und wenn überhaupt in heimischen Gefilden touren. Doch auch in deutschen Landen gibt es die ein oder andere Ausnahme von vor allem inländischen Bands, welche die Tage rund um den Jahreswechsel “on the road” sind. So zum Beispiel Subway To Sally mit ihren beinahe schon traditionellen “Eisheilige Nacht” Mini-Festivals oder erstmals rund um den Jahreswechsel Sodom mit ihrer kurzen “Evil Obsession” Tour.

Und so bekam am letzten Donnerstagabend des Jahres 2023 ein deutsch-deutsch-deutsches Dreierpack unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Unter dem Banner “SCHREI!NACHTEN 2023”, welches auch schon eine gewisse Tradition aufweist, da es bereits in den vorigen, nicht durch Corona beeinträchtigen Jahren Ausgaben des Festivals gegeben hat, beispielsweise 2018 mit Deserted Fear und Cypecore. 2023 geben sich also erneut drei teutonische Gruppen die Ehre in der Essigfabrik zu Köln. Die NDH Folker DIE APOKALYPTISCHEN REITER führen das Lineup naturgemäß an und erfahren dabei Unterstützung von ihrem bayerischen Folk/Metalcore Freunden von EQUILIBRIUM, während die süddeutschen Power Metal Newcomer DOMINUM den Anfang machen.

DOMINUM

Und aller Anfang ist bekanntlich schwer, doch was sich zu Beginn nach einem schweren Stand anfühlt, wird dann doch zu einem gelungenen Aufgalopp für den Abend, denn den extrem eingängigen, melodischen und modern produzierten Power Metal Songs wie `Danger Danger´, `Half Alive´ und `Frankenstein´ kann man sich nur schwerlich entziehen. Nach dem “Timewarp” Intro aus der Rocky Horror Show betreten Mastermind und Frontmann Dr. Dead(Felix Heldt) mit Frack und Zylinder sowie seine dreiköpfige Truppe von untoten Metalzombies die Bühne. Ihr textliches und optisches Konzept zieht die Truppe knallhart durch und erntet viele wohlwollende Reaktionen sowie eine Menge Applaus und gereckte Fäuste.

Dominum

Denn die mitreißenden, für einen Großteil der Anwesenden unbekannten Stücke des erst am Folgetag erscheinenden Debütdrehers “Hey Living People” wie der packende Titeltrack, `We all Taste the Same´ und das mordsmäßig eingängige `Patient Zero´ können sich auch live durchaus hören lassen. Und nicht zuletzt sorgt das Dead Or Alive Cover `You Spin Me Round (Like A Record)´ für Stimmung. Allerdings übertreibt es der Sänger manches Mal ein wenig mit seinen Ansagen und Erklärungen, redet zu viel und verheddert sich ein wenig und nimmt dem Auftritt so den Drive. Hier wäre weniger mehr und das Spielen eines weiteren neuen Songs vermutlich die bessere Wahl gewesen.

EQUILIBRIUM

Bereits vor vierzehn Jahren waren EQUILIBRIUM aus Bayern Teil eines SCHREI!NACHTEN Festivals und 2023 sehr zur Freude der Band nach längerer Live-Pause wieder einmal Teil des Billings. Ein wenig verwirrt mich die Truppe als Freund ihres eingängigen, epischen Pagan/Death/Power Metal Gemischs momentan. Denn mit der Verpflichtung des neuen Frontmannes Fabian Getto (Cauterized) scheint auch eine stilistische Neuausrichtung verbunden zu sein. Darauf deutete bereits die Anfang Juli vorgestellte, knallhart-moderne Single `Shelter´, die heute nach mit Trommeln und Lichteffekten gestaltetem Intro als Opener dient, hin. EQUILIBRIUM sorgen jedenfalls sofort für ordentlich Bewegung vor der Bühne. Es wird geklatscht und gehüpft und bei `Born To Be Epic´ landet der erste Stagediver des Abends im Graben.

Equilibrium

Alte und neue Tracks wie die weitere Single `Cerulean Skies´ werden gleichermaßen abgefeiert, wobei ältere Standards wie `Prey´, `Rise Again´ oder `Heimat´ für mein Gefühl ein wenig härter und corelastiger dargeboten werden als früher. Diese sind jedoch an ihren üppigen Flöten-, Fidel- und weiteren Elementen deutlich zu erkennen und werden frenetisch mitgesungen. Alle drei Bands des Abends scheinen übrigens den gleichen unsichtbaren Keyboarder zu beschäftigen, denn auch hier kommen die genannten Elemente und Effekte allesamt vom Band. Bei `Tornado` haben dann Basser Martin „Skar“ Berger und seine cleanen Vocals ihren großen Moment. Insgesamt ein gelungener, wohlwollend aufgenommener Auftritt, aber kein Vergleich zu dem, was noch folgen sollte.

DIE APOKALYPTISCHEN REITER

Nach den ersten beiden gespielten Songs `Friede Sei Mit Dir´ und `Der Adler dankt Sänger Daniel „Fuchs“ Täumel der Menge für den warmen Empfang, was bereits zu diesem frühen Zeitpunkt eine charmant-gewaltige Untertreibung darstellt. Denn die REITER werden von der ersten Note an auf Händen getragen und jedes Wort von vielen der Anwesenden mitgesungen und -gegröhlt, so dass der Gig sich zum fulminanten Triumphzug in der sehr gut gefüllten Halle entwickelt.

So werden Favoriten wie `Es wird schlimmer´, `Die Sonne scheint´ oder `Riders On The Storm´ der mitreißenden Best-Of-Setliste, die acht Studioalben der mittlerweile fast 30-jährigen Bandgeschichte der Thrünger streift, gebührend abgefeiert und die Stagediver landen im Minutentakt bei der freundlichen Security. Beim Track `Revolution´ läuft der Fronter die Bandfahne schwingend über die Bühne. Vor das kollektive Ausrasten und Gehüpfe beim Gassenhauer `Auf und nieder´ hat der Choreograf das gemeinsame Hinsetzen verordnet, bevor es bei `Du kleiner Wicht´ zur unvermeidlichen Wall of Death kommt.

Die pokalyptischen Reiter

Beim hymnischen Dreierpack aus `Volle Kraft´, `Wir reiten´ und `Erhelle Meine Seele´ kommt der obligatorische mit Lichteffekten spielende Mantel und die Schutzbrille zum Einsatz, bevor ein weiblicher Fan den Song `Seemann´ und das Schlauchboot “MS Reitermania” zu einer kleinen Ausfahrt über den Köpfen der Crowd nutzen darf. Nach der akustischen Einlage/Version von `We Will Never Die´ folgt mit dem wild geforderten `Reitermania´ die zweite Zugabe, bevor der dritte weitere Song `Adler fliegen´ einen schweißtreibenden, unterhaltsamen Gig abschließt und die geschaffte, aber glückliche Meute in den windigen Dezemberabend entlässt.

Setliste DIE APOKALYPTISCHEN REITER:

Friede sei mit dir

Der Adler

Es wird schlimmer

Herz in Flammen

Revolution

Riders on the Storm

Drum Solo

Die Sonne scheint

Auf und Nieder

Du kleiner Wicht

Volle Kraft

Wir reiten

Erhelle meine Seele

Wilde Kinder

Seemann

Nach der Ebbe

We Will Never Die

Reitermania

Adler fliegen

 

 

Text: Michael Gaspar

Photo Credits: Sven Bernhardt