KATATONIA
Titel: DEAD AIR
Label: PEACEVILLE / EDEL
Spieldauer: 89:08 Minuten
KATATONIA haben seit 2007 nicht eben mit Livealben gegeizt. Ein während des Lockdowns letzten Mai selbstredend im Studio aufgenommenes „Live“album, dessen Setlist, den Zeitraum von „Last Fair Deal Gone Done“ bis zum letzten Studioalbum „City Burials“ abdeckend, zudem noch von den ausgeschlossenen Massen vorab bestimmt wurde, stellt dennoch etwas Besonderes dar. Mein eigener Favorit „The Great Cold Distance“ entpuppt sich dabei mit nicht weniger als sieben (!) Songs auch als absoluter Fanliebling.
Dem Album geht die von einem Publikum befeuerte Atmosphäre natürlich ab. Jedoch sind KATATONIA, und dabei insbesondere Sänger Jonas Renkse, sagen wir, nicht als die explosivsten Performer bekannt, sondern lassen sich lieber in ihre introvertierten kleinen Meisterwerke fallen und versinken in deren melodiösen Klanglandschaften. Einem derart geprägten Temperament kommt die Ruhe im Stockholmer Studio Gröndahl vielleicht sogar ein Stück entgegen. Dabei gestalten die Musiker gerade die älteren Stücke wie „Teargas“ frisch und mit neuen Arrangement-Nuancen. Dabei sind nicht alle Stücke gelungen umgesetzt: in „Omerta“ etwa hätte Renkse die Tonhöhen etwas anpassen müssen.
Insgesamt wirkt „Dead Air“ nicht nur aufgrund der eigentümlichen Melancholie KATATONIAs beklemmend. Wenn Renkse am Ende einiger Songs ein „Thank You“ haucht, beschleicht einen ob der klaustrophoben Atmosphäre eine Gänsehaut. Musik als eine der herausragenden Kulturtechniken und Kommunikationsformen des Menschen bedarf eben mitunter des unmittelbaren Kontakts, des Austauschs mit einem Gegenüber. Vielleicht kann die Band diese Aktion irgendwann ja noch einmal vor Publiukum wiederholen. Sperabilis.
Patrick Müller vergibt 7,5 von 10 Punkten