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HARTLIGHT – Zwischen Alchemie, Mystik und Metal

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HARTLIGHT vereinen die Energie des Power Metal mit der epischen Dimension orchestraler Arrangements und einer gesunden Prise Mystik. Seit ihrer Gründung in der Schweiz und in Frankreich haben Noémie Marie, Adrien Djouadou und ihre Bandkollegen ihr eigenes musikalisches Universum erschaffen – geprägt von Alchemie, Hermetik und lebendigem Storytelling. Mit ihrer von Berserk inspirierten EP “From Midland and Beyond” machte die Band erstmals auf sich aufmerksam, bevor sie ihre unverwechselbare Mischung aus Heavy-, Progressive-, Gothic- und Symphonic-Elementen auf “As Above, So Below” und ihrem aktuellen Album “The Triumph of Metal” festigte. Wir sprachen mit HARTLIGHT über ihre Anfänge, ihre Inspirationsquellen und die Entstehung ihres neuesten Werks.

Tobias: Vielen Dank, dass ihr euch heute die Zeit für das Gespräch nehmt. Für alle, die euch noch nicht kennen – wer steckt hinter HARTLIGHT, woher kommt ihr, und wie seid ihr als Band zusammengekommen?

Noémie: HARTLIGHT entstand aus Adrien Djouadou (Komponist, Gitarrist, Bassist, Produzent, Orchestrator und in seiner Freizeit auch Teeblatt-Leser) und mir (Sängerin und Texterin), die sich wie vom Blitz getroffen in einer klassischen Musikschule am Ufer der Schweiz begegneten. Wir wollten ein musikalisches Heiligtum in unserem Bild erschaffen, ein metallisches Refugium für unsere Leidenschaften – für Geschichten, Fantasy, Philosophie und Alchemie: die Suche nach Erkenntnis über sich selbst und das Universum, um sich von dem zu befreien, was uns bindet. Auf den sonnenbeschienenen Ebenen von Avignon sammelten wir unsere beiden Gefährten, Adrien Guingal (Gitarrist) und Guillaume Remih (Schlagzeuger), um unseren Symphonic Metal auf die Bühne zu bringen und mit unseren alchemistischen Fans die Magie zu teilen, die uns antreibt.

Tobias: Wie hat das Ganze für euch begonnen – von den allerersten Ideen bis zu dem Moment, als klar wurde: Das ist wirklich HARTLIGHT?

Noémie: Die EP “From Midland and Beyond” entstand rund um die Geschichte des Mangas Berserk – ein Werk, das in purem Power Metal getränkt ist. Dann, in der Nacht der Wintersonnenwende, versunken in einem Orakel, erschienen diese Worte: “As Above, So Below, As Within, So Without, As the Universe, So the Soul.” Ein Satz, der unsere Praxis und Philosophie widerspiegelte – das eigentliche Wesen der Alchemie. Wir zogen uns drei Wochen zurück, schrieben, lasen, komponierten bis zum Morgengrauen. Aus dieser Nachtwache entstand das, was der erste wahre Klang von HARTLIGHT werden sollte: Musik, die dem Text dient, und Metal-Genres, die selbst dem Gefühl dienen. So entstand “As Above, So Below.”

Tobias: Eure erste Veröffentlichung war, wie du auch beschrieben hast, die EP “From Midland and Beyond”, inspiriert vom Manga Berserk. Was hat euch an dieser Welt so fasziniert, dass ihr sie in Songs verwandelt habt – und wie habt ihr die Tracklist entschieden?

Noémie: Kentaro Miura, der Autor, ist einer dieser seltenen Menschen, die fähig sind, die schlimmsten Leiden darzustellen, sie zu ertragen, sich wieder zu erheben und dennoch die Fähigkeit zu behalten, sich an Liebe, Freundschaft und Schönheit zu erfreuen – und uns dieses Gefühl zu vermitteln. In seinem Werk trennen sich Körper und Geist nie: er stellt sich dem Schmerz, weint und schreit, nur um schließlich Ruhe zu finden, wenn die Erlösung kommt – vollkommen verbunden. Wir wollten die Achsen aufgreifen, die diese Heilungsgeschichte prägen, nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern mit einem Ohr für den Fluss des Zuhörens. Es gibt ‘The Merrow’s Chant’, kämpferisch und episch, das den Fantasia-Arc und die Reise nach Elfhelm widerspiegelt. Dann ‘Be Blessed’, eine Kritik an religiöser Tyrannei, verwurzelt im Conviction-Arc und seiner Vision fanatischer Frömmigkeit. ‘The Eclipse’ verkörpert das Trauma, die ultimative Gewalt, die Identität zerreißt, inspiriert vom Golden Age-Arc und dem Opferbankett. Schließlich ‘Into the Realm of the Elves’, die Erlösung, der Beginn der Heilung, das von Güte geschützte Heiligtum, wiederum in Resonanz mit dem Fantasia-Arc und dem Zufluchtsort Elfhelm.

Tobias: Eure Texte greifen oft Themen wie Alchemie, Hermetik und Transformation auf. Was bedeuten diese Themen für euch persönlich, und wie fließen sie ins Songwriting ein?

Noémie: Es ist zugleich Poesie, Symbole, die die Vorstellungskraft nähren, und ein Weg, Philosophie und Psychologie darzustellen, während sie eine Tür zu unseren fantastischen Welten öffnen. Ich bin weder dogmatisch noch religiös, und schon gar nicht Nachfahrin dieser zweifelhaften alten Gestalten in ihren Laboratorien. Nein – für mich ist Transformation ein dominantes Thema in meinem Leben. Jeden Tag, ohne es zu suchen, gibt es immer etwas zu ergründen: die eigenen Emotionen zu verstehen, sich Verwundbarkeit zu erlauben, das Hässliche zu verdauen, um größer wiedergeboren zu werden. Das ist es, was Alchemie für mich bedeutet – mein Feuer, das verzehrt und nährt.

Tobias: Ihr habt “As Above, So Below” in nur drei Wochen geschrieben, komponiert und aufgenommen. Wie schafft ihr es, in so kurzer Zeit Tiefe, Qualität und Emotion einzufangen?

Noémie: Es waren Emotionen und Worte, die lange in meinem Herzen eingraviert waren und darauf warteten, ans Licht zu kommen. Unsere Fokussierung war entscheidend – es gab keine Ablenkung außerhalb des Themas, nur eine mächtige Notwendigkeit zu erschaffen.

Tobias: Der Song ‘All Life Begins in the Dark’ wirkt wie ein Initiationsritus. Welche Reise beschreibt er – und warum beginnt für euch alles “im Dunkeln”?

Noémie: Ich habe den Schmerz zutiefst gespürt, geboren zu werden und durchs Leben gehen zu müssen, ohne irgendeinen weisen Schlüssel, um die Tür zum Glück oder Verständnis zu öffnen. Für mich hat das Leben keinen inhärenten Sinn – nur den, den wir ihm geben. Und diese dramatisch dunkle Leinwand ist erfüllt von dem, was wir darauf aufbauen; dann können wir entdecken, was wir lieben oder nicht, und daraus formen sich Identität und Bedeutung. Immer in Bewegung, ohne Spur von Fatalismus. Wir sind nicht dazu bestimmt, ewig zu leiden, nur weil wir ohne Wahl unseres Ausgangspunkts gewachsen sind.

Tobias: In ‘The Garden in the Heart’ singt ihr ein Duett mit einer männlichen Stimme. Wer übernimmt den männlichen Part auf der Aufnahme, und wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Noémie: Es ist DER Song des Albums, geschrieben und großartig gesungen von Adrien Djouadou – heute mein Ehemann und Opernsänger. Wir wollten diese Liebesballade als etwas gestalten, das von der Außenwelt geschützt ist, als einen geheimen Garten.

Tobias: Als ihr die Duett-Parts erschaffen habt – habt ihr mit Text oder Melodie für beide Stimmen begonnen? Und wer übernimmt den männlichen Part live?

Noémie: Ja, wir beginnen mit diesem Song, und es ist Adrien D., der live mit mir singt, genauso wie auf den Alben.

Tobias: Der Titel “The Triumph of Metal” ist nicht nur eine Verneigung vor Metal als Genre, sondern auch vor Basile Valentins Triumphal Chariot of Antimony. Wie verbindet ihr diese beiden Welten?

Noémie: Der Triumph des Metals ist ein Wortspiel mit dem Halbmetall Antimon, mit dem der Stein der Weisen theoretisch erschaffen wird.

Tobias: Ihr beschreibt ‘Polymorphia’ als einen Song über die Kraft der Vorstellungskraft und innere Veränderung. Wie habt ihr diese Idee in Musik übersetzt?

Adrien: Für diesen Song habe ich asymmetrische Takte gewählt, um dieses Gefühl von Geheimnis und Transformation zu erzeugen. Das Riff und die Strophen haben diesen zyklischen, aber sich ständig wandelnden Charakter durch diese Art des Schreibens, und der Refrain – eher wie die Offenbarung des Prinzips, um das es im Song geht – musste groß und stabil herauskommen, um das inhärente Verständnis zu bedeuten, das man spürt, nachdem man begonnen hat, alchemistisch an sich selbst zu arbeiten. Die ganze Musik ist stets von Noémies Texten inspiriert.

Tobias: Euer Sound vereint Heavy, Progressive, Power, Gothic und Symphonic Metal. Was ist das Geheimnis, all diese Elemente zusammenzuhalten, ohne dass es chaotisch wird?

Adrien: Ganz ehrlich, ich bemühe mich nicht bewusst darum, all diese Elemente zusammenzuhalten. Es passiert einfach, weil die Texte, auf denen ich die Songs basiere, kohärent und gut geschrieben sind. Noémies Worte geben mir die volle Inspiration. Ich lese sie und Musik entsteht ganz natürlich in meinem Kopf, mit allen Elementen gleichzeitig, also setze ich mich an meinen Computer und schreibe und spiele das, was ich höre. Es ist sehr selten, dass ich nachdenken muss, was in einem Song passieren soll.

Auch die Instrumentalpassagen entstehen aus dem, was der Text aussagen will, also kommt das ebenso natürlich. Nur ein paar Stellen musste ich wirklich durchdenken – zum Beispiel der Break nach dem zweiten Refrain in ‘Mind’s Arboretum’, der rhythmisch so komplex ist, dass ich ihn bewusst ausarbeiten musste. Für das nächste Album wollen wir den Prozess umdrehen: zuerst die Musik, dann die Texte – einfach, weil wir neugierig sind, wie sich ein anderer Ansatz anfühlt.

Tobias: Eure Texte sind oft poetisch und vielschichtig. Wie entstehen sie normalerweise – und könntet ihr euch vorstellen, eines Tages auf Französisch zu singen?

Noémie: Es entsteht schon beim Schreiben in mehreren Schichten, und ich liebe diese Dreifachbedeutungen, die manchmal auftauchen. Es ist mein Wunsch, Worte so zu verdichten, dass sie maximal kraftvoll sind. Vielleicht werden wir Französisch in den Vordergrund rücken; wir überlegen gerade, wie wir die Erwartungen unserer Fans erfüllen können.

Tobias: Wie stellt ihr im Studio sicher, dass eure opulenten Orchestrierungen und die Gitarren zusammen funktionieren, ohne dass der Sound überladen wird?

Adrien: Das Mischen ist ein wichtiger Teil davon, deshalb habe ich hart daran gearbeitet, einen klaren Sound zu bekommen. Ich weiß, dass man das noch verbessern kann, aber ich finde, dass wir in “The Triumph of Metal” einen durchschlagenden, aber dennoch klaren Klang erreicht haben, und damit bin ich wirklich zufrieden. Kompositorisch schreibe ich, was natürlich in meinem Kopf entsteht, und das ist meist ohnehin nicht zu überladen – das hilft. Sollte es doch einmal zu viel werden, vereinfache ich einfach die Orchestrierungen für mehr Klarheit.

Tobias: Mit Adrien Guingal an der Gitarre und Guillaume Remih am Schlagzeug wirkt euer Line-up komplett. Wie hat sich das kreativ ausgewirkt?

Noémie: Adrien Guingal komponiert seine Soli, Guillaume bringt seinen originellen, beckenbetonten Spielstil ein, und Adrien Djouadou fügt in die Komposition jene stilistischen Elemente ein, die jeder von uns bevorzugt – sodass wir uns alle darin wiederfinden.

Tobias: Eure Musik ist episch und cineastisch. Wie bringt ihr diesen Sound auf die Bühne – und gibt es Momente im Set, die euch jedes Mal Gänsehaut bereiten?

Adrien: Um das live umzusetzen, haben wir leider keine andere Wahl, als die Orchestrierungen als Samples zu verwenden. Dafür gleichen wir das mit unserer Energie aus. Wir versuchen immer, völlig in dem aufzugehen, was wir spielen, und unsere gemeinsame Kraft ans Publikum weiterzugeben. Visuell übersetzen wir unsere Welt mit ein wenig Bühnendeko und Kostümen, die zu unserer Ästhetik passen. Momentan arbeiten wir daran, die Bühnenshow auszubauen – maßgeschneiderte Lightshow, mehr Bühnenelemente, neue Kostüme.

Was die Gänsehaut-Momente betrifft: ehrlich gesagt passiert das, wenn Noémie singt oder wenn Guillaume, Adrien und ich in perfekter instrumentaler Gemeinschaft spielen. Aber die Passage in ‘The City of Tears’, vor den Soli, trifft mich jedes Mal sehr stark.

Tobias: Wie seht ihr die aktuelle Symphonic- und Power-Metal-Szene in der Schweiz und in Frankreich? Was würdet ihr euch von Veranstaltern und Festivals wünschen?

Noémie: Wir sind Teil der Fédération des Musiques Métalliques, die versucht, Bands wie uns zu professionalisieren. Bald wird Les Foudres ins Leben gerufen – eine Preisverleihung, die den Metal-Kreationen gewidmet ist. Ich glaube, dass wir, indem wir dieses Ökosystem von innen heraus nähren, teilnehmen, Verbindungen knüpfen und andere Enthusiasten unterstützen, unsere Nische stärken und die Freude am Zusammenkommen wiederentdecken werden.

Tobias: Rückblickend auf eure Geschichte – was war bisher der schwierigste Moment, und worauf seid ihr am meisten stolz?

Noémie: Das Schwierige ist, alles außerhalb der Musik selbst alleine machen zu müssen. Aber wir sind stolz darauf, auf der Bühne zu stehen und all die Metalheads willkommen zu heißen, die uns sagen, wie sehr sie es genossen haben – dass wir weitermachen sollen, dass es für sie Bedeutung hat.

Tobias: Zum Abschluss: Worauf dürfen sich eure Fans als Nächstes freuen – neue Musik, Videos, Tourpläne? Und welche Botschaft möchtet ihr euren Hörern mitgeben?

Adrien: Vielen Dank für das großartige Interview – und danke an alle, die uns unterstützen und Freude an dem haben, was wir tun!

Noémie: Danke für eure Unterstützung, eure Nachrichten und eure Leidenschaft! Ihr findet uns auf Instagram und YouTube unter hartlight_music, sowie auf allen Streaming – Plattformen und auf Bandcamp, um ein CD oder ein T-Shirt zu bekommen! Bis bald, passt auf euch auf!

Interview: Tobias Stahl
Photocredits: Adrien Djouadou, Tiny Gigie