ARCHITECTS – NORTHLANE – SLEEP TOKEN
ARCHITECTS, NORTHLANE, SLEEP TOKEN – “For Those That Wish To Exist” Tour 2023
05. Januar 2023
Frankfurt MyTicket Jahrhunderthalle
Wegen Corona wurde die “For Those That Wish To Exist” – Tour der ARCHITECTS verschoben und auf den 05. Januar 2023 gelegt. Wir sind vor Ort, als Dan Searle, Sam Carter, Alex Dean, Adam Christianson und Josh Middleton die Jahrhunderthalle auseinandernehmen, die an diesem Abend mit fast 5.000 Fans restlos ausverkauft ist.
Wir betreten die Halle gegen 18:15 Uhr und finden Sitzplätze und Ränge in eher spärlicher Besetzung vor, was aber unter der Woche normal ist, da viele direkt von der Arbeit zum Konzert kommen und der Verkehr im Frankfurter Raum um diese Uhrzeit nicht gerade fließend läuft. Um 19 Uhr soll mit SLEEP TOKEN die erste Band auf die Bühne kommen. Mir sind die Jungs aus London gänzlich unbekannt. Bemüht man Wikipedia, findet man heraus, dass es die Band schon seit 2016 gibt und sie bisher zwei Platten (“Sundowning”, “This Place Will Become Your Tomb”) veröffentlicht haben. Die Band hält die Identität ihrer Mitglieder anonym und tritt auch heute komplett maskiert auf. Sam Carter wird später sagen das er SLEEP TOKEN Backstage getroffen hat, aber auch nicht weiß wer sich unter den Masken befindet. Bekannt ist nur, dass der Sänger der Gruppe unter dem Pseudonym “Vessel” auftritt, das restliche Line-Up bleibt – leider – unbekannt.
Um kurz vor 19 Uhr wird die Bühne in Nebel gehüllt und Blau beleuchtet. Pünktlich beginnen SLEEP TOKEN, Sänger “Vessel” steht zunächst alleine auf der großen Stage, nach kurzer Zeit folgen ihm seine Bandkollegen und ein kleiner Chor, bestehend aus drei Leuten – natürlich mit Maske auf dem Kopf. Sie starten ihr Set mit ´Chokehold´, das gleichzeitig zum ersten Mal live gespielt und am 06. Januar als neue Single veröffentlicht wird. Man munkelt, dass ihr Studioalbum Nummer 3 in Arbeit ist. Genre-technisch sind die Briten schwer einzuordnen. Das mysteriöse Kollektiv bedient sich verschiedener Spielarten wie dem Indie-Rock, Tech-Metal, Alternative Metal, Ambient und Metalcore. Mir gefällt was ich sehe und höre und ich hätte mir gerne mehr als insgesamt sechs Lieder angehört. Mit ´Alkaline´, dass von den zahlreich anwesenden Fans bejubelt wird, ´Hypnosis´, ‚The Love You Want‘, ‚Higher‘ und ‚The Offering‘ geben sie insgesamt sechs Songs aus zwei Alben zum besten und hinterlassen nicht nur bei mir großen Eindruck.
Setlist SLEEP TOKEN
01. ‚Chokehold‘
02. ‚Alkaline‘
03. ‚Hypnosis‘
04. ‚The Love You Want‘
05. ‚Higher‘
06. ‚The Offering‘
Spielzeit ca. 30 Minuten
Die Jahrhunderthalle Frankfurt füllt sich zusehends, auch auf der Rolli – Tribüne wird es voller – die Umbauarbeiten gehen schnell voran und um 19:45 Uhr ist alles angerichtet für NORTHLANE aus Australien. Das Quartett um Sänger Marcus Bridge, die Gitarristen Jon Deiley und Josh Smith sowie Schlagzeuger Nic Pettersen beginnen ihr 9er Set vor fast komplett gefüllter Halle um 19:50 Uhr mit ‚Clarity,‘ aus ihrem aktuellen Album “Obsidian” (Release 22. April 2022). Dank der vielen Monsterbreakdowns bebt die Halle und vibrieren die Rollstühle. Der Sound der Jungs drückt brutal und Sänger Marcus growlt was das Zeug hält, aber auch die Clear-Vocals überzeugen, wie im er bei ‚Plenty‘ unter Beweis stellt. Mit insgesamt fünf Songs (‚Clarity‘, ‚Plenty‘, ‚Echo Chamber‘, ‚Carbonized‘, ‚Clockwork‘) aus der aktuellen Langrille “Obsidian” begeistern NORTHLANE ihre Fans, die aber genauso ‚4D‘ oder das brachiale ‚Bloodline‘ abfeiern. Groß ist der Jubel, als Sänger Bridge die Menge nach ihrer Vorfreude auf die ARCHITECTS fragt und erzählt, wie sehr SLEEP TOKEN die Fans in Deutschland während der Pandemie vermissten. Anhand des Jubels beruht das auf Gegenseitigkeit. Mission Publikum auf Temperatur bringen erfüllt. Mission neue Fans zu gewinnen ist auch erfüllt, denn ich werde mir die Deluxe Ausgabe von “Obsidian” bestimmt gönnen – Release ist am 22. April 2023.
Setlist NORTHLANE
01. ‚Clarity‘
02. ‚Plenty‘
03. ‚Echo Chamber‘
04. ‚4D‘
05. ‚Carbonized‘
06. ‚Quantum Flux‘
07. ‚Clockwork‘
08 ‚Bloodline‘
09. ‚Talking Heads‘
Spielzeit ca. 40 Minuten
Auf der Bühne herrscht erneut viel Betrieb, denn nun steht der Headliner mit den ARCHITECTS auf dem Programm. Die Briten spielen in einem ca. ein Meter erhöhten Quadrat, quasi eine Bühne auf der Bühne, von dem Lichteffekte ausgehen. An der Decke vor der Bühne befindet sich zusätzlich ein offenes Dreieck, das die Lichteffekte des Bühnenaufbaus verstärkt. Im Hintergrund befindet sich eine Videowall, welche auch bei den vorigen Shows von SLEEP TOKEN und NORTHLANE genutzt wurde.
Die Abendkasse ist mittlerweile geschlossen , da die Show restlos ausverkauft ist. Das spürt man auch in der Halle, in der es mittlerweile sehr warm und die Luft ein bisschen stickig ist, das war bei den sehr gut besuchten Shows im letzten Jahr nicht der Fall.
Um 21 Uhr brandet ein enthusiastischer Jubel auf, unzählige Smartphones werden gezückt, es knistert vor Spannung, denn aus den Lautsprechern ertönt ´Do You Dream of Armageddon? ́ als Introsong. Mit ‚Black Lungs‘ und ‚Modern Misery‘ eröffnen die Briten ihre Show und lassen die Halle beben. Man spürt, sieht und hört, wie sich die Sehnsucht von Fans und Band in pure Energie umwandelt, Energie, die sich über zwei Stunden Spielzeit immer mehr entfesselt und sich für ca. 5.000 Menschen in Glückseligkeit wandelt. Mit ‚be very afraid ́, dass mit einem bildgewaltigen Video unterlegt ist, erleben alle Anwesenden ein weiteres Live-Debüt, denn der Track stammt aus dem neuen Album “the classic symptoms of a broken spirit”, aus dem insgesamt sechs Lieder gespielt werden. Bei Konzerten der ARCHITECTS darf natürlich ordentlich gemosht werden und so gibt es während ´Deep Fake´ eine erste fette Wall of Death, die der bestens aufgelegte Frontmann Carter mit “Open the fucking Floor” initiiert.
Das Publikum macht jeden Spaß mit, hängt während der kompletten zwei Stunden an den Lippen des sympathischen/charismatischen Sängers, der während des Konzertes auch sehr emotional wird und seinen Fans erzählt, wie er die letzten Jahre verbracht hat, dass er ein ziemliches Arschloch war und über seinen Kampf zurück ins Leben, mit dem er fast schon abgeschlossen hatte. Als Carter seine Tränen nicht mehr halten konnte, bekam er respektvollen Applaus, viele Fans weinten mit ihm und machten dieses Konzert zu einem unvergesslichen Ereignis.
Nach ‚Meteor‘ gibt es ein weiteres Gänsehautmoment in Frankfurt. Sam spricht über die Zeit, in der wir leben, über die Gesellschaft, in der immer mehr Menschen einsam sind. Er wünscht sich eine Welt in der die Leute nett zueinander sind und bevor ‚Discourse Is Dead‘ los ballert, bittet er alle Anwesenden, sich ihrem jeweils rechten Nebenmann vorzustellen und dessen Namen nach einem Countdown laut zu rufen. Tolle Aktion, wie ich finde. Auch Tom, dem Bruder von Dan Searle, wird gedacht, als ‚Memento Mori‘ (Acoustic) und ‚A Wasted Hymn´ (Acoustic) gespielt wird. Ein erneut sehr emotionaler Moment, währenddem auch Plakate hochgehalten werden und sich gegenseitig getröstet wird.
Heute Abend sieht und spürt man, wie eng verbandelt Fans und Band sind. Der oft genutzte Satz: “Wir feiern und weinen zusammen“ ist nicht nur eine Floskel, sondern echte Verbundenheit.
Die ARCHITECTS sind großartige Live-Performer, begeistern mit starken Lichteffekten statt Pyro und nehmen ihr Publikum auf eine Achterbahnfahrt der Emotionen mit. Das Quintett aus England besteht aus herausragenden Musikern, von denen jeder ein Meister seines Instruments ist, und einem Sänger mit einer brachial-starken Ausstrahlung. Die Metalcore-Spezialisten melden sich mit einer Show zurück, die sogar in Offenbach für Erdbeben sorgt und entlassen tausende Metalheads mehr als Glücklich und total ausgepowert in die Frankfurter Nacht.
Setlist ARCHITECTS
01. ‚Black Lungs‘
02. ‚Modern Misery‘
03. ‚Be Very Afraid´ Live Debut
04. ‘These Colours Don´t Run‘
05. ´Deep Fake´
06. ‚Tear Gas‘
07. ‚Giving Blood‘
08. ‚Impermanence‘
09. ‚Meteor‘
10. ‚Discourse Is Dead‘
11. ‚Broken Cross‘ einem Fan gewidmet
12. ‚Little Wonder‘
13. ‚A New Moral Low Ground‘
14. ‚Dead Butterflies‘
15. ‚Royal Beggars‘
16. ‚A Match Made In Heaven‘
17. ‚Memento Mori‘ (Acoustic)
18. ‚A Wasted Hymn´ (Acoustic)
19. ‚Burn Down My House‘ (Acoustic Intro)
20. ‚Hereafter‘
21. ‚Doomsday‘
Encore
22. ‚Nihilist‘
23. ‚When we were young‘
24. ‚Animals‘
Spielzeit ca. 120 Minuten
Text: Tobi Stahl
Livebilder: Anima Nigra Photography