LEVIATHAN
Titel: STORIES OF IMPERCEPTIBLE LIGHT
Label: ARKEYN STEEL RECORDS
Spieldauer: 42:00 Minuten
VÖ: 27. September 2024
Da LEVIATHAN einer der beliebtesten Bandnamen überhaupt zu sein scheint (aktuell 20 Eintragungen in den Metal Archives), sei zunächst einmal klargestellt, dass es sich hierbei um die 1989 gegründeten Powerprogger aus Colorado handelt, die nach zwischenzeitlicher Auflösung Ende der Neunziger von Gitarrist/Songwriter John Lutzow wiederbelebt wurden. Seither hat John ein halbes Dutzend herausragender, aber leider wenig beachteter, Alben mit verschiedenen Bandbesetzungen eingespielt und veröffentlicht. Mittlerweile hat er mit John Sellers (git), Kyle Abbott (dr) und Rafael Gazal (voc) ein stabiles Line-up gefunden, welches quasi ein Garant für großartige Ergebnisse ist.
Bereits die letzten beiden Longplayer „Mischief Of Malcontent“ und „Words Raging War“ waren absolute Genrehighlights und werden vom nun erscheinenden „Stories Of Imperceptible Light“ zumindest egalisiert, wenn nicht sogar übertroffen. Während Lutzow sich in der Vergangenheit gerne mal in schwer durchdringlichen, hoch komplexen Songstrukturen verlor, die von Mathheads (sic) zwar abgefeiert von unbedarften Metalheads jedoch kaum nachvollzogen werden konnten, schafft er es nun seine Stücke schneller auf den Punkt zu bringen und mit richtiggehenden Hooklines zu versehen.
Dabei ist vor allem Gazals samtweiches Timbre natürlich der Ohrenschmeichler schlechthin. Es gelingt dem Brasilianer mit seinen ausgefeilten Gesangslinien immer wieder perfekt, die immer noch sehr anspruchsvollen Instrumentalpassagen und immer wieder eingestreuten Sprachsamples zu einer schlüssigen Einheit zu verbinden. Auf dem neuen Album kann man eigentlich jeden der sieben Tracks blind abspielen und wird an jeder Stelle des Albums zu hundert Prozent abgeholt.
Da die Bandmitglieder über den kompletten amerikanischen Kontinent verstreut sind, sieht der Entstehungsprozess eines Albums so aus, dass John Lutzow für das Songwriting und die hochintelligenten Texte hauptverantwortlich zeichnet und seine Rohentwürfe an die restlichen Bandmitglieder schickt, die ihre Parts dann individuell ausarbeiten und an John retournieren. Der gibt den Stücken dann den letzten Feinschliff und optimiert den Sound. Dabei ist er selbst sein größter Kritiker. Dementsprechend perfekt klingt „Stories Of Imperceptible Light“.
Das tolle Coverartwork stammt einmal mehr vom deutschen Künstler Martin Schröder. Das Album wird zunächst nur auf CD beim griechischen Kultlabel Arkeyn Steel Records erscheinen. Es wäre wünschenswert, dass LEVIATHAN endlich die Resonanz erfährt, die diese wirklich bemerkenswerte Band verdient. Besser als ‚Echo Chamber‘, ‚Life To Lose‘ oder ‚Vanishing Point‘ kann Prog Metal kaum klingen. Das ist feinstes Methadon für unter Entzugserscheinungen leidende Fates Warning-Fans. Also greift zu.
Alex Fähnrich vergibt 9,5 von 10 Punkten