Wenn es ein Land gibt, in dem Symphonic Metal den Musiker:innen fast schon ins Blut gelegt ist, dann ist es Italien. Kein Wunder also, dass Größen wie Rhapsody, Elvenking, Secret Sphere, Temperance oder Sinheresy aus dem Stiefelland stammen. Seit 2016 gehört auch ETERNAL IDOL in diese illustre Runde – gegründet von Genre-Legende Fabio Lione und Gitarrist/Produzent Nick Savio, entwickelte sich die Band von einer spannenden Idee zu einem echten Herzensprojekt mit Substanz.
Mit neuem Line-up, einer epischen Produktion und einem Album, das cineastischer kaum klingen könnte, beginnt nun ein neues Kapitel. Ich habe mit Sängerin Letizia Merlo über Vergangenheit, Gegenwart und das neue Werk “Behind a Vision” gesprochen – viel Spaß beim Interview!
Italien gilt ja als das Epizentrum des Symphonic Metal – was macht aus eurer Sicht den “italienischen Touch” im Genre eigentlich aus?
Letizia Merlo: Der italienische Touch zeigt sich vor allem in unserem ausgeprägten Melodiesinn, opernhaften Gesangslinien und einer dramatischen Note – eine natürliche Verbindung aus klassischer Tradition und emotionaler Intensität, die tief in unseren kulturellen Wurzeln verankert ist.
Als ihr 2016 mit Eternal Idol an den Start gingt – was war für euch der Impuls? Ein neues Projekt, ein Statement, oder einfach Bock auf Bombast?
Letizia Merlo: Ein echtes Ventil für unsere Kreativität – es ging nie darum, einem Trend zu folgen. Die Musik sollte groß, gefühlvoll und erzählerisch sein.
Was hat sich zwischen 2016 und 2025 verändert – und was ist gleich geblieben?
Letizia Merlo: Mit den Besetzungswechseln hat sich der Sound natürlich weiterentwickelt – er ist größer, cineastischer und emotionaler geworden. Gleich geblieben ist aber unser Herzstück: die starke Verbindung zur Melodie, zur symphonischen Erzählweise und der Wille, Geschichten durch Musik zu erzählen.
Worum geht es in “Behind a Vision”?
Letizia Merlo: “Behind a Vision” ist ein Konzeptalbum, das die emotionale Reise des Menschen beleuchtet. Es geht um innere Kämpfe, Dualität und die ständige Suche nach Wahrheit und Identität. Jeder Song erzählt ein Kapitel – persönlich, introspektiv und doch universell.
Hattet ihr anfangs ein fixes Klangkonzept oder war vieles offen?
Letizia Merlo: Es war eher ein organischer Prozess. Die Songs entstehen bei uns aus den Instrumentals, auf die dann Melodien und Texte gelegt werden. Es gab nie einen starren Plan.
Wie habt ihr die Reaktionen auf euer Debüt “The Unrevealed Secret” wahrgenommen – vor allem von Fans, die euch vielleicht schon aus Rhapsody, Secret Sphere oder Hollow Haze kannten?
Letizia Merlo: Gerade in Italien, wo das Publikum nicht leicht zu überzeugen ist, kam das Debüt überraschend gut an.
Ihr habt 2017 ein paar Konzerte in Italien und Europa gespielt – wie wichtig war euch in dieser Anfangsphase der direkte Kontakt zum Publikum?
Letizia Merlo: Sehr wichtig. Die Verbindung mit dem Publikum auf der Bühne hat uns musikalisch und als Band extrem geprägt.
Dann kam Unruhe rein – Line-up-Wechsel, kreative Brüche. Wie schwer war’s, die Band in dieser Zeit am Leben zu halten, emotional und logistisch?
Letizia Merlo: Es war herausfordernd, aber auch eine Chance zur Weiterentwicklung. Der Glaube an das Projekt und die Leidenschaft haben uns getragen.
“Renaissance” wird häufig übergangen, wenn man über die Entwicklung von ETERNAL IDOL spricht – obwohl es euer zweites Album ist. Wie seht ihr das selbst: Ist Renaissance für euch eher Übergang oder ein unterschätzter Meilenstein?“
Letizia Merlo: Für uns ist jedes Album wie ein Kind – “Renaissance” ist das vielleicht symphonischste unserer Diskografie. Wir spielen viele Songs davon live, das sagt alles.
Zwischen “The Unrevealed Secret” und “Behind a Vision” liegt mit “Renaissance” ein Album, das während der Pandemie erschien und wenig live begleitet wurde. Hatte das Einfluss darauf, wie sehr ihr euch mit diesem Werk verbunden fühlt?
Letizia Merlo: Sicher – es war frustrierend, das Album nicht live teilen zu können. Aber wir hatten Zeit zur Reflexion, die emotionale Bindung blieb bestehen.
Ihr bezeichnet “Behind a Vision” als echten Neustart. Was unterscheidet dieses Album aus eurer Sicht so grundlegend von “Renaissance”, obwohl beide deutlich moderner als das Debüt klingen?
Letizia Merlo: Der Sound ist moderner, der Songwriting-Prozess war kollaborativer, und die Energie im neuen Line-up hat neue Türen geöffnet – trotzdem bleibt unser Kern erhalten.
Mit Giorgia Colleluori hattet ihr auf “Renaissance” eine starke neue Stimme, die allerdings nicht geblieben ist. Was hat letztlich dazu geführt, dass das Line-up von “Behind a Vision” nun erstmals richtig stabil wirkt?
Letizia Merlo: Wir sind fünf eigenständige Persönlichkeiten, aber aktuell ist die Chemie stark. Niemand weiß, was die Zukunft bringt – aber jetzt sind wir motiviert und glücklich.
Generell sind die Line-up Wechsel etwas irreführend für jemanden der euch gerade jetzt neu entdeckt – wäre es nicht besser “Renaissance” mit ins Boot zu holen in der Diskographie – denn ohne dieses Album währt ihr eventuell nicht das ETERNAL IDOL wie es heute ist.
Letizia Merlo: Auf jeden Fall. Ohne “Renaissance” wären wir heute nicht da, wo wir sind. Jedes Album ist ein wichtiger Meilenstein.
Gabriele Gozzi und du, ein komplett neues Duo am Mikrofon. Wann war dir klar: Gabriele und du – das passt?
Letizia Merlo: Sehr schnell! Unsere Stimmen ergänzen sich perfekt und wir teilen ähnliche musikalische Vorlieben. Das gibt dem Songwriting eine besondere Dynamik.
Wie hat sich der Songwriting-Prozess mit dem neuen Line-up verändert – ging’s mehr in Teamarbeit oder blieb die musikalische Führung eher bei Nick Savio?
Letizia Merlo: Nick hat weiterhin die musikalische Leitung, aber es ist heute viel kollaborativer. Jeder bringt Ideen ein.
Ihr habt “Behind a Vision” über einen ziemlich langen Zeitraum hinweg produziert – wie hält man über Jahre hinweg den Fokus auf ein einziges Album?
Letizia Merlo: Schritt für Schritt – und mit viel Leidenschaft. Wir hatten immer die Vision vor Augen und haben uns gegenseitig motiviert.
Nick sagte, das neue Material sei “episch, symphonisch, modern, Mainstream und bombastisch wie nie zuvor”. Gab’s beim Schreiben Momente, wo du dachtest: Okay, das ist jetzt vielleicht zu viel?
Letizia Merlo: Eigentlich nie. Wir haben einfach gemacht, woran wir geglaubt haben – und das Ergebnis ist genau das, was wir wollten.
Wie bewusst spielt ihr mit dem Kontrast zwischen euren Stimmen?
Letizia Merlo: Sehr gezielt. Diese Gegensätze sorgen für Tiefe und Spannung in den Songs.
Die Orchestrationen wirken extrem filmisch – habt ihr bewusst cineastische Strukturen gewählt oder kam das beim Komponieren ganz natürlich rein?
Letizia Merlo: Die Idee war da, aber sie hat sich während des Schreibens immer weiterentwickelt.
Wie wichtig war es euch, den Songs Raum zu geben – wie bei ‘The Eye Of God’?
Letizia Merlo: Sehr wichtig. Die Musik muss atmen, bevor der Gesang einsetzt. So entsteht Atmosphäre.
Zum Schluss …
Vielen Dank für eure Zeit und eure Einblicke – das war spannend und macht definitiv Lust auf mehr. Gibt es zum Abschluss noch etwas, das ihr euren Fans (alten wie neuen) mit auf den Weg geben wollt?
Letizia Merlo: Wir danken euch von Herzen für eure Unterstützung – ohne euch wäre das alles nicht möglich. Wir hoffen, dass euch “Behind a Vision” berührt und freuen uns darauf, euch live zu sehen!
Und natürlich die wichtigste Frage zum Schluss: Wann und wo kann man euch live sehen? Gibt’s schon Pläne für eine Tour, Festival-Auftritte oder vielleicht sogar eine fette Europashow?
Letizia Merlo: Es wird eine Release-Show im Herbst geben, und wir arbeiten an weiteren Dates und Festivals. Stay tuned!
Grazie mille, Letizia – wir freuen uns auf alles, was noch kommt!
Interview: Tobias Stahl
Photocredit: Gianni Meneghini