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CEMETERY SKYLINE – Die Band ist nicht nur ein Nebenprojekt

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Cemetery Skyline ist die neue skandinavische “Supergroup” die mit folgendem Line Up an den Start geht: Mikael Stanne (Dark Tranquillity, The Halo Effect), Markus Vanhala (Insomnium, Omnium Gatherum, I Am The Night), Santeri Kallio (Amorphis), Victor Brandt (Dimmu Borgir, Witchery, ex-Entombed/Entombed A.D. und viele mehr) und Vesa Ranta (Sentenced, The Abbey).

Die Skandinavier veröffentlichten am 11. Oktober ihr lang erwartetes Debütalbum “Nordic Gothic” und ich freue mich sehr, dass ich mit AMORPHIS und jetzt auch CEMETERY SKYLINE Keyboarder Santeri Kallio über jenes Debüt sprechen durfte!

Hallo in die CEMETERY SKYLINE Zentrale zu Santeri Kallio – wo befindet sich denn euer Hauptsitz eigentlich?

Das ist eine verdammt gute Frage. Das Bandleben fand hauptsächlich im Internet-Bitwirbel statt, daher sind wir in Schweden und Finnland ansässig, aber ich denke, da sich unser Hauptquartier in Kotka, Finnland befindet, denn dort befindet sich auch die Fledermaushöhle des Bandgründers Markus Vanhalas.

Gut, die Frage haben wir geklärt. *lacht* Wie geht es euch denn so kurz nach dem Release eures Albums “Nordic Gothic”?

Ich denke, uns geht es sehr gut. Alle scheinen mit dem Album zufrieden zu sein, zumindest ist die Band damit letztendlich zufrieden. Auch die Leute vom Plattenlabel aus Deutschland und den USA sind von “Nordic Gothic” begeistert. Es liegt jede Menge Spannung in der Luft, die Kritiken in den Magazinen, in den Reactionvideos auf YouTube und vom Publikum, das nun endlich die Möglichkeit hat, das Album in der Hand zu beurteilen, sind überwältigend.

Nun ist es ja so, dass alle Bandmitglieder eher aus dem extremeren Metal bekannt sind. Was war eure größte Motivation, euch musikalisch für eine andere Stilrichtung zu entscheiden?

Die Motivation kam aus dem Kontext, eine Band im Geiste des Dark Rock und Gothic Rock der 80er und 90er zu gründen. Wir sprachen darüber, eine Band zu gründen, um all die klassischen Bands zu ehren, deren Musik düster, melodisch und melancholisch war, wie TYPE O NEGATIVE, THE MISSION, SISTERS OF MERCY usw. Versteh mich nicht falsch – die Idee war nicht, all diese Kultbands zu kopieren, nicht etwas neu zu machen, was es schon gibt, sondern eher neue, frische Musik im gleichen Geist zu machen und das Publikum mit uns zurück in die dunklen, verrauchten Clubs und Atmosphären der legendären Jahre der späten 80er und 90er zu nehmen. Jeder von uns hat bereits eine Metal-Band mit einem ziemlich guten, stabilen Stand, also sahen wir keinen Grund, einfach eine weitere Metal-Band zu gründen. Ich denke, jeder hatte das Bedürfnis, etwas anderes auszuprobieren als die immer gleichen Heavy-Metal-Riffing-Extreme. Wir alle haben in unserer Jugend – in den 20ern und 30ern – all diese großartigen Gothic-, Dark Rock- und New-Age-Bands geliebt, also dachten wir, dass diese Richtung für uns aufregend genug wäre, um eine neue Band in die Welt hinaustragen zu wollen.

Wenn du euren CEMETERY SKYLINE Stil beschreiben müsstest, wie würdest ihn jemandem näher bringen, der euch nicht bzw. nur von den anderen Bands kennt?

Ich würde Namen wie SISTERS OF MERCY, MISSION, TYPE O NEGATIVE, KILLING JOKE und so weiter einwerfen. Wir hauchen dem Musikstil, der nach seinen goldenen Jahren im Grunde verschwunden ist, neue dampfende heiße Luft ein. Düster, atmosphärisch, melancholisch, launisch, Gothic und Heavy Hard Rock. Das Album ist ziemlich vielseitig, mit vielen Richtungen von Gothic bis Crossover-Musik, nicht zu vergessen einige neue Richtungen, die man im Musikbereich noch nie gehört hat.

Bisher wurden fünf Songs als Singles veröffentlicht, also das halbe Album sozusagen. Warum so viele Appetitmacher und wie waren die Reaktionen von euren Fans, besonders jenen, die eigentlich nur wegen euch was anderes als Death Metal hören?

Das Musikgeschäft ist hart heutzutage, besonders mit einer neuen Band und einem Debütalbum. Andererseits hatten wir so viele eingängige Songs, die unsere Band gut repräsentieren, dass wir dachten, wenn wir nur eine Single und das Album raushauen, hätte das Risiko bestanden, dass das Album nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient. In Zeiten von Social Media ist es besser, ein Debütalbum gut vorzubereiten. Wir haben ziemlich hart an unserer Vision gearbeitet und das Album wirklich bis zum Äußersten gepusht. Es war also eigentlich der richtige Weg, die Fans unsere Musik wirklich selbst finden zu lassen.

Wie kann ich mir die Entstehung eines CEMETERY SKYLINE Songs vorstellen? Trefft ihr euch im Studio, oder passiert die Magie übers Internet?

Die Songs wurden von Markus und mir im Grunde als Zwei-Mann-Band gemacht. Natürlich haben wir beim Aufnehmen der Demos einige Ideen ausgetauscht und notwendige Änderungen vorgenommen. Es gab also auch eine Art Zusammenarbeit. Auch Mikaels Input war extrem wichtig, um unseren Stil zu finden. Nachdem er das erste Demo ‘Violent Storm’ gesungen hatte, wussten wir alle ungefähr, was wir eigentlich tun. Danach, als er weitere Songs einsang, verengte sich der musikalische Weg von CEMETERY SKYLINE, wurde fokussierter und die Vision wurde klarer. Nach etwa 4-5 Demos war es viel einfacher, Material zu komponieren, sodass man ungefähr wusste, was auf den Song zukommt. Sehr spät im Prozess gab es einige extreme – nicht so typische – Proben für das Album, um die allgemeine Klanglandschaft zu erweitern, wie ‘When Silence Speaks’, was kein so typischer Rocksong ist.

Thematisch singt ihr aus den verschiedensten Bereichen, die Menschen im Norden Europas umtreiben – wenn man das so umschreiben kann. Holt ihr euch Inspirationen aus eurem Umfeld oder sind es gar eigene Erfahrungen, aus denen eure Texte bestehen?

Mikael hat gesagt, dass die Texte nicht unbedingt aus seinem Privatleben stammen müssen – sie ähneln eher Studien, die er über skandinavische Einsamkeit und selbst gewählte Abgeschiedenheit angestellt hat. Auch einige Geschichten stammen aus dem wirklichen Leben, aus seinen Beobachtungen der Welt und einige sogar aus persönlichen Erfahrungen. Als ich die Texte zum ersten Mal vollständig gelesen habe, konnte ich mich persönlich mit den meisten Texten wirklich identifizieren. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass viele Geschichten – meiner Interpretation nach – direkt aus meinem Leben stammen könnten, sozusagen aus meinen persönlichen Erfahrungen und Emotionen.

Musikalisch finde ich euch sehr beeindruckend und schrieb in meiner Review (an anderer Stelle) unter anderem:

“Nordic Gothic” ist ein nicht alltägliches Album, kreiert von Künstlern auf musikalischer Entdeckungsreise. Ich tauche gerne noch öfter in die Welt der nordischen Einsamkeit ein und lasse mich auf die einzigartige Atmosphäre ein, die das Quintett großartig ins heimische Wohnzimmer transportiert.

Ich bin also sehr angetan von eurem Album und frage mich daher, ob ihr als Band bestehen bleibt und es neben weiteren Alben auch Live-Termine geben wird. Wie schafft ihr denn den Spagat zu euren anderen Bands – alleine Mikael Stanne ist bei DARK TRANQUILLITY und THE HALO EFFECT aktiv, die alle Touren und Alben veröffentlichen.

CEMETERY SKYLINE ist nicht nur ein Nebenprojekt, es ist eine echte Band und zwar eine starke. Wir haben bereits mehrere Festivals in Finnland und eines in den USA gebucht und eine kleine Clubtour in Finnland, wo wir bereits im letzten Sommer unsere Festival Premiere gespielt haben. Im Grunde dreht sich alles um Logistik und Vereinbarungen. Jeder ist ziemlich beschäftigt mit seinen anderen Bands, aber mit der richtigen Planung im Voraus ist es möglich, auch dort CEMETERY SKYLINE-Shows unterzubringen. Außerdem sind alle so aufgeregt, die Chance zu haben, mit dieser Band auf einer Bühne zu stehen, damit sie auch den Agenten der anderen Bands die Bedeutung dieser Shows klarmachen können. Jeder versteht, dass es im Allgemeinen bei den Bands, mit denen wir hier zu tun haben, keine solche Eile gibt, dass der gesamte Kalender nur für eine bestimmte Band priorisiert werden sollte. Wir sind schließlich nur Musiker. *lächelt*

Ich bin sehr gespannt wie es mit CEMETERY SKYLINE weitergehen wird und würde mich verdammt freuen, wenn ihr es nach Deutschland schafft mit der Band und euren dunklen Rock in unseren Hallen, auf unseren Festivals zum besten geben würdet und so habe ich nur noch zu sagen, dass die letzten Worte immer meinem Interviewgast hören – Manege frei:

Hallo Deutschland – das Land des Gothic. Hört euch unser neues Album an und begebt euch mit uns in den Strudel dunkler, verrauchter Clubs. Viel Spaß dabei und hoffentlich sehen wir uns bald bei einigen CEMETERY SKYLINE-Shows dort!

Interview: Tobias Stahl
Photocredit: Sam Jansen