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CROSSPLANE
Titel: MOTHER'S MONSTER
Label: EL PUERTO RECORDS
Spieldauer: 41:00 Minuten
VÖ: 14. Februar 2025
Brachialer Hardrock (’n‘ Roll) mit geilem Motörhead-Rotz? Da gibt es weltweit einige Bands, die derbe Spaß und (auch live) Dampf machen, ohne wie ein billiger Motörhead-Abklatsch zu klingen. Aus Deutschland gehören dazu neben den Nitrogods (die mit „Valley Of The Gods“ letztes Jahr wieder ein starkes Album abgeliefert haben) definitiv auch die etwa zeitgleich gestarteten CROSSPLANE, die uns mit „Mother’s Monster“ jetzt ebenfalls ihren fünften Longplayer vor den Latz knallen.
Nach ihrem kleinen (Underground-)Klassiker „Class Of Hellhound High“ (2013) hatten mich das gute „Masturboned“ (2015) und das eher durchwachsene „Backyard Frenzy“(2017) nur bei ausgewählten Songs so wirklich gekickt. So richtig geil kam erst 2022 wieder das absolut arschtretende „Fastlane“, auf dem CROSSPLANE Motörhead so unverblümt, aber auch unverschämt genial wie noch nie worshippen – vom Sound über das Songwriting bis hin zur kultigen Orgasmatron-Anspielung als Cover.
Mutters Monster
In dieser Hinsicht kann (und soll) „Mother’s Monster“ sicher nicht mithalten. Haben CROSSPLANE glücklicherweise auch gar nicht erst versucht. Zwar gibt es – nicht nur aufgrund der räudigen Reibeisen-Röhre von Sänger Marcel „Celli“ Mönni – auch weiterhin noch genug Lemmy-Vibes. Allerdings haben die Heavy-Rocker ihr Soundspektrum sowohl in Richtung Punk als auch in Richtung Heavy Metal etwas erweitert und überzeugen mit einigen neuen musikalischen Facetten, die man so bisher noch nicht von der Band gehört hat.
- Während der schwere Uptempo-Opener ‚Rocker‘ noch Motörhead pur atmet, kommen (nicht nur) bei anderen Uptempo-Rockern wie ‚Don’t Play With The Death‘, der Video-Auskopplung ‚Sweep Away The Dirt‚ oder dem Closer ‚Should I Go Or Should I Stay‘ zusätzlich noch einige eingängige Punk-Riffs und -Melodien stimmig mit ins musikalische Gebräu.
- Das speedige ‚Against The Storm‘, das düster-treibende ‚Dead End‘ und der obercoole Titeltrack ‚Mother’s Monster‘ sind dagegen die originellsten und vielleicht untypischsten Songs, die CROSSPLANE bisher geschrieben haben – jeweils auf ihre Art überzeugend und deshalb auch meine persönlichen Anspieltipps.
- Nachdem die fantastische (Halb-)Ballade ‚Black Is My Blue Sky‚ der einzige nicht Motörhead-typische Song des Vorgängers war, ist das wehmütige ‚Remembrance‚ witzigerweise eine der geilsten Motörhead-Balladen, die Lemmy nicht selbst geschrieben hat und damit ein weiteres absolutes Album-Highlight.
- Einzig das solide, aber überraschend konservativ umgesetzte Cover des vielleicht besten Depeche-Mode-Songs ‚Never Let Me Down Again‚ haut mich nicht wirklich aus den Socken. Sorgt live sicher für Party-Stimmung. Auf Platte fehlt mir aber der gewisse Wow-Effekt, den eine genrefremde Coverversion sonst oft mit sich bringt.
Fazit
Mit ‚Mother’s Monster‘ haben CROSSPLANE ihr bisher variabelstes und spannendstes Album abgeliefert, auf dem wirklich jeder Song seinen eigenen Charakter und Wiedererkennungswert hat. Die ziemlich druckvolle, eher metal-lastige Produktion von Waldemar Sorychta (was hätte ich mir diese bei den alten Despair-Scheiben gewünscht…) lässt die Songs sogar härter und „metallischer“ erscheinen, als sie eigentlich sind. Klingt erstmal ungwohnt hart, funktioniert aber gerade bei den eher Band-untypischen Songs ziemlich gut. Insgesamt hat „Mother’s Monster“ absolut Potenzial und Qualität, nicht nur Altfans und Motörhead-Worshipper zu befriedigen, sondern auch, neue Hörerschichten zu gewinnen. Und gerade deshalb halte ich die Scheibe für die bisher beste der Bandgeschichte.
Joe Nollek vergibt 8,5 von 10 Punkten