VIRTUAL SYMMETRY
Titel: VEILS OF ILLUMINATION
Label: INDEPENDENT
Spieldauer: 69:43 Minuten
VÖ: 06. Dezember 2024
Wer Evergrey in den letzten Monaten live gesehen hat, ist vielleicht auch den Herren von der italienisch-schweizerischen Progressive Metal Band VIRTUAL SYMMETRY begegnet, die am 06. Dezember 2024 ihr viertes Albums „Veils Of Illumination“ veröffentlich hat. Weniger virtuell geht die Band bei der Veröffentlichung hier einen eigenwilligen Weg: Die Tracks werden nicht alle sofort online verfügbar sein. Wer die Platte hören will muss sie entweder direkt kaufen oder warten. Die Band hat sich darauf geeinigt jeden Monat nur einen Song (also bis Mai 2025) zu veröffentlichen. Hier mögen sich die Geister scheiden und ich bin mir ebenfalls nicht sicher ob sich diese Strategie nicht eher kontraproduktiv bei einer Neuveröffentlichung auswirkt. VIRTUAL SYMMETRY wurde 2009 als Soloprojekt des Gitarristen Valerio Villa gegründet und besteht nun zudem aus Sänger Marco Pastorino, Keyboarder Marco Mark Bravi, Bassist Alessandro Poppale und Schlagzeuger Alfonso Mocerino.
Wer bisher nicht live dabei war darf sich unter dem progressiven Stil auf „Veils Of Illumination“ von VIRTUAL SYMMETRY mit epischen Suiten anfreunden (ein Track mit etwa 20 Minuten darf man so bezeichnen-generell gibt es keinen Titel unter 5 Minuten), die reich an cineastischen Elementen sind und ein Gleichgewicht zwischen dynamischer Melodie und Technik bieten. Wer auf Texte hört darf sich zudem auf eine ziemlich emotionale Selbstfindungs-Reise zum Schleier der Erleuchtung begeben.
Die komplexen Arrangements und die virtuosen Instrumentalpassagen sind schon beeindruckend. Die Gesangspassagen verleihen dem Album eine zusätzliche Tiefe und verleihen ihm einen einzigartigen Charakter. Pastorinos Stimme funktioniert wirklich großartig als Gesangsstimme, allein die mit etwas mehr Druck vorgetragenen Parts machen das Ganze für mich etwas unrund. Von treibenden Prog-Metal-Riffs bis hin zu atmosphärischen Balladen ist jedoch alles dabei. Allerdings muss ich auch anmerken, dass die Produktion an einigen Stellen durchaus etwas überladen wirken könnte. Die Gitarren könnten etwas weniger komprimiert sein, um mehr Dynamik zu erzeugen. Zudem hätte ich mir gewünscht, dass einige der Stücke etwas kürzer wären, mit weniger Soli aufwarten, um die Spannung aufrechtzuerhalten. So erfordert das Hören schon wirklich einiges an Aufmerksamkeit. Trotzdem hat es „Veils Of Illumination“ mit seinem teils orchestralen Soundgewand in meine Top Ten 2024 geschafft.
Abgemischt und gemastert von Simone Mularoni (DGM), bieten die acht Tracks für Kenner fesselnde Melodien sowie treibende Rhythmen und ist das musikalische Äquivalent eines 1000-teiligen Puzzles, das man zusammengesetzt hat, nur um festzustellen, dass das Bild eigentlich nur ein Haufen bunter Punkte ist statt eines schweizer Taschenmessers. Wer Prog Metal liebt und stundenlang komplexe Songstrukturen analysieren möchte, wird hier auf seine Kosten kommen. Alle anderen sollten vielleicht lieber eine entspanntere Playlist auflegen.
Judith Kroll vergibt 8,5 von 10 Punkten