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ELVENKING – Über “Luna” und die Hingabe der Metal-Fans!

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Die Geschichte von ELVENKING reicht bis ins Jahr 1997 zurück. Gegründet wurde die Band von den Gitarristen Aydan und Jarpen. Mit dem Bassist Sargon und Sänger Damnagoras so wie Schlagzeuger Zender war die Band komplett. ELVENKING veröffentlichten im Jahr 2000 ihre erste Promo-CD “To Oak Woods Bestowed” durch die sie einen Plattenvertrag bei AFM Records bekamen. Heute, 28 Jahre später, sieht das Line-up der Südeuropäer Damna als Sänger, Aydan und Headmatt an der Gitarre,
Jakob am Bass, Lethien an der Geige
und Symohn am Schlagzeug. Weiterhin wird der dritte Teil ihres “Reader of the Runes” Zyklus am 11. April veröffentlicht. Nach “Divination” (2019) und “Rapture” (2023) steht “Luna” in den Startlöchern, über das wir mit Sänger Davide Damna Moras und Gitarrist Fedrico Aydan Baston gesprochen haben.

Hallo nach Italien zu Damna und Aydan von ELVENKING! Herzlichen Glückwunsch zum Release von “Reader of the Runes – Luna” das ab dem 11. April 2025 über Reaper Entertainment veröffentlicht wird – verbunden mit der Frage: Wie geht es euch derzeit und besonders nach der langen Zeit auf dem Paganfest 2025 – über das ich mit Bericht und Fotos für dieses Magazin aus Wiesbaden berichtet habe?

Aydan: Wir kehren langsam zum normalen Leben zurück, nachdem wir über einen Monat auf Tour waren und 30 Konzerte in 33 Tagen absolviert haben. Das war ziemlich intensiv. Deshalb haben wir beschlossen, uns nach der Tour eine Auszeit zu gönnen, um neue Energie zu tanken, bevor wir wieder auf die Bühne zurückkehren und bereit sind, unser neues Album live zu präsentieren.

Was erwartet eurer Hörer auf und mit “Luna”? Wohin führt uns die Reise und wie fällt der Härtegrad von “Luna” aus?

Damna: Dies ist das dritte und letzte Kapitel des umfangreichen Konzepts, das wir 2019 mit “Divination” begonnen haben. Mit diesem Album vermitteln wir ein echtes Gefühl des Abschlusses und schreiben das finale Wort dieser Geschichte. Das Album entfaltet sich in zwei deutlich voneinander abgegrenzten Hälften. Eine Seite taucht ein in die Vergangenheit der Charaktere, enthüllt ihre Verbindungen, wie ihre Schicksale miteinander verwoben waren und das entscheidende Ereignis, das den Zorn des Runenlesers entfachte. Hier ist der Ton melodischer und unbeschwerter – er spiegelt eine Zeit wider, als die Charaktere jünger und von der Last des Erwachsenenlebens unberührt waren. Die andere Seite nimmt eine düstere Wendung – düster, melancholisch und intensiv –, während wir die Tiefen der Qual des Runenlesers, die Wurzeln seines Hasses und das Leid, das ihn verzehrte, erforschen. Musikalisch ist dieser Teil tragischer und tendiert zu schwereren, langsameren und düsteren Kompositionen, um die Schwere seiner Qualen einzufangen.

Wie kamen eure neuen Songs auf der Paganfest Tour an und überhaupt, wie war die Erfahrung für euch, mit vielen weiteren Bands die Bühne zu teilen und ganz Europa zu bereisen?

Aydan: Wir hatten die Chance, auf dem Paganfest die beiden damals bereits veröffentlichten Singles ‘Throes of Atonement’ und ‘Luna’ zu präsentieren. Die Reaktionen des Publikums waren großartig. Natürlich wäre es toll gewesen, das Album schon zur Tour veröffentlicht zu haben, aber unser Set war ohnehin zeitlich begrenzt, daher war es trotzdem toll, ein paar neue Songs zu präsentieren. Mit so einem großartigen Paket an Bands wie ALESTORM, ENSIFERUM, TYR und HEIDEVOLK auf Tour zu gehen, war natürlich großartig, auch wenn es ziemlich voll war *lächelt*

Nach vielen erfolgreichen Jahren bei AFM Records seid ihr nun beim aufstrebenden Label Reaper Entertainment unter Vertrag. Wie kam der Wechsel des Labels zustande?

Damna: Ursprünglich sollte dies unser letztes Album mit AFM Records werden – dem einzigen Label, mit dem wir seit unserer Gründung im Jahr 2000 zusammengearbeitet hatten. In letzter Zeit hat sich jedoch einiges für sie geändert, so dass sie sich zu einem Backkatalog-Label entwickeln und keine Neuerscheinungen mehr anbieten. Darüber hinaus erschwerten die ständigen Veränderungen im Team der letzten Monate die Veröffentlichung unseres letzten Albums.

Unter diesen Umständen hatten wir das Gefühl, dass es an der Zeit war, uns zu trennen und ein Label zu finden, das uns mit der richtigen Einstellung unterstützen konnte. Wir prüften verschiedene Optionen und erhielten mehrere Angebote, aber erst nach einem Gespräch mit Flori und Greg von Reaper wussten wir, dass wir das richtige Team gefunden hatten. Obwohl Reaper ein junges Label ist, machen ihre jahrelange Erfahrung bei Nuclear Blast, kombiniert mit ihrer Leidenschaft und ihrem Engagement für die enge Zusammenarbeit mit Bands, deutlich, dass sie perfekt zu uns passen.

Ihr habt euren Songs erneut einen fantastischen Mix aus Folk-, Melodic- und Symphonic-Metal verliehen und Lieder wie den 11 Minuten Track ‘Reader of the Runes – Book II’ erschaffen. Werdet ihr den Song live spielen in all seiner Pracht und mit all seiner Magie?

Aydan: Der Song ist das perfekte epische Finale nicht nur für das Album selbst, sondern für die gesamte Trilogie. Er ist sogar noch besser geworden, als wir es am Anfang beim Schreiben erwartet hatten. Ich bin mir nicht sicher, ob wir ihn live spielen werden, aber es wäre großartig. Wir haben ‘Book I’ live gespielt, also wäre es toll, auch diesen Song auszuprobieren, vielleicht bei einer besonderen Gelegenheit mit einem langen Set.

Was würdet ihr sagen, welche Singleveröffentlichung spiegelt den musikalischen Charakter von “RotR – Luna” am meisten wider?

Damna: Das ist nicht leicht zu sagen, da dieses Album eine große Bandbreite an Nuancen und Stimmungen bietet. Vielleicht ist ‘Throes of Atonement’ von diesen dreien der Song, der die Essenz dieses Albums am besten verkörpert, da er melodisch und dennoch sehr melancholisch ist, insbesondere im Refrain.

Für das Video zum Lied “Luna” wurde der Regisseur Matteo Ermeti engagiert. Wie war die Arbeit mit ihm, welchen Einfluss hatte er auf eure Band?

Aydan: Matteo hat bereits bei einigen unserer früheren Videos wie ‘Silverseal’ oder ‘Bride of Night’ Regie geführt. Wir kennen daher sein Talent, unsere Ideen und Konzepte in Videos umzusetzen. Da wir seine Arbeit seit Jahren kennen, kennen wir seinen Stil und versuchen, unsere Ideen daran anzupassen. Er liefert uns immer wieder tolle Anregungen. ‘Luna’ wurde an einem ganz besonderen Ort gedreht: einem verlassenen Druidentempel, der sich perfekt als Hintergrund für die Dreharbeiten eignete.

Auch für ‘Throes of Atonement’ habt ihr mit einem externen Künstler, René Berthiaume, gearbeitet, der den Lyric-Clip gestaltete. Habt ihr an dem Video mitgearbeitet? Die Grafiken und Kamerafahrten sehen einfach toll aus.

Damna: Das ist alles sein Werk. Großartiger Künstler, Musiker und Mensch.

Wird es noch weitere Videos geben? Das aktuellste ist ‘Gone Epoch’, ein Lied, das “vom Verlust der Unschuld und von der eigenen Kindheit handelt – einer Zeit, in der die Welt leicht und unbeschwert erschien, ohne Sorgen oder Verantwortung, nur mit purem Spaß und großen Träumen”.

Aydan: Am Tag der Albumveröffentlichung ist ein weiteres, einfaches Video geplant. Kein richtiges Video, sondern eher im Stil von ‘Throes of Atonement’. ‘Gone Epoch’ ist die perfekte Wahl für eine Single, da es ein geradliniger Folksong ist, der auch für Leute zugänglich ist, die sich nicht für Elvenking-Musik interessieren, und dennoch einige melancholische Nuancen enthält, die unseren Stil repräsentieren.

Nochmal zu ‘Gone Epoch’: Um was geht es denn in dem Lied im Bezug auf die Handlung von “RotR: Luna”?

Damna: Dies ist einer der Songs, in denen wir in die Vergangenheit der Charaktere eintauchen. In die Zeit, als die Charaktere jünger waren und frei von den Schatten des Erwachsenenlebens.

Hand aufs Herz – Wird “Luna” wirklich der finale Teil der Readers of the Runes-Trilogie sein oder gibt es doch noch eine weitere Geschichte aus der Saga? Oder vielleicht auch ein Spin-off?

Aydan: Wir wollen nicht zu viel verraten, aber es wird ein weiteres Produkt zur “Reader of the Runes”-Saga geben, aber kein richtiges Album. Die Geschichte ist abgeschlossen und endet mit “Luna”, daher wird es keine weiteren Fortsetzungen geben. Was Spin-offs oder Ähnliches angeht, sind wir im Moment froh, am Ende dieser langen sechsjährigen Reise angekommen zu sein und freuen uns darauf, wieder ein richtiges Album zu schreiben.

Was sagen eure Fans dazu, dass die “Reader of the Runes” Saga enden wird?

Damna: Wir warten noch darauf, was sie über das Ende der Geschichte denken, wenn sie es lesen. Ich schätze, es wird bittersüß sein, genau wie für uns. Wenn etwas endet, ist es immer ein bisschen traurig, es loszulassen. Aber wir sind persönlich sehr gespannt, wie es weitergeht – endlich – mit einem “normalen” Album ohne große Verpflichtungen.

Wenn “Luna” tatsächlich der finale Teil der “Reader of the Runes” Reihe ist, wie werdet ihr weitermachen? Eine neue Saga oder auch mal kein Konzeptalbum?

Aydan: Auf jeden Fall keine neuen Saga- und keine Konzeptalben. Wir haben intensiv an dieser Trilogie gearbeitet, und ich kann sagen, dass es in naher Zukunft keine weiteren Konzeptalben geben wird. Ihr könnt als nächsten Schritt einige Standardalben von uns erwarten. Wir sind nicht die Band, die eine Saga nach der anderen veröffentlichen will.

Erneut klasse sieht euer Cover-Artwork aus. Welcher Künstler schwang hierfür den Pinsel?

Damna: Zsofia Dankova. Eine großartige Künstlerin, mit der die Zusammenarbeit immer eine Freude ist. Sie hat das gesamte Artwork für die Trilogie gestaltet. Wir lieben ihren handgezeichneten Stil so sehr, es ist wie eine Rückkehr zu den großartigen Metal-Cover-Artworks der 80er und 90er Jahre, mit vielen Details und einem rein künstlerischen Ansatz.

Was haltet ihr von KI generierten Artworks?

Aydan: Ich prüfe gerade die Möglichkeiten der KI und sie sind wirklich erstaunlich und nahezu grenzenlos. Ich bin sicher, dass KI in den nächsten Jahrzehnten in verschiedenen Bereichen ein grundlegender Bestandteil unseres Lebens sein wird. Ganz anders verhält es sich mit dem Einsatz von KI im Kunstbereich. Ich habe mir angesehen, was in der Musik generiert wird, aber ich glaube, es wäre unmöglich, dass KI einen richtigen Metal-Song schreibt und die Musiker dort ersetzt. Vielleicht wäre das perfekt für einige Rap- oder Trap-Künstler, aber nicht für echte Rockmusik. Was Kunstwerke angeht, finde ich es beschämend, KI für die Erstellung von Covers zu verwenden und die Werke echter Künstler zu stehlen. Außerdem finde ich die Ergebnisse ziemlich lahm. Man erkennt KI-generierte Kunst sofort, und das ist nicht gut. Ich glaube, wir müssen die Arbeit aller Künstler generell bewahren.

In welchen Formaten wird “Reader of the Runes – Luna” verfügbar sein?

Damna: Normale Digipack-CD, verschiedene Vinyls in unterschiedlichen Farben und ein sehr schönes Box Set in limitierter Auflage mit CD+Vinyl+Buch+Sonderartikeln.

Wie hört ihr denn am liebsten Musik – LP, CD, MC, Digital – und wer sind eure Favoriten?

Aydan: Ich persönlich besitze fast 1000 CDs und Damna wahrscheinlich sogar noch mehr. Ich habe schon als kleines Metal-Kid angefangen, CDs zu sammeln, aber davor hatte ich auch viele Kassetten. Als Kind hatte ich nie einen Plattenspieler, da meine Eltern sich überhaupt nicht für Musik interessierten. Aber mit der Wiederbelebung dieses Formats habe ich mir einen gekauft und sammle nun auch Platten. Trotzdem kann ich die Macht der Streaming-Plattform mit der Möglichkeit, alles mit einem Klick zur Hand zu haben, nicht leugnen. Mit Vor- und Nachteilen.

Wie sehen eure Live-Pläne für 2025 aus? Tour? Festivals?

Damna: Wir haben mehrere Sommerfestivals wie Summer Breeze, Into the Grave, Metal Fest CZ und andere. Mal sehen. Wir arbeiten an einem sehr schönen Projekt, über das wir bald sprechen werden, aber ich schätze, dass wir in der Zwischenzeit noch mehr Touren machen werden.

Ich hoffe, dass ich euch demnächst auch mal als Headliner sehen und hören darf. Ich bedanke mich für das Interview und eure Zeit – die letzten Worte an unsere Leser, eure Fans gehören euch!

Aydan: Wir hoffen, dass es im Streaming-Zeitalter noch Metal-Fans gibt, die sich die Zeit nehmen, ein Album so anzuhören, wie wir es in den 90ern getan haben: vom ersten bis zum letzten Song, mit den Texten in der Hand, um die Geschichte und die Stimmung der Texte zu verstehen und zu verstehen, wie die Musik damit zusammenhängt. Eine schwierige, langwierige Konzeptarbeit wie “Reader of the Runes” würde diese Hingabe erfordern, die in der heutigen Zeit irgendwie verloren gegangen zu sein scheint.

Interview: Tobias Stahl
Photocredits: Cunene Photography, Promo
Livebilder: Tobias Stahl