THE HALO EFFECT
Titel: MARCH OF THE UNHEARD
Label: Nuclear Blast
Spieldauer: 44:06 Minuten
VÖ: 10. Januar 2025
Mikael Stanne hatte musikalisch ein großartiges vergangenes Jahr. Der ehemalige IN FLAMES Frontmann veröffentlichte mit DARK TRANQUILLITY und CEMETERY SKYLINE zwei hervorragende Alben, war auf Tour und durfte sich bereits auf 2025 freuen, denn da erscheint Album #2 nach dem Debüt “Days Of The Lost” das THE HALO EFFECT 2021 raushauten. Stanne, Engelin, Strömblad und Svensson heißen die Bandmitglieder von THE und “March Of The Unheard” heißt das Zweitwerk, das mit zwölf Tracks aufwarten kann und am 10. Januar 2025 bei Nuclear Blast erscheint.
Stanne über “Days Of The Lost”:
What I loved about the first album with THE HALO EFFECT was that it was just new. We didn’t know what we wanted to do. It was just for fun, to amuse ourselves and each other. But then you have to do a followup to an album that was named album of the year here in Sweden by our biggest magazine. It’s like, ‘OK, how do we do that‘?
Die Singles ‘Detonate’, ‘What We Become’ und ‘Cruel Perception’ ließen erahnen, dass uns mit “March Of The Unheard” erneut ein Album mit den unverkennbaren Trademarks des Göteborg-Sounds erwartet und für nicht wenige Metalheads ist Weihnachten in den Januar gewandert.
Niclas Engelin (Guitarist, Co-writer) über THE HALO EFFECT:
I felt more confident this time around. For the first song with THE HALO EFFECT, we didn’t know where to go. We were talking about Rush and progressive music, or maybe we should go Tom Petty. But then Peter had the idea for the opening of [Days of the Lost song] ‘Gateways’ and then we did ‘Shadowminds’ and ‘Feel What I Believe’. We were like, ‘Alright! Let’s not search anymore! Let’s just go for it and not overthink.’ We used that rule on this album. It’s more progressive, with more guitars, more riffage – it’s more of everything, in a way.
Mit ‘Conspire to Deceive’ starten wir in “March Of The Unheard” und das mit jenem druckvollen Gesang Stanne’s, den gewohnt knackigen Gitarren, dynamischen Drums sowie dem eingängigen Text, der schnell in Mark und Bein geht. Über ‘Detonate’ sagt Niclas Engelin:
Verdammt, die Zeit vergeht unfassbar schnell, wenn man so viel Spaß beim Touren und auf Festivals hat und neue Magie erschafft. Wir können es kaum erwarten, dass ihr unsere neue Magie hört, und ich denke, das wird euch gefallen! ‘Detonate’, unsere erste Single vom neuen Album “March Of The Unheard”, ist ein schneller Song, der direkt auf die Fresse geht. Er hat all die Melodien, ohne die ihr nicht leben könnt! Gehorcht dem Riff!
Recht hat er! Einen kurzen Moment der Ruhe bringt ‘Our Channel to the Darkness’, aber nur während der ersten Sekunden, danach gehen die Schweden ins Tempo und drücken den Hörer an die Wand – sehr geile Nummer, welche die Intensität des Albums hochhält. Wer sich ein bisschen mit THE HALO EFFECT beschäftigt weiß, dass die Midtempo-Hymne ‘Cruel Perception’ abends, bei einer Tasse Kaffee und “Akustikgitarrengeklimper” entstand und was soll ich sagen – die besten Lieder kommen ungeplant bei solchen Aktionen zustande. ‘What We Become’ feuert gewaltige Gitarrensounds raus, macht verdammt viel Freude mit den Riffs, den Bässen, dem Gesang von Stanne und den aus dem Leben gegriffenen Lyrics. (Fast) Komplett instrumental ist der 120 Sekunden Track ‘This Curse of Silence’, nach dem der einDRUCKsvolle Titelsong ‘March of the Unheard’ aus den Lautsprechern ballert, bei dem die Band den Support der Marschkapelle ‘Göta Lejon’ hatte. Ein Gänsehautlied in Melodie und Lyrik.
Dieses Stück basiert auf der Melodie für das Intro bei all unseren 96 Shows. Ich (Niclas Engelin) hatte die Idee, unser Album auch mit dieser Melodie zu starten und einen ganzen Song drumherum zu bauen. Mikael (v.) brachte den ganzen Song mit seinen Lyrics auf eine andere Ebene. Es geht darin inhaltlich um die Notwendigkeit, dass unsere Gesellschaft die Stimmen der Ungehörten vernimmt, der Machtlosen. Dass wir dann auch noch mit der mächtigen Göteborger Marschkapelle ‘Göta Lejon’ zusammenarbeiten durften, haute uns um, sowohl im Studio als auch live. Verdammt, die sind stark!!!
Auf den Weg ins letzte Drittel von “March Of The Unheard” hören wir ‘Forever Astray’, bei dem Stanne mit seiner wundervollen Klarstimme zu hören ist. Violinen machen ‘Between Directions’ zu einem sehr atmosphärischen Song, bei dem Mikael fast nur mit klarer Stimme performt – jetzt hat die Gänsehaut eine Gänsehaut. Headbanger kommen in ‘A Death That Becomes Us’ genauso auf ihre Kosten wie die etwas ruhigere aber genauso genießerische Fraktion der “Kopfnicker”. Moshen geht während ‘The Burning Point’ ganz gut und ist gleichzeitig auch die letzte Möglichkeit dazu – während dieses Hördurchgangs. Wieso? Ganz einfach, ‘Coda’ beendet das Album mit ruhigen Klängen, einem feinen, aber kurzen, Chorgesang und ist ein sehr würdiger Abschlusssong, der mit seiner Orchestrierung nochmal tief unter die Haut schlüpft.
Erst Ende Dezember “zwang” – haha – uns Sven dazu, unsere Top 10 für 2024 aufzuschreiben und nun gibt es bereits am zweiten Releaseday des neuen Jahres diesen Hammer von einem Album – wo soll das denn hinführen? THE HALO EFFECT strotzen vor Energie, servieren bockstarke Gitarren-Leads, Drums die meine Wände zum wackeln bringen, Streichinstrumente die eine dichte Atmosphäre erzeugen, harsche Vocals und Clean-Singing, Proggy-Synthies und noch so viel mehr was Fans von gepflegtem schwedischen Melodic Death Metal die Augen feucht, die Ohren groß und das Herz fröhlich macht. Ich sehe nur eine Gefahr und spanne damit den Bogen zum Anfang dieses Artikels. Mikael Stanne und seine Bands müssen ein bisschen darauf aufpassen, sich nicht zu ähnlich zu klingen, vor allem wenn so dicht hintereinander neues Material erscheint. Als Fan des sympathischen Schweden und all seiner Gefährten kann ich aber nicht genug von dieser Mucke bekommen und genieße sowohl THE HALO EFFECT, als auch DARK TRANQUILLITY und CEMETERY SKYLINE so oft es geht.
Tobi Stahl vergibt 9,5 von 10 Punkten