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DORO PESCH – “Meine Metaller sind die Liebe meines Lebens!”

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Doro Pesch, die viele Metal-Fans kennen werden, feiert in diesem Jahr ihr 40 jähriges Jubiläum. Die Queen of Heavy Metal spielte anlässlich dieses großartigen Meilensteins eine richtig starke Show auf dem W:O:A 2023 und wird am 27. Oktober ihr neues Album “Conqueress – Forever Strong And Proud” bei Nuclear Blast veröffentlichen. Einen Tag später gibt es eine große Show in Düsseldorf, wo wieder viele Gäste zu Ehren Doro Pesch zu Gast sein werden.

Ich durfte Doro während ihrem Interview-Marathon auch ein paar Fragen stellen und sprach mit einer sehr sympathischen, gut aufgelegten, leidenschaftlichen Musikerin, deren Hingabe für ihre Fans und zur Musik beeindruckend ist, die mir einiges aus ihrer Karriere erzählte und ich währenddessen sehr gerne der gespannte Zuhörer war. Ich hoffe, ihr habt genauso viel Spaß beim Lesen des folgenden Interviews, wie ich, während ich es geführt und geschrieben habe.

“Conqueress – Forever Strong And Proud”

Hallo Doro! Ich freue mich, dass wir uns heute über deine neue Platte “Conqueress – Forever Strong And Proud” und noch viele weitere Sachen unterhalten können. Ich bin auch ehrlich gesagt ein bisschen nervös. Frage aber als Erstes das Wichtigste: Wie geht’s dir?

Also, nervös sein brauchst du nicht. Mir geht es gut, ich bin ja auch gerade im Interview-Marathon, daher ist meine Stimme ein wenig angegriffen. Nächste Woche spielen wir das Keep it True Rising Festival und gerade haben wir in Atlanta das ProgPower Festival gespielt. Jetzt sind wir natürlich alle gespannt auf “Conqueress – Forever Strong And Proud”, für das wir ein weiteres Video zum Song ´Total Eclipse Of The Heart´machen, bei dem Rob Halford, der seine Parts schon gefilmt hat, und ich im Duett singen. Voller Zeitplan und jeden Tag ein neues Abenteuer. 

Ja, dass du viel unterwegs und sehr beschäftigt bist, habe ich auf deinen Socials gesehen. Du blickst auf 40 Jahre Heavy Metal zurück und hast mit Sicherheit viel Positives und viele Dinge, die nicht so toll waren. Da ich aber in ähnlicher Feierlaune bin wie du und mich einfach auf das nächste Album freue, dass ich mir schon gesichert habe, möchte ich mit dir ein bisschen die Zeit zurückdrehen und dich fragen, was die drei prägnantesten Dinge deiner bisherigen Karriere waren, die dir jetzt ins Gedächtnis kommen. 

Weil du gerade das Album erwähnt hast, möchte ich dir die schöne Timeline zeigen, die im Inneren des Gatefolds ist, da sind auch einige Highlights drin. Es gibt da super viele Bilder von damals. 

Da freue ich mich gleich noch mehr auf den 27.10., die vielen Bilder und die schicke Aufmachung des neuen Albums.

Eins meiner absoluten Highlights war Lemmy kennenzulernen, der mein erster Duettpartner gewesen ist, das war auf der “Calling The Wild”-Platte, und mit dem ich viele Motörhead-Touren gemacht habe. Hier ist ein Foto von 1986, da war ich gerade auf dem Monsters of Rock Festival in Donington/England und auf dem Weg zur Bühne und war total aufgeregt. Ich habe immer Lampenfieber und damals war das ganz schlimm. Lemmy wünschte mir viel Spaß und eine gute Show, sah aber auch, dass ich nervös und am Zittern war. Also nahm er mich in den Arm, gab mir ein Küsschen auf Kopf und Stirn und dann bin ich auf die Bühne gegangen. Ich habe die ganze Zeit dieses nasse Küsschen gespürt, dass mich so motivierte und mir Power gab. Damals wussten wir noch nicht, wie wichtig dieses 86er Festival war, das im Nachhinein zum wertvollen Türöffner wurde, denn danach war nichts mehr wie zuvor. Vorher hatten wir ein paar Tourneen gemacht und so, aber nach dem Monsters of Rock ging es richtig ab und wir bekamen die Chance, auf der Tour von Judas Priest zu spielen, meiner absoluten Lieblingsband zu der sich eine Freundschaft entwickelt hat die bis heute anhält.

Dann war ich ein großer Fan von Kiss und durfte die Band 1989 beim Monsters of Rock ansagen. Der Veranstalter rief mich an weil er hörte das ich Fan von Kiss bin und fragte ob ich Bock hätte sie anzusagen. So kam der Kontakt zu Gene Simmons zustande und ein Jahr später haben wir eine Platte zusammen gemacht. Ein absolutes Highlight für mich.

Mit Ronnie James Dio, der zusammen mit David Coverdale und Rob Halford zu meinen Lieblingssängern gehört, sind wir 1987 auf Tour gegangen, als die “Triumph And Agony” gerade rauskam und dann nochmal 2000, wo wir uns richtig gut angefreundet haben. Ich wurde zur “Magica”-Listening Party in New York eingeladen, wo ich DIO wiedergesehen habe und er zu mir sagte, dass er unser Cover von ´Egypt (The Chains Are On)´ so schön findet. Das war natürlich super und hat mich gefreut, dass eine meiner Inspirationen zu mir sagt: “Hey, das hast du gemacht.”. Das ging runter wie Butter.

Zur 2000er Tour kam es durch ein Radio Interview, dass ich über das “Calling the Wild” Album mit einem amerikanischen Sender gemacht habe, der damals richtig groß war und heute noch im Internet zu finden ist. “Calling the Wild” und DIOs “Magica” wurden zum selben Zeitpunkt veröffentlicht und nur zwei Stunden nach meinem Interview wurde auch Ronnie interviewt, was ich aber nicht wusste. Die Reporterin fragte mich, was meine Pläne für mein neues Album wären, was ich mit Tournee, Festivals etc. beantwortete. Sie wollte auch wissen, mit wem ich gerne spielen würde, wenn ich einen Wunsch frei hätte, was ich mit “DIO” beantwortete. Erst dann sagte sie: “Das ist sehr interessant, der ruft in zwei Stunden hier an, um mit mir über sein neues Album “Magica” zu reden. Soll ich ihm das mal sagen?”. “Natürlich, sehr gerne”, sagte ich. Allen Warnungen aus meinem Umfeld zum Trotz wollte ich diese Tour machen und so löste ich eine meiner Lebensversicherungen auf, um das nötige Geld für Flüge, Tourbus/Benzin, Hotel, Band und Road-Crew zu haben und dann gings auf Tour mit DIO.

Ich höre Doro weiter sehr gespannt zu, deren Augen leuchten und man sieht ihr wie genial das damals gewesen sein muss, denn sie sagt weiter:

Es war super geil. Es war zum großen Teil ausverkauft und ich habe gedacht: “Bin ich froh, dass ich das gemacht habe”, weil es eine der schönsten Tourneen war und wir uns da richtig anfreundeten. Anders als 1987 hatten wir 2000 viele Gelegenheiten uns zu unterhalten, zum Teil nächtelang. Ronnie hat einen super geilen dunklen Humor und da er gern indisch isst, suchten wir in jeder Stadt den besten Inder. Er holte mich auch auf die Bühne zum gemeinsamen singen und ich sagte ihm dass ich nicht alle Texte kann worauf er nur meinte: “Scheißegal”, und so war es ein großartiges Erlebnis mit ihm vor tausenden Fans zu singen, wovon es leider keine Videos gibt, damals war das noch nicht so mit den Handys, aber ein paar Fotos habe ich davon. 

Das waren echt die absoluten Highlights in meinem Leben, würde ich sagen, neben vielen anderen. Die absoluten Lieblingsbands, Musiker und Sänger von ihrer menschlichen Seite kennenzulernen, war das Allerschönste.

Ein bisschen kann ich das nachvollziehen, ich freue mich auch immer wenn ich Musiker bei Meets and Greets treffe oder wie heute ein Interview machen kann. Leider sind die Bands auf Festivals aufgrund von Terminen immer schnell weg, weil der Tourmanager wartet, aber so ist das halt.

Ich war auf dem diesjährigen Wacken leider nicht vor Ort, weil die Anfahrt ein bisschen weit und der Matsch für einen Rollifahrer sehr haarig gewesen wäre. 

Das wäre, glaube ich, sehr, sehr gefährlich gewesen. Es waren ca. 61.000 Leute da und hatten Spaß, aber dahin zu kommen war der absolute Hammer. Es war schön, dieses Jahr dort zu spielen, aber heftig. Man hatte schon das Gefühl: “Oh, geht da überhaupt was und so”. 

Wir, mein Bruder und ich, haben uns deine Jubiläums-Show im Livestream angesehen und fanden, dass das, was du da rausgehauen hast, einfach der Hammer war! Das Wacken Open Air ist ja ohnehin schon sowas wie dein Wohnzimmer, wie war es für dich, an diesem Abend bei diesem besonderen Jubiläum dort auf der Bühne zu stehen, auch mit den vielen Gästen wie beispielsweise U.D.O., Sammy und wie sie alle hießen, die kamen um dich und mit dir zu feiern. Außerdem waren ja noch die Drohnen, was sehr geil aussah.

Es war super. Zwei Tage vor der Show hat mich Thomas Jensen angerufen und gefragt, ob wir noch ´Ace of Spades´ einproben können, denn es gäbe eine Überraschung. Ich sagte zu ihm: “Okay, zwei Tage vorher? Klar machen wir.”. Dann waren noch Mikkey Dee und Phil Campbell da, wir haben ´Love Me Forever´gespielt und ganz am Ende ´Ace Of Spades´, zu dem dann auch diese Drohnen Lemmys Gesicht in den Himmel leuchteten, mit Hut auf und Zigarette an, die sogar qualmte.

Ja, das sah schon richtig genial aus!

Genau, das war so schön und der Hammer. Auch die anderen Gäste wie Joey Belladonna, der die längste Anreise hatte, Hansi Kürsch oder Udo und Sammy. Eigentlich wollten wir alle einen Tag vorher proben, hatten auch einen Raum angemietet, aber außer Joey Belladonna hat es keiner geschafft zu kommen, was an dem Wetter lag. So saßen Joey und ich da, haben gewartet, ob es doch jemand schafft,  aber es kam keiner durch. Wir haben mit Joe ein bisschen gequatscht und geprobt und gehofft, dass alle am nächsten Tag überhaupt hinkommen und am Start sind – und sie waren alle da! Selbst ohne Probe lief alles wie am Schnürchen und es war ein traumhafter Tag!

Im “Wohnzimmer” Wacken Open Air!

Ich liebe Wacken seit der ersten Stunde, seit ich 1993, eine Zeit, in der es das Genre Heavy Metal aufgrund der Grunge-Szene ziemlich schwer hatte, von Holy Moses Sängerin Sabina Classen einen Anruf bekam, bei dem sie fragte, ob ich auf einem Heavy Metal Festival auftreten möchte. Ich meinte zu ihr: “Echt? Metal? Kein Crunge?”, und sie sagte: “Nein richtiges Metal-Festival”, was ich erst gar nicht glauben konnte, aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass wir das unbedingt machen müssen. Alex, mein damaliger Manager und ich, sind zu unserer Plattenfirma, erzählten vom Wacken Open Air und das wir unbedingt dort spielen möchten, es aber nicht so viel Gage geben würde. Daher schmissen wir alles zusammen und haben den Auftritt gemacht. 

Hast du eine denkwürdige Anekdote zu eurem Wacken-Debüt?

Ja, denn zuerst haben wir die Location nicht gefunden. Da das Festival am Dorf war, kannten es nicht viele, bis auf einen Bauern, den ich am Feldrand gesehen habe. Ich bin zu ihm hingelaufen und habe gefragt: “Wir müssen nach Wacken”, worauf der Bauer sagte: “Was willst’n da?”. Ich erklärte ihm, dass da ein Metal Festival ist, was er erst nicht glauben konnte, aber er hat uns netterweise trotzdem hingebracht. 

Wir tuckerten also mit 25km/h dem Traktor hinterher, unser Busfahrer war fast mit den Nerven am Ende, aber irgendwann standen wir auf der damals schon sehr großen Bühne. Seither spiele ich da immer einen Abstand von zwei, drei, vier Jahren, habe die Hymne gesungen, bei der Eröffnung gespielt und war bestimmt schon über 20 mal dort. Zudem haben da immer unsere Jubiläen gefeiert, hatten stets freie Hand bei der Bühnenshow, arbeitete mit den besten Pyrotechniken und jetzt gibt es sogar Drohnen am Himmel Viele Leute kritisieren das das Wacken größer geworden ist, man hat ja aber keine andere Chance, entweder man wird grösser oder die anderen verleiben einen ein.

Kommen wir zu “Conqueress – Forever Strong And Proud” und tun so, als hätte ich es bisher noch nicht gehört und du sagst mir, was mich und unsere Leser auf deinem neuen Album erwartet. 

Okay! (lächelt)

Also, wir haben drei Jahre an “Conqueress – Forever Strong And Proud“ gearbeitet. Den Untertitel haben wir gewählt, damit sich unsere Fans Strong and Proud fühlen beim Hören des Albums. Zu meinen Lieblingssongs gehört der Opener ´Children of the Dawn´, zu dem es auch ein Video geben wird, wieder in Zusammenarbeit mit den Wasteland Warriors, die schon bei ´Time For Justice´, dem ersten Video dabei waren. Übrigens habe ich die ebenfalls in Wacken kennengelernt. Dann natürlich ´Living After Midnight´, eines von zwei Liedern mit Rob Halford und das ich mir als Duett in Anlehnung an die erste Tour mit ihm (1986) gewünscht habe. Rob hat sich übrigens ´Total Eclipse of the Heart´ als Duett ausgesucht, was ich ehrlich gesagt nie erwartet hätte. 

´Fels in der Brandung´ mag ich auch, der gefällt vielleicht den Fans von ´Für immer´. Er ist in deutscher und englischer Sprache, mit deutschem Chorus. Auch ´Bond Unending´ mit Sammy Amara, den ich letzten Dezember bei einer seiner Shows, zu der er mich eingeladen hatte, kennenlernte, gehört dazu. Wir haben ´Bond Unending´ in seinem Homestudio in einer Nacht- und Nebelaktion aufgenommen. Außerdem sind da noch ´Lean Mean Rock Machine´, wofür es ein Comic-Video geben wird, worauf ich mich sehr freue, denn ich habe die ersten 50 Sekunden schon gesehen, die schon richtig lustig waren. Wahrscheinlich gibt es das Video erst nach dem Release der Platte. ´Heavenly Creatures´ ist mein Song für Tiere, die ich so liebe und ´Best In Me´ ist für meine Fans, denn “they bring out the best in me”. 

Unter den Bonustracks findet sich noch ´The Four Horsemen´ von Metallica, mit denen ich in den 80er Jahren oft in kleineren Clubs gespielt habe und auch beim legendären Metal Hammer Festival 1985 auf der Loreley aufgetreten bin, wo Venom Headliner und wir Support Act waren. Deswegen habe ich einen Song von der “Kill ‘em All” gecovert, um das 40jährige Jubiläum und die schönen Erinnerungen zu feiern. 

Ja und da ist noch ´True Metal Maniacs´, mein Song für meine ganzen Metaller, die die Liebe meines Lebens sind.

So ist bei den insgesamt zwanzig Liedern von super hart über mystisch bis zu “was fürs Herz” für jeden was dabei, glaube ich. Besonders halt die Duette mit Rob sind mir so super wichtig und bin glücklich über sie.

Man spürt in jeder Sekunde, wie viel Leidenschaft und Energie du in “Conqueress – Forever Strong And Proud” gesteckt hast und wie sehr du deine Freundschaften wertschätzt und pflegst, das finde ich toll. 

Ich habe viele Lieder, die du genannt hast, auch auf meiner Favoritenliste. Angefangen vom Opener des Albums über ´Fire in the Sky´ hin zu ´Living After Midnight´ legt das Ding einen Knallstart hin und auch “Fels in der Brandung” ist ein toller Song, bei dem bei mir auch gleich die Connection zu ´Für immer´ da gewesen ist.

Die Leute, die wirklich die deutschen Sachen gern mögen, die ´Herzblut´ oder ´Freunde fürs Leben´ mögen, wird das sicher auch gefallen. Auch im Ausland singe ich diese Songs. ´Für immer´ singe ich auf der ganzen Welt, egal ob man die Sprache versteht. Auch in Japan ist das Lied ein Highlight.

Wie entstehen denn solche Highlight-Songs?

Manchmal, kurz bevor ich einschlafe oder kurz bevor ich aufwache, bekomme ich die schönsten Ideen. Meistens sind Lyrics und Melodie gleichzeitig da – beim Chorus. Wenn das der Fall ist, und ich denke: “Oh das könnte was sein”, bin ich ganz aufgeregt, bekomme Herzklopfen und dann weiss ich, dass ich weiter dran arbeiten muss.

Das Herzblut hört man auch raus, besonders wenn du auf der Bühne stehst!

Liebe Doro, ich würde gerne noch so viel mehr fragen, aber die Zeit neigt sich leider dem Ende zu und dein Interview-Marathon geht ja noch weiter, deswegen bedanke ich mich ganz herzlich für dieses tolle und ausführliche Interview mit dir, wünsche dir für das Album und die anstehende Jubiläumsshow von Herzen viel Erfolg! ‘

Dir auch vielen Dank und einen schönen Abend, ciao, ciao!

Interview: Tobi Stahl
Photocredit: Jochen Rolfes