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ATROCITY – Düstere Musik für düstere Zeiten!

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Alex Krull veröffentlichte mit seinem Death Metal Abrisstrupp ATROCITY unlängst eine neue Scheibe mit “Okkult III”, die bockstark einschlug. Vor kurzem befand er sich auf einem Schiff, aber nicht um Urlaub zu machen, sondern zwei (!!) Release-Shows mit ATROCITY auf dem 70.000 Tons of Metal Kreuzer zu spielen, dass selbst den Fischen der Tiefsee die Gräten vibrierten. Wir durften den Meister des Todesstahls interviewen, der uns und euch allen sonnige Grüße aus Miami schickt.

Hallo Alex, beim letzten Interview unterhielten wir uns über die EP “Unspoken Names – Demo 1991”, die ihr im Januar 2022 veröffentlicht habt. Gut ein Jahr später, am 20. Januar 2023 erscheint der lang erwartete dritte Teil eurer “Okkult” Reihe bei Massacre Records. Bevor wir zum Album kommen möchte ich dich fragen, wie es dir so gegangen ist im letzten Jahr, persönlich, sportlich mit dem VfB Stuttgart und mit deinen Bands/Projekten, von denen du ja nicht gerade wenige hast.

Alex: “Es war ein sehr ereignisreiches Jahr, für mich persönlich durch den Tod meiner Mutter gleich zu Jahresbeginn besonders bitter. Die Welt dreht seitdem komplett am Rad und 2022 war mit Sicherheit geprägt von sehr bemerkenswerten Dingen – gelinde gesagt. Ein Krieg mitten in Europa, der sich am Ende auf alles auswirkt. Wer hätte das gedacht? Nach der einen Krise in die nächste. Von Fussball will ich da gar nicht erst anfangen, das ist ohnehin eine Achterbahnfahrt, und erscheint da völlig belanglos. Wir leben in verrückten Zeiten, in denen düstere Prophezeiungen Wirklichkeit werden. Wir liefern mit OKKULT III den passenden Soundtrack dazu!”

Im letzten Interview sagtest du, dass ein Live-Mischer und ein Backliner, beide Ukrainer und in Kiew mit ihren Familien leben und verständlicherweise dort geblieben sind. Wie geht es den beiden denn?

Alex: “Ehrlich gesagt gar nicht gut. Als wir zuletzt Kontakt über Messenger hatten, war dort 4 stündige Stromrationierung am Tag mitten im kalten Winter, weil erneut Infrastruktur zerbombt wurde. Zudem die stetige Angst, es kann alles noch schlimmer kommen. Ein sinnloser Krieg und ein Verbrechen. Die Menschheit hat nix gelernt.”

Kommen wir zu “Okkult III”. Fünf Jahre ist her, dass “Okkult II” die Ohren eurer Fans durchgepustet hat und sogar in den Albumcharts Deutschland auf Platz 37 landete – ein großer Erfolg, wie ich finde. Was dürfen Fans des gepflegten Death Metals von “Okkult III” erwarten und was denkst du, wie die Platte ankommen wird?

Alex: “Wir veröffentlichen ja nicht jedes Jahr ein neues Album, sondern als etablierte Band möchten wir dann, wenn es wieder soweit ist, ein musikalisches Festmahl feiern! Dementsprechend sind die Feedbacks wirklich überragend, was uns sehr freut, und OKKULT III ist sogar auf Platz 32 der deutschen Albumcharts eingestiegen.”

Welche Versionen von “Okkult III” wird es geben und habt ihr vor, eine Deluxe -Ausgabe mit allen drei Alben herauszubringen? Eine Kassettenbox fände ich als Oldschool-Nerd sehr geil.

Alex: “Das ist eine geniale Idee, vielleicht machen wir sowas mal tatsächlich! Von OKKULT III gibt es ein sehr schönes Mediabook mit 2CDs, verschiedene Vinylfarben und eine mega geile Box mit Autogrammkarte, Flagge, Patch und Postkarten!”

Hat sich im Line-Up von Atrocity etwas geändert im Vergleich zu “Okkult II”?

Alex: “Unser langjähriger Mitstreiter Tosso (Gitarre) ist aus persönlichen und privaten Gründen nicht mehr dabei. Wir sind aber fast täglich noch eng in Kontakt und beste Freunde. Micki hatte ja zur Tourphase von Okkult II den Posten von Pete übernommen und Micki und ich haben in Corona zu zweit die Songs geschrieben, als aufgrund der Auflagen ohnehin nur eine Person im Mastersound Studio zu mir kommen durfte. Andre und Luc stießen dann noch in der Endphase dazu.”

Wie lange hat es gedauert, bis das Video zu ´Desecration Of God´, dass du fast komplett im Alleingang gemacht hast, im Kasten war? Dieses Video ist Wahnsinn und über die kompletten fast sechs Minuten spürt man die Leidenschaft, die darin steckt.

Alex: “Tatsächlich steckt da auch ein großer Aufwand dahinter mit einer tollen Mannschaft im Rücken, von Filmcrew bis hin zu Darstellern! Wir haben das Video auch in verschiedenen Etappen gedreht, und zum Teil war das noch mitten in der Corona Madness. Das Ergebnis ist wirklich großartig geworden, und die Mühe hat sich gelohnt! Ich drehe ja auch für andere Bands Videoclips wie zuletzt für Eisregen ´Wiedergänger´ und ´Herbstleiche´. Die Filmkunst ist auch eine Leidenschaft von mir, seit Corona habe ich mich auch nochmal damit verstärkt beschäftigt. Meine Schwester Yasmin hat früher in den 90ern ein Filmunternehmen gehabt und viele Videos gedreht – von Lacrimosa bis Amorphis. Ich habe Yasmin Kontakte zu den Metal Labels und Bands vermittelt und wir haben auch bei Atrocity Videos zusammengearbeitet. Aus dieser Zeit habe ich natürlich auch viel mitgenommen.”

Auch ´Born To Kill´ ist großes Kino und in der ersten Woche auf dem Weg zu 10.000 Views. Begeisterte Fans posteten, dass sie wissen, wo es gedreht wurde. Für alle anderen: Wo wart ihr denn zum Drehen des Clips und wie war es in dieser Endzeit-Kulisse zu arbeiten?

Alex: “Die Storyline haben wir im Erlebnispark Reden gedreht, wo auch unsere Darsteller ihre Endzeit- Kulisse für ihre Zwecke nutzen. Das war ein absolut geiler Dreh dort! Die Bandaufnahmen haben wir bei uns in der Gegend im Röhm in Schorndorf gedreht, auch ein genialer Drehort!”

Was empfindest du, wenn du die fertigen Videos siehst und dann auch noch die Reaktionen eurer Anhänger – zu denen ich mich auch zähle.

Alex: “Wir freuen uns natürlich sehr über die mega Feedbacks. Und natürlich ist es ein großartiges Gefühl, nach intensiver Arbeit den fertigen Film genießen zu können!”

Hast du Schauspieler gecastet vorher, oder wie kann ich mir den Prozess vorstellen?

Alex: “Für jede Rolle überlege ich vorher genau wer was machen kann, und deshalb versuche ich auch immer authentische Leute bei den Filmen dabei zu haben, die selbst von der Materie Ahnung haben und es auch rüberbringen können, wie zum Beispiel unseren Schamanen im „Desecration of God“ Video, der im echten Leben ebenfalls Rituale abhält. Wir haben wirklich mit tollen Leuten gedreht, vor und hinter der Kamera!”

Werden weitere solche genialen Videos folgen?

Alex: „Wir haben mit den Videos von ´Faces From Beyond´, ´Malicious Sukkubus´ und ´Fire Ignites´ noch weitere heiße Eisen im Feuer. Die Videos kommen allesamt mega an und wir haben damit tolle visuelle Umsetzungen der Songs!“

Ihr habt mit Elina Siirala und Zoë Marie Federoff zwei, wie ich finde, geniale Sängerinnen für ´Malicious Sukkubus´ an Bord. Wie haben die beiden reagiert, als deine Anfrage kam?

Alex: “Das hat sich wirklich sehr natürlich ergeben und kam zum Teil relativ spontan zustande. Als ich mit Zoe den Videoclip für „Chasing The Ghost“ ihrer Band Catalyst Crime gedreht habe kam uns das in den Sinn. Sie war völlig von dem Song begeistert und so haben wir das aufgenommen. Als sie letzten Festival Sommer mit Cradle of Filth unterwegs und aus den USA angereist war, hat Zoe zwischen den Festival Shows im Mastersound Studio gearbeitet und wir haben dann schon fürs Video Locations gecheckt. Mit Elina ist das im Prinzip genauso gelaufen. Wir haben zwischen den Leaves‘ Eyes Sessions über ein verrückte Ideen bei Atrocity gesprochen und so neben ihren epischen Sopran Einlagen auch geile Hexengesänge aufgenommen. Das hatte Elina zuvor auch noch nicht gemacht, haha! Super Sache!”

Jonah Weingarten, der wie Zoë bei Catalyst Crime spielt, Robse Dahn von Equilibrium, Misstiq und Igor Górewicz featuren auch einige Songs auf “Okkult III”. Wie hast du sie alle unter einen Hut gebracht in diesen eher unsicheren Zeiten wo immer mal wer ausfallen kann wegen Corona?

Alex: “Das stimmt! Von dem her bin ich sehr froh, dass alle Coops so wunderbar funktioneren und geklappt haben. Misstiq ist ja aus Australien und Jonah aus den USA, da mussten wir eh über das Internet kommunizieren. Robse hat dann am Ende des Tages auch vor Ort bei sich aufgenommen. Wir haben am Ende trotz Corona alles super hinbekommen!”

Werden die Gäste, die auf dem Album zu hören sind, auch mal live mit euch auftreten? Ich kann mir vorstellen, dass es nicht so einfach zu bewerkstelligen ist, aber cool wäre es schon.

Alex: “Bei unseren Release Shows auf der 70000 Tons of Metal Cruise ist Zoe als Special Guest bei uns on stage dabei! Das wird bestimmt super!”

Besonders bemerkenswert finde ich die Horror-Soundeffekte bei einigen Songs. Wie habt ihr die denn so gei hinbekommen?

Alex: “Katie Halliday ist eine renommierte Sounddesignerin für Blockbuster wie die SAW Reihe oder die Stranger Things Erfolgsserie. Ich habe Katie auf Tour in Kanada kennengelernt, sie ist Metal Fan und hat uns eine komplette Library mit Horror Sounds für die OKKULT Trilogie kreiert. Ein Traum!”

Das Artwork zur Scheibe ist höllisch gut, deshalb muss es für mich auch die LP-Version sein. Wer hatte die Idee dazu und welcher Künstler setzte sie in die Tat um?

Alex: “Wir haben erneut mit Stefan Heilemann zusammengearbeitet. Das passt einfach super, wir setzen uns immer zusammen hin und erarbeiten tolle Ideen fürs Artwork. Ein echter Leckerbissen! Auch der Merch sieht mega aus!”

Von den zehn Songs behandelt jeder ein anderes Thema. Bei ´Cypka´ zum Beispiel müsste es um den Serienkiller Józef Cyppek aus Stettin/Polen gehen. Welche Abgründe der Menschheit behandelt ihr denn noch?

Alex: “´Cypka´ ist natürlich ein besonderer Song, mein Großvater war ja Polizeihauptmann in Stettin, als es noch deutsch war. Die Serienmorde sind aber erst in den frühen 50er Jahren aufgeklärt worden. Da die OKKULT Trilogie ein breites Themenfeld behandelt, sind die Songs thematisch sehr unterschiedlich. Von moderner Geisterbeschwörung, Tempelritter Verschwörung bis hin zu düsteren Werwolf-Legenden gibt es auf OKKULT III einiges zu entdecken, was wir musikalisch vertont haben. Lasst Euch überraschen und eine Reise in die okkulte Welt antreten!”

Mit Leave’s Eyes musstest du die Tour absagen – und ich traurig mein Ticket zurückgeben – wofür ich aber großes Verständnis hatte und habe. Wie sieht es denn mit der Tourplanung für 2023 aus? Kommst du mit beiden Bands, oder “nur” mit einer?

Alex: “Wir versuchen mit beiden Bands wieder einen “Live Restart” hinzulegen und mit 70000 Tons ist das der erste Schritt! Wir hatten wie viele andere Künstler auch unglaublich Pech. Selbst mit den Festivals im letzten Jahr, als wegen des Ukraine-Krieges natürlich Festivals in Russland gecancelt wurden und ich dann Corona hatte und wir in Deutschland nicht spielen konnten. Wir schauen jetzt nach vorn und sind auch mit neuen Booking Agenten am Start und hoffen natürlich auf tolle Unterstützung der Fans bei den Konzerten!”

Ich würde mich sehr freuen, dich mit Atrocity und/oder Leave’s Eyes auf den Bühnen zu sehen und besonders auf den “Brettern” in meiner Region, damit wir auch endlich mal ein Bierchen trinken können. Bis dahin übe ich mich in Geduld, wünsche euch viel Erfolg mit “Okkult III”!

Alex: “Vielen Dank für die Unterstützung und das tolle Interview, Tobi! Wir sehen uns ganz bestimmt wieder on the Road! Danke an alle Fans für den mega Support!!! Genial!”

Interview: Tobi Stahl
Photocredit: Stefan Heilemann