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EXISTENT: Deutschrock? Metal? Wir machen Musik auf die wir Bock haben!

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Hi Existent Crew – Tobi hier. Vor fast genau zwei Jahren, am 03.05.2021 habe ich mit Jonas ein Interview zur sehr erfolgreichen EP “Kartenhaus” geführt und jetzt veröffentlicht ihr am 09. Juni euer Debütalbum “Stiller Held” bei Drakkar Entertainment. In diesen zwei Jahren ist eine Menge Scheiße passiert – aber auch gute Dinge sind – wenn auch eher im kleineren Rahmen – geschehen. Wie erging es euch als Band? Wie steil war der Weg zum Debütalbum? Hat euch die Seuche Steine in den Weg gelegt und wie präsent sind die Themen aus 2021 und 2022 in euren Songs auf “Stiller Held”?

Jonas: Moin Tobi, freut mich! Also es ist eine menge Scheiße passiert, aber für uns tatsächlich auch viel positives. Ich habe zum Beispiel geheiratet und Sille ist kurz davor. Außerdem haben wir Fabi dazu gewonnen. Die Seuche hat uns natürlich live vollkommen lahmgelegt, gerade weil wir auf die Möglichkeiten, die es zwischendurch gab, nicht so richtig Bock hatten. Für das Album an sich war es aber eher positiv, da wir dadurch viel fokussierter daran arbeiten konnten und eine Förderung der Initiative Musik erhalten haben. Das Thema Pandemie ist hier und da mit eingeflossen, gerade bei ´Schrei´ ist das deutlich hörbar. Aber es ist kein großes Thema, da wir die Hoffnung hatten, dass sich bei Release eben nicht mehr fast alles um die Pandemie dreht – sieht ja aktuell auch so aus. Damit ist das Album auch in Zukunft gut hörbar, ohne dass man dabei an Corona denken muss.

Wie groß ist die Aufregung vor dem 09. Juni 2023, wenn euer Debüt im Handel und bei den Streamingdiensten online geht? Gänsepelle oder coole Socke beim Gedanken an diesen Tag?

Jonas: Aufgeregt? Come on! Nun, es handelt sich ja eher um ein Quasi-Debüt, da wir ja in anderer Besetzung 2016 mit “Startschuss” schon ein Album veröffentlicht haben. Da waren wir aber noch sehr jung, der Sound war ein anderer und dementsprechend fühlte sich fast der ganze Prozess der Albumproduktion neu an. Dementsprechend nervös sind wir jetzt auch alle. 2016 haben wir zum Release in einer Kneipe mit freiem Eintritt gespielt und dort ein paar CDs vertickt. Jetzt spielen wir zwei selbstorganisierte Shows, eine Festival-Show, haben Vinyls und Boxen am Start. Ein ganz anderer Schnack und ganz andere Dimensionen.

Ich hatte schon damals angeschnitten, dass ihr 2013 und 2016 schon Musik gemacht und je eine EP und einen Langspieler veröffentlichen konntet. Damals wart ihr “grün hinter den Ohren”, sagtest du, lieber Jonas. Wie schaut ihr auf die Zeit zurück und was habt ihr an positiven Eindrücken mitgenommen, die euch beim Erschaffen von “Stiller Held” behilflich waren?

Jonas: Positiv waren natürlich die Erfahrungen als gerade Volljähriger hier und da deutschlandweit auf Bühnen zu stehen, die teilweise gar nicht Mal so klein waren. Das hat einerseits Mega Bock gemacht und war andererseits sehr hilfreich, um sich Tipps von erfahrenen Leuten zu holen, aber auch mitzubekommen, worauf man keinen Bock hat. Das hat uns sowohl musikalisch als auch das Drumherum der Band stark geprägt. Vor allem das Wissen, worauf man keinen Bock hat. Die Dinge, die dafür gesorgt haben, dass zwischen unseren Releases so lange Zeiträume liegen, wollen wir natürlich auch nicht wiederholen und prägen uns dementsprechend.

Welche Bands, die du magst, haben den Sound von EXISTENT mitgeprägt?

Jonas: Boah puh, also in meinem Fall: keine (lacht)

Seht ihr “Stiller Held” eher als Deutschrock oder würdet ihr die Platte in den Bereich des Metal verorten?

Jonas: Bei Deutschrock als Sammelbegriff für deutsche Rockmusik sehe ich uns, weil wir eben genau das machen. Wenn es um ein eigenes Genre und eine Szene geht, die durch die populärsten Künstler definiert wird, sehe ich uns da nicht. Ich würde sagen, wir klingen einerseits anders und wir suchen auch nicht nach einer Szene, zu der wir gehören. Wir wollen rockige Musik machen und es hat sich eben so ergeben, dass wir das mit deutschen Texten machen. Wenn wir da Bock auf mehr Punk haben, machen wir das. Wenn wir mehr Bock auf Metal haben, machen wir das. Da lassen wir uns ungerne einschränken, freuen uns aber natürlich, wenn die Musik in Szenen gemocht wird.

Ihr habt die Hälfte des Albums schon als Singles rausgehauen, sechs Tracks bleiben übrig – möchtest du unseren Lesern einen kleinen Appetizer geben, was sie erwartet, wenn sie dann die komplette Platte hören?

Jonas: An sich geben die Songs natürlich einen guten Querschnitt der Platte wieder, aber es darf sich insbesondere auf den Track “Stiller Held” gefreut werden, der einerseits ruhig und nachdenklich ist, aber andererseits auch mit Energie nach vorne geht. Ansonsten kommt mit “Existent sind scheiße” ein punkige Nummer mit äußerst hohen investigativ-journalisitschen Ansprüchen – da wird ausgepackt.

Warum gab es eigentlich ein halbes Dutzend an Singles, wo drei eigentlich üblich sind, und wie war die Resonanz auf eure Mukke bisher – auf fast 33.000 monatliche Hörern auf Spotify kann man schon stolz sein, finde ich – wobei ich lieber physische Alben habe.

Jonas: Ich meine, das Label hat die Anzahl sechs vorgeschlagen und das deckte sich super mit unseren Videoideen. Die Resonanz ist mega, gerade die stark gestiegene Anzahl an monatlichen Hörer*innen zeigt, dass wir viele neue Leute erreichen und die einzelnen Feedbacks sind auch super. Allerdings sind steigende Zahlen bei Streaming-Diensten auch klar auf den Rückgang von physischen Verkäufen zurückzuführen. Mal schauen, was da noch nach Release geht.

Den Track ´Existent ist scheiße´ finde ich Interessant, ironisch, angriffslustig und er zeigt das ihr a) über euch selbst lachen könnt, was ich sehr gut finde, und b) es euch schnuppe ist was Kritiker sagen – wenn es unter die Gürtellinie geht – und ihr das macht auf was ihr Bock habt. Gab es denn so Reaktionen wie “ihr seid scheiße”, “ihr klingt nach PUR”? Und die Zeile mit der Aussage, dass der Sänger was kann, ist doch geflunkert, oder? (grinst)

Jonas: Dass wir scheiße sind, haben wir auf jeden Fall seit Bandengründung immer Mal wieder zu hören bekommen und gerade in den früheren Jahren war da bestimmt auch das eine oder andere Mal was dran. Davon haben wir uns aber nicht unterkriegen lassen und mittlerweile geben wir da keinen Fick mehr drauf, weil da ansonsten in der Regel nichts konstruktives kommt. “Pur“ war eher aufgrund des Reims und des Stilbruchs, weil die ein ganz anderes Publikum haben. Uns wurde schon gesagt, das wir zu poppig, zu mainstream, zu metallisch, zu brutal, zu stumpf, zu kompliziert und haste nicht gesehen sind. Eeeeeegal.

Und der Sänger kann nicht singen, aber ist halt ganz nett. Das stimmt tatsächlich nicht, denn er kann ein bisschen singen, ist aber seitdem kein netter Kerl mehr, sondern die Reinkarnation von Kaiser Caligula, vor dem sich alle fürchten. Erst gestern hat er Sille einen Öhrliwörli verpasst.

Möchtest du ein bisschen Werbung für eure physischen Formate machen? Die Vinyls gibt´s in zwei Versionen und die jeweils exklusiv und einen schicke Fanbox gibt es ebenfalls, wenn ich recht weiß.

Jonas: So ist es! Bei uns im Shop unter existent-shop.de bekommt ihr neben der Digipack auf eine Fanboy mit Digipack, Cap, Patch und Stickern und eine auf 100 Stück limitierte gold/schwarze Splattervinyl. Die kann man sich auch super als Dekoration hinstellen, wenn man keinen Plattenspieler hat. Hier bekommt ihr auch passende Shirts und Hoodies. Bei music-merchant.shop gibt es neben Digipack und Fanboy noch eine auf 200 Stück limitierte goldene Vinyl – ebenfalls sehr schick! Das alles bekommt ihr natürlich auch live bei unseren Shows und das Album als Digipack auch bei diversen Einzelhändlern.

Was magst du eigentlich lieber? Vinyl? CD? Streams? Oder kommt das auf die jeweilige Situation an?

Jonas: Ich höre fast ausschließlich Streams, weil das für mich einfach am alltagstauglichsten ist. Ich bin viel unterwegs, wenn ich Musik höre. Außerdem entdecke ich darüber mittlerweile teilweise auch neue Künstler. CD ist gar nicht mehr präsent, da ich den klanglichen Unterschied nicht sehe. Vinyl ist da noch Mal was besonderes, auch wenn ich keinen eigenen Plattenspieler habe.

Am besten ist sowieso eine knackige Liveshow. Wo kann man euch live sehen in nächster Zeit?

Jonas: Jetzt kommen unsere Release Shows am 08.06. in Hamburg und 09.06. in Berlin an. Am 10.06. sind wir dann beim Kärbholz Heimspiel. Am 12.08. spielen wir bei Rock am Köterberg, am 19.08. beim Willkuer Heimspiel und am 01.09. beim Allgäu Rock. Im Frühjahr 2024 begleiten wir Willkuer bei ihrer “Keiner von euch”-Tour ein Mal durch die Republik und teilweise darüber hinaus.

Wo seht ihr euch in den nächsten fünf bis zehn Jahren?

Jonas: Auf der Bühne – Mal schauen, wie groß oder klein diese dann sein wird.

Interview: Tobi Stahl
Photocredit: Jan Season