Aus Stuttgart/Baden Württemberg kommen HELLDRIFTER, eine Death Metal Band, die sich vom Sound von CARCASS, CANNIBAL CORPSE, DEATH und AT THE GATES inspirieren lässt. Ihre Range reicht von straighten Thrash-Klängen bis hin zu knackigen Death-Metal-Parts, von melodischen Passagen bis hin zu rohen Knallern, wie man sie von CHILDREN OF BODOM oder auch DARK TRANQUILLITY kennt. Im Line-up der Schwaben stehen die Gitarristen Benjamin Hilpert und Vasilis Minopoulos, am Schlagzeug sitzt Kevin Ginnow, die Growls kommen aus der Kehle von Billy Kolins und der Bass wird von Felix Axegrinder gezockt.
Morsche in die schwäbische Metropole Stuttgart zu Billy Kolins, Sänger von HELLDRIFTER, die am 16. Mai 2025 ihr Zweitwerk “Shell Of Inexsistence” über Violent Creek Records raushauen! Wie geht es dir, wo erreichen dich meine Fragen und wie heiß seid ihr auf den 16.05.25?
Grüß dich aus’m Ländle – oder besser gesagt aus THE LÄND *zwinkert*. Wir sind gerade fertig geworden mit der Produktion des Videos zu unserer dritten Single ‘Reckoning In Blood’ und jetzt bereiten wir uns fieberhaft auf das Release des Albums vor.
Woher holt ihr euch Inspirationen und Ideen für eure Texte? Horrormeldungen und Wahnsinn gibt es derzeit ja jede Menge.
Da hast du leider sehr Recht. Die Realität, die Abgründe der menschlichen Seele und die täglichen Ereignisse verarbeite ich in meinen Texten. Denn die Realität ist oft viel brutaler als Horrorfilme oder Videospiele. Auf diesem Album werden Texte zu finden sein, die ich bereits vor 10 Jahren geschrieben habe. Die Themen sind immer noch aktuell. Manche davon aktueller denn je.
Welche dieser Dinge habt ihr auf euer Album gepackt und was erwartet eure Hörer, wenn sie die Scheibe auflegen? Braucht es eventuell eine Lautstärke-Warnung an die Nachbarschaft?
In den Texten werden unter anderem Kriege, soziale, aber auch psychische Themen behandelt. Von Prog über Melodeath bis US- und schwedischen Death Metal werden Einflüsse vieler Richtungen zu finden sein. Im Gesamtbild des Albums ergeben alle gemeinsam den neuen Sound von HELLDRIFTER. Unsere Nachbarn hören zum Glück ebenfalls Metal. Da ist eher die Frage, ob der Biervorrat schwindet.
Was macht ihr auf “Shell of Inexistence” anders als auf “Lord of Damnation”, mit dem ihr erste Erfahrungen gesammelt habt und das in vielerlei Hinsicht.
Das erste Album entstand innerhalb eines Monats während der Pandemie. Wir hatten zu der Zeit unter den damals geltenden Bedingungen wenig Möglichkeiten uns auszutauschen und miteinander zu proben. Die gemeinsamen Aufnahmen im Studio waren ebenso wenig denkbar. Nun konnten wir viel mehr Zeit in die Aufnahmen, das Songwriting, den Austausch sowie den Feinschliff in der Produktion und ins Mastering investieren. Das neue Album “Shell Of Inexistence” hat eineinhalb Jahre Entstehungsprozess und ist weit mehr als eine Erweiterung des ersten Albums. Es entspricht nun viel mehr unseren musikalischen Vorstellungen und der Version in unseren Köpfen. Das neue Album ist auf alle Fälle düsterer. Seit “Lord of Damnation” sind einige weltgeschichtliche Dinge passiert, die uns alle beschäftigt haben und weiterhin beschäftigen.
In der Bandinfo auf eurer Homepage sind einige Bands aufgezählt, die euch beeinflussen und inspirieren. Wie sehr tun das die genannten Acts auf eurem zweiten Album, von dem ich denke, dass ihr mehr und mehr eure eigenen Ideen umsetzt und euch von den “Helden” loslösen könnt.
Die vielfältigen Inspirationen, die man über die Jahre sammelt und die Entwicklung als Mensch, erweitern stets das Repertoire. Das Rad wird nicht neu erfunden, aber es wird aufgemotzt.
Euer Opener ballert mal brutal genial los und ist ein druckbetanktes Muscle-Car mit dem ihr über sechs Minuten alles schrottet was sich in den Weg stellt. Richtungsweisend für das komplette Album?
Vielen Dank für das Kompliment. Der Opener sollte immer Lust auf mehr machen. Auf dem Album werden verschiedene Stilrichtungen des Death Metal und Themengebiete zu finden sein. Jeder Song kann für sich alleine stehen. Dennoch ergibt es, wie viele Puzzleteile gemeinsam, ein Gesamtbild, das sich dem Hörer und der Hörerin am Ende erschließt. Daher ist ‘Martyrs Of A Dying Age’ zwar im Stil des neuen Sounds von “Shell of Inexistence” geprägt, aber die Songs des Albums werden sehr facettenreich sein.
‘Suicide Strike’ ballert ein ganzes Stück intensiver als der Opener, ist auch ein bisschen düsterer und brachialer. Um was geht es im Song?
Der Songtext wurde von verschiedenen, wahren Ereignissen inspiriert. Wenn solche Attentate begangen werden, ist die größte Frage, die wir uns immer stellen: “Was bringt jemanden dazu, so etwas Schreckliches zu tun?”. Mit dieser Frage beschäftige ich mich. Aus verschiedenen Recherchen zu Attentaten, wie Interviews, Aussagen und Kriminalprofilen, hat sich der Text zu ‘Suicide Strike’ dann entwickelt. Die objektive Wahrheit hinter der Frage ist kaum zu ergründen, da die „Wahrheit“ in den Köpfen der Menschen, die Attentate in der Lage sind zu begehen, überaus subjektiv zu betrachten ist. Der Text versucht, sich hineinzufinden in den Kopf, in die Lebenswirklichkeit der Attentäter, um die Frage nach dem “Warum?” zu ergründen. Ich kann in den Songs nur das manifestieren, was die Attentäter von sich öffentlich preisgegeben haben. Ich möchte es nicht verstehen, sondern lediglich abbilden, da es heutzutage leider auch Teil der Realität ist.
In ‘Reckoning In Blood’ ist in den Backing Vocals eine weibliche Stimme zu hören, auch in ‘Divine Command’ flüstert eine Frau? Beide Songs sind richtige Granaten und gute Beispiele dafür, dass ihr eure eigenen Trademarks habt, die euren Sound definieren und man gut hört, wenn HELLDRIFTER die Stage zerlegen. Wie seht ihr denn die Vergleiche mit anderen Kapellen? Ritterschlag? Oder möchtet ihr doch lieber weniger verglichen werden und stattdessen für euren eigenen Sound “geliebt” werden?
Der tatsächliche Ritterschlag, den du mir gerade gegeben hast, ist, dass meine Stimme so wunderschön ist, dass sie weiblich klingt. Ich bin mittlerweile schon Ü40, da ist es nicht mehr selbstverständlich, dass man so hoch singen kann. Danke für das Kompliment und deine aufmerksame Wahrnehmung der Gesangsspuren. Wie auch der Vergleich mit Frauen (die übrigens im Metal oftmals sehr unterschätzt werden und großartige Leistungen erbringen), bin ich ebenso erfreut über Vergleiche mit Bands wie CARCASS oder AT THE GATES. Ihre Musik begleitet mich durchs Leben und ich schätze sie sehr. Vergleiche wird es immer geben. Solange sie nachvollziehbar und richtig sind, sehe ich sie als Kompliment.
Habt ihr einen langfristigen Plan für eure Band? Was glaubt ihr, wo steht ihr mit HELLDRIFTER in 10 Jahren?
WACKEEEEEEEENNNN!!!!! (…falls es bis dahin nicht im Matsch ersoffen ist… *lacht*) Spaß beiseite. Wir hoffen darauf, viel aussagekräftige Musik schreiben zu dürfen. Nicht nur in den nächsten 10 Jahren, sondern auch noch danach.
Ihr habt kürzlich ein Unpacking-Video der “Black ‘n’ Beautiful” (so nenne ich schwarze Vinyls, die einfach zeitlos schön sind) LP-Version rausgehauen. Welche Formate wird es noch geben?
Es wird ein CD-Digipack geben und natürlich digitale Versionen auf den allseits bekannten Plattformen. Wer weiß, wenn die “Black `n` Beautiful” einen guten Absatz findet, dann wird es eventuell in Zukunft noch eine farbige, limitierte Version auf Vinyl geben.
Ihr wart am 04. April in Waldbronn mit HATE SQUAD und ENDLEVEL unterwegs. Werdet ihr in naher Zukunft auch mit eurer neuen Langrille in Deutschland touren?
Kleinere Auftritte wird es immer wieder geben. Aktuell befinden wir uns in der Planung für eine Tour im Herbst/Winter 2025. Die Tourdaten werden noch bekannt gegeben. Haltet die Augen und Ohren offen! Eins kann ich schonmal versprechen: Es wird LAUT!
Die letzten Worte gehören wie immer meinem Interviewgast – Feuer frei!
Vielen Dank für das Interview und viel Spaß beim Anhören der neuen Platte. Unterstützt die Underground-Szene, denn darin liegt die Zukunft des Metals!
Interview: Tobias Stahl
Photocredit: J. Blind