ATTAXE – BRAVING THE TEMPEST

Attaxe - Braving The Tempest

ATTAXE

Titel: BRAVING THE TEMPEST

Label: GOLDEN CORE/ZYX

Spieldauer: 41:24 Minuten

VÖ: 30. August 2024

Wenn das mal nicht rekordverdächtig ist: 39 Jahre nach ihrer Bandgründung und einigen legendären Demos in den 80ern veröffentlichen die US-Metaller ATTAXE aus Cleveland/Ohio mit „Braving The Tempest“ jetzt tatsächlich ihr offizielles Debütalbum. Vor einigen Jahren kamen besagte Demos inkl. einiger Kulthits übrigens auf der uneingeschränkt empfehlenswerten Compilation „20 Years The Hard Way“ zu späten CD- und Vinyl-Ehren.

Attaxe 2024

Nach ihrer Auflösung 1990 und zwei kurzzeitigen Reunions haben die Urmitglieder Juan Ricardo (Vocals), Schlagzeuger Drew Sodee und Bassist Ray Hitchcock ATTAXE 2019 erneut reaktiviert. Komplett neu an Bord ist Gitarrist Chris Westfall. Vor allem Frontmann Juan Ricardo sollte – zumindest in Underground-Kreisen – von der 90er Cleveland-Kultband Ritual (ehem. Torment) oder neueren Acts wie Sunless Sky, Wretch, Blind Cross und Dark Arena her ein Begriff sein.

Wie bei allen Bands, bei denen Juan Ricardo mit seinem unverkennbaren, relativ hohen und teilweise auch etwas exzentrischen Gesangsstil mitwirkt, muss man auch dem neuen ATTAXE-Output attestieren: „Braving The Tempest“ bietet trotz einiger Highlights und Eingängigkeit keine vordergründigen Hits für den Metal-Mainstream, sondern dürfte vor allem Fans von etwas komplexerem US-Metal mit NWoBHM-Einschlag wie Jag Panzer, Hades, Helstar oder eben Juans anderen Bands entzücken.

Braving The Tempest

Insgesamt ist das Album meist im flotten, treibenden Midtempo gehalten. Der Opener und Titelsong ‚Braving The Tempest‚ „groovt“ da schon verhältnismäßig schnell los. Songtechnisch eigentlich kein Überflieger, für mich persönlich aber bereits das erste Highlight, weil mich Rhythmik und der etwas unorthodoxe Gitarrensound hier irgendwie permanent an die NWoBHM-Kultband Demon Pact erinnern.

Noch mehr überzeugen Perlen wie ‚Devils Advocate‘, ‚Sign Of The Snake‘, ‚When Tyrants Fall’und ‚Do You Believe‘ mit ihrer starken Mischung aus leicht progressivem US-Metal und einigen melodischen Helloween- und Maiden-Vibes. Vor allem aber der kleine Tophit und mein persönlicher Liebling des Albums ‚Do You Believe‘ hätte perfekt auf Maiden-Alben wie „Piece Of Mind“ oder „Powerslave“ gepasst.

Nicht ganz so zwingend kommen Songs wie das irgendwie nicht auf den Punkt kommende ‚The Abyss‘, sowie die groovigen, aber halt auch nicht herausstechenden ‚Diamonds‘ und The Highwayman‘. Dafür machen der geniale Midtempo-Fistraiser ‚Can’t Stop The Evil‘ (mein zweiter Favorit, wäre in den 80ern ein kleiner Klassiker gewesen) und der speedige Abschlusstrack ‚Avenging Angel‘ zum Ende noch einmal richtig Spaß.

Fazit

„Braving The Tempest“ atmet weitestgehend wunderbar den Spirit progressiver und teilweise etwas sperriger ATTAXE-Klassiker wie „Unholy Realm“, „Blood On The Moon“, „Powermad“ oder „Suicide“. Fans oben genannter Bands und Stilarten sollten unbedingt mal ein Ohr riskieren. Was mir im Vergleich zu den alten Demo-Zeiten jedoch fehlt, sind straight nach vorne riffende Headbanger wie „Metal Messiah“, „Pedal To The Metal“, „Lovefire“ oder „Out Of The Storm“, mit denen ATTAXE damals sogar Bands wie Riot, Priest, Accept, Warlock usw. locker das Wasser reichen konnten.

Joe Nollek vergibt 8 von 10 Punkten